Armageddon 06 - Der nackte Gott
verwandelte ihre Bahnen in enge Spiralen, bis er in eine dichte psychedelische Chromosphäre gehüllt war. Die zweite Staffel aus strategischen Plattformen sowie die interorbitalen Fähren waren als nächstes an der Reihe, gefolgt von einem weiteren Asteroiden.
Einen Augenblick lang sah es aus, als hätte die reine Barbarei der Waffen irgendwie eine Kettenreaktion innerhalb der atomaren Struktur des Felsens ausgelöst. Die üppig erblühenden Explosionen verschmolzen zu einer einzigen sonnenhellen Entladung. Dann zerbrach die Uniformität des Lichts. In seinem Zentrum war der Asteroid auseinandergebrochen, und eine Sintflut aus Trümmern und geschmolzenem Fels löste sich von ihm, nur um ihrerseits eine Kaskade neuerlicher Explosionen zu verursachen, als sie von weiterer Submunition abgefangen wurden.
Tief in seine Beschleunigungsliege gepreßt von Luftmolekülen, die schwerer wogen als Blei, beobachtete Motela Kohlhammer das Geschehen mit Hilfe einer Kombination aus Datavis-Übertragungen und taktischen graphischen Überlagerungen. Die Symbole verschmolzen immer stärker mit der Realität, je mehr die Wirklichkeit die elektronischen Anzeigen imitierte. Gestaffelte Schalen aus Licht hüllten den Planeten ein, als sich Plasmawolken ausdehnten und dabei abkühlten. Die größte Anzahl von Fähren, Schiffen, Stationen und strategischer Hardware war wie üblich im niedrigen Orbit stationiert. Konsequenterweise erzeugten die resultierenden Explosionswellen, als die tausendfache Submunition hindurchging, einen Mantel aus undurchdringlicher Helligkeit, der den gesamten Planeten vor jeglicher Beobachtung von außen abschirmte.
Unter diesem Schirm regneten Trümmer in bezaubernden pyrotechnischen Stürmen auf die Oberfläche herab. Streifen ionisierter Luft schossen durch die oberen Atmosphäreschichten, ein Schauer aus heimtückischen Sternen, die die Stratosphäre auf Hochofentemperaturen erhitzten. Die Wolken darunter färbten sich tiefrot.
Die Illustrious raste in achtzigtausend Kilometern Höhe über den Südpol hinweg, als die Besessenen am Boden ihren Zaubergesang anstimmten. Die erste Warnung kam, als das Gravitationsfeld des Planeten schwankte und die Flugbahn des Schlachtschiffs um mehrere Meter verschob.
Der Lichtschein rings um Arnstadt flackerte nicht einen Augenblick, sondern änderte lediglich seine Farbe. Er durchlief das Spektrum zu immer tieferem Rot hin, während er sich weiter und weiter zusammenzog. Die optischen Sensoren mußten im Verlauf der letzten Minuten mehrere Schutzfilter aktivieren, während die Lichtquelle weiter und weiter schrumpfte, ohne an Intensität zu verlieren.
Motela Kohlhammer hielt einen optischen Sensor auf die anklagend leere Stelle im Raum gerichtet, an der noch Sekunden vorher Arnstadt gewesen war, während Radar und gravitonische Sensoren des Schlachtschiffes den Raum nach einer Spur des Planeten absuchten. Die Resultate waren ausnahmslos gleich: negativ. »Befehlen Sie unserer Eskorte, zu den Rendezvouskoordinaten der Flotte zu springen«, ordnete Kohlhammer an. »Und dann berechnen Sie einen Kurs nach New California.«
Sarha schwebte durch die offene Luke in die Kabine des Kommandanten, ohne die Leiter aus dunklem Komposit zu beachten. Sie ließ sich von der halben Standardschwere des Beschleunigungsmanövers zu Boden ziehen, wo sie graziös landete.
»Das Ballett hat wirklich einen Verlust erlitten, als du dich an der Universität für Raumfahrt und Raumfahrttechnik eingeschrieben hast«, sagte Joshua. Er stand in seine Shorts gekleidet mitten im Raum und rieb sich mit einem Handtuch eine reichliche Portion nach Limonen riechendes Gel vom Oberkörper.
Sie musterte ihn mit einem wilden Grinsen. »Ich weiß eben, wie man niedrige Gravitation zu seinem Vorteil ausnutzt.«
»Ich hoffe, Ashly weiß das zu schätzen.«
»Ich weiß gar nicht, wovon du redest?«
»Hmmm. Wie kommen wir voran?«
»Offizieller Abschlußbericht meiner Brückenwache, Sir. Wir kommen genauso voran wie gestern.« Ihr militärischer Salut war alles andere als zackig.
»Also genauso wie vorgestern.«
»Und vorvorgestern, verdammt richtig. Oh, und ich habe das Leck in dieser Reaktionsmassezuleitung gefunden. Irgend jemand scheint geschlampt zu haben, als die Tanks im Laderaum installiert wurden. Ein Flansch ist undicht, weil er nicht richtig sitzt. Beaulieu meint, daß sie die Sache heute noch in Ordnung bringt. Bis dahin habe ich die Zuleitung isoliert; wir verfügen über ausreichend
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