Armageddon 06 - Der nackte Gott
Adamistenschiff entfernt materialisierte die Oenone.
»Kontakt bestätigt«, meldete Joshua per Datavis an Syrinx, nachdem die Antenne das Kurzstreckensignal der Oenone empfangen hatte. Sämtliche Sensorbäume der Lady Macbeth hoben sich aus ihren Rumpfnischen, zusammen mit den neuen Systemen, die auf Kempster Getchells Bitte hin eingebaut worden waren. Joshua konnte sehen, wie sich aus den Frachtluken an der Unterseite des Voidhawks eine ähnliche Reihe von Meßgeräten schob.
»Ich kann Sie sehen«, antwortete Syrinx. »Keinerlei Felsen oder Staubwolken in unserer unmittelbaren Umgebung. Wir beginnen mit der Sensorabtastung.«
»Wir auch.«
»Wie ist Ihr thermisches Profil?«
»Bis jetzt prima«, antwortete Sarha, nachdem Joshua die Frage an sie weitergegeben hatte. »Es ist heiß dort draußen, aber längst nicht so heiß wie bei der Annäherung an die Antimateriestation. Unsere Wärmepaneele können die aufgenommene Hitze schneller abstrahlen, als sie vom Rumpf absorbiert wird. Aber ich würde nicht viel näher heranfliegen. Und wenn du uns in eine langsame, kontinuierliche Rotation versetzen könntest, wäre ich dir dankbar. Damit vermeiden wir lokale Aufheizungen in der Rumpfisolierung.«
»Ich tue mein Bestes«, antwortete Joshua. »Syrinx, wir kommen zurecht. Wie sieht es bei Ihnen aus.«
»Keinerlei Probleme bei dieser Entfernung. Die Schaumisolation ist intakt.«
»In Ordnung.« Joshua aktivierte die äquatorialen Korrekturtriebwerke der Lady Macbeth und initiierte die langsame Barbecue-Rolle, die Sarha sich gewünscht hatte.
Die Besatzung war vollzählig auf ihren Brückenstationen und in Alarmbereitschaft, falls der rote Riese eine unliebsame Überraschung für sie bereithielt. Samuel und Monica befanden sich unten in der Messe in Kapsel B, gemeinsam mit Alkad, Peter und Oski, die mit den Sensoren arbeiteten. Die Daten der Oenone wurden direkt an Parker, Kempster und Renato weitergeleitet. Außerdem tauschten beide Schiffe ihre Daten in Echtzeit aus, so daß die Experten sie simultan analysieren und abgleichen konnten.
Rasch entwickelte sich ein Bild des lokalen Raums. Es war alles andere als ein Vakuum. Heiße Partikelströme rasten an den Rümpfen der Schiffe vorbei.
»Ruhiger als die Umgebung des Jupiter«, kommentierte Syrinx. »Aber mindestens genauso gefährlich.«
»Nicht soviel harte Strahlung, wie wir vorhergesagt hatten«, fügte Alkad hinzu.
»Die Wasserstoffhülle scheint den größten Teil der Strahlung zu absorbieren, bevor sie die Oberfläche erreicht.«
Die optischen und infraroten Sensoren tasteten die Umgebung des roten Riesen in immer weiterer Entfernung von der Oberfläche ab. Analyseprogramme suchten nach sich bewegenden Lichtpunkten, die auf Asteroiden oder mondgroße Körper hindeuteten oder vielleicht sogar einen Planeten. Das Raumverzerrungsfeld der Oenone fand nur wenig lokale Masse, die die Uniformität der Raumzeit krümmte. Die starken Sonnenwinde schienen alles aus dem System geblasen zu haben. Andererseits hatten sie bisher weniger als ein Prozent des äquatorialen Orbits abgesucht.
»Kempster?« meldete sich Oski per Datavis. »Besteht die Möglichkeit, daß ein roter Riese Mikrowellenstrahlung abgibt?«
»Nicht nach irgendeiner unserer gegenwärtigen Theorien«, antwortete der überraschte Astronom.
»Kommandant Calvert, dürften wir bitte einen genaueren Blick auf die Strahlenquelle werfen?«
Auf der Brücke warf Joshua Dahybi einen alarmierten Blick zu. Die alte Intuition beschleunigte seinen Puls. »Energieknotenstatus?« fragte er.
»Wir können jederzeit springen, Boß«, antwortete Dahybi leise.
»Liol, du hältst unsere elektronischen Stördetektoren im Auge, ja? Ich will in dieser Sache absolut auf Nummer Sicher gehen.«
Der Bordrechner verkündete, daß die Sensoren einen weiteren Mikrowellenpuls aufgefangen hatten.
»Die Strahlung ist unserem Radar sehr ähnlich«, sagte Beaulieu. »Allerdings besitzt sie keine Signatur, die mit irgend etwas verwandt ist, was in der Konföderation zum Einsatz kommt. Sie besitzt auch keine Gemeinsamkeiten mit dem, was die Schiffe der Tyrathca benutzt haben.«
»Oski, ich schalte unsere Sensoren jetzt für Sie frei«, sagte Joshua.
Aktive und passive Antennen rotierten auf ihren Bäumen in die Richtung, aus der das Signal gekommen war. Der Bordrechner setzte die Meßwerte nach Maßgabe der graphischen Generierungsroutinen zu einem neuralen Diagramm zusammen und näherte die physikalischen Strukturdaten, die
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