Armageddon 06 - Der nackte Gott
Redundanz, um den Fluß im optimalen Bereich zu halten.«
»Ja. Richtig. Ausgesprochen faszinierend.« Er knüllte das Handtuch zusammen und warf es in hohem Bogen quer durch die Kabine. Es landete ganz genau über der Öffnung des Wäschetrichters und rutschte hinein.
Sarha blickte ihm hinterher. »Ich möchte die Zufuhr auf maximalem Niveau halten«, sagte sie. »Wir könnten auf jedes Gramm angewiesen sein.«
»Sicher. Wie waren Liols Sprungmanöver?« Selbstverständlich wußte er längst Bescheid; das Logbuch der Lady Macbeth war das erste, was er überprüft hatte, als er aufgewacht war. Liol hatte im Verlauf der letzten Wache fünf Sprünge durchgeführt, und nach dem Bordrechner zu urteilen war jeder davon im wesentlichen fehlerfrei verlaufen. Aber das war nicht der Punkt.
»Prima.«
»Hmmm.«
»Also gut, was ist eigentlich los? Ich dachte, ihr beide kämt inzwischen ganz gut miteinander zurecht? Du kannst ihm jedenfalls keine Inkompetenz vorwerfen.«
»Will ich auch gar nicht.« Er angelte ein sauberes Sweatshirt aus einem Spind. »Es ist nur, daß ich dieser Tage eine Menge Leute um ihren Rat und ihre Meinung frage, und das ist für einen Kommandanten gar keine gute Entwicklung. Schließlich bin ich derjenige, von dem alle fehlerlose Entscheidungen aus dem Bauch heraus erwarten.«
»Falls du mir eine Frage bezüglich der Führung der Lady Macbeth stellen würdest, wäre ich zutiefst besorgt. Aber alles andere …« Sie winkte träge ab. »Du und ich, wir beide sind lange genug in deinem Null-g-Käfig herumgeturnt. Ich weiß beispielsweise, daß du dich nicht wie andere Männer bindest. Wenn du diesbezüglich Hilfe suchst, bist du bei mir richtig.«
»Was meinst du damit, ich binde mich nicht?«
»Joshua, du warst draußen im Ruinenring auf Schatzsuche, seit du achtzehn warst. Das ist nicht normal. Andere Männer in deinem Alter wären unterwegs gewesen, um sich zu amüsieren.«
»Aber ich habe mich amüsiert.«
»Nein. Du hast zwischen deinen Flügen nach draußen eine Menge Mädchen gevögelt, das ist alles.«
»Aber genau das ist es, was Achtzehnjährige machen, oder nicht?«
»Das ist es, wovon Achtzehnjährige träumen, Joshua. Adamisten jedenfalls. Alle anderen sind voll und ganz damit beschäftigt, so schnell wie möglich in die Welt der Erwachsenen zu kommen und herauszufinden, wie zur Hölle sie funktioniert und warum alles so verdammt kompliziert und schmerzhaft ist. Wie man mit Freundschaften und Beziehungen umgeht. Wie man sich trennt. All solche Dinge.«
»Das klingt ja gerade so, als müßten wir eine Art Prüfung ablegen.«
»Das müssen wir auch, obwohl sie die längste Zeit unseres Lebens dauert. Und du hast noch nicht einmal damit angefangen.«
»Meine Güte, das ist alles so tiefgründig, und das zu dieser frühen Tageszeit! Was zur Hölle willst du mir damit sagen?«
»Nichts, Joshua. Du bist derjenige, der sich Gedanken macht. Ich weiß verdammt genau, daß es nichts mit unserer Mission zu tun hat. Also schätze ich, daß ich versuche, dir zu entlocken, was in dir vorgeht, und dich davon überzeuge, daß es in Ordnung ist, darüber zu reden. Die meisten Leute tun das, wenn sie sich nahestehen. Das ist vollkommen normal.«
»Ballett und Psychologie, wie?«
»Du hast mich wegen meiner Vielseitigkeit in die Besatzung aufgenommen, schon vergessen?«
»Also schön«, gab Joshua nach. Sie hatte recht, es fiel ihm tatsächlich schwer, über diese Sache zu reden. »Es ist wegen Louise.«
»Ah. Die Puppe von Norfolk. Die ganz besonders junge Puppe.«
»Sie ist nicht … «, fing er automatisch an, doch Sarhas emotionsloser Gesichtsausdruck ließ ihn innehalten. »Zugegeben, sie ist ein wenig jung. Ich schätze, ich habe das ausgenutzt.«
»Wow, ich hätte nie gedacht, daß der Tag kommen würde, an dem ich diese Worte aus deinem Mund hören würde. Aber warum genau machst du dir Gedanken? Schließlich benutzt du deinen Status wie eine Betäubungspistole.«
»Tue ich nicht!«
»Bitte, Joshua. Wann warst du das letzte Mal unten auf einem Planeten, ohne deinen kleinen Kommandantenstern hell und glitzernd auf der Schulter zu tragen?« Sie schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. »Du warst tatsächlich in sie verliebt, wie?«
»Nicht mehr als normal. Es ist nur, daß keine von meinen anderen Freundinnen als Besessene geendet ist. Meine Güte, ich hatte schließlich einen Vorgeschmack darauf, wie es sein muß. Ich kann den Gedanken einfach nicht verdrängen, wie es für sie
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