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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bereits aufgegeben und bemühten sich nur noch, das, was sie als Tinas letzte Tage betrachteten, so erträglich wie möglich zu gestalten. Und obwohl Rana die Hand ihrer Freundin kaum jemals losließ, übte sie keinerlei energistische Macht aus außer einem allgemeinen Wunsch, daß Tina wieder genesen möge. Jeder aktive Eingriff in die zerschmetterten inneren Organe würde die Dinge wahrscheinlich nur noch schlimmer machen. Tina besaß nicht mehr die Willenskraft, irgendeine Form körperlicher Illusion aufrechtzuerhalten. Ihre krankhaft blasse Haut war für jeden frei sichtbar, während sie mühsam nach Luft rang. Sie wurde immer noch intravenös ernährt, obwohl ihr Körper entschlossen schien, jede Flüssigkeit schneller auszuschwitzen, als er sie aufnehmen konnte.
    Sie alle wußten, daß es jetzt nicht mehr lange dauern konnte.
    Stephanie war wütend auf sich selbst, weil sie sich bei dem Gedanken ertappte, was wohl mit Tina geschehen würde: ob ihre Seele wieder in das Jenseits zurückkehren oder hier gefangen sein oder ob sie einfach endgültig sterben würde. Ein legitimes Interesse angesichts ihrer Situation, doch Stephanie war sicher, daß Tina das Schuldgefühl in ihrem Bewußtsein spüren konnte.
    »Wir ziehen immer noch Eklunds Ausgemusterte an«, berichtete Stephanie. »Wenn das so weitergeht, sind in spätestens einer Woche alle hier.«
    »Was für eine Woche?« brummte McPhee leise. »Merkst du denn nicht, wie die Luft immer schlechter wird?«
    »Wir besitzen im Augenblick keinerlei Möglichkeit, die Konzentration an Kohlendioxid in der Luft zu messen«, sagte Choma.
    »Na und? Und was tut ihr sonst noch, um uns weiterzuhelfen?« McPhee deutete auf die Reihe regloser Serjeants entlang der Klippen. »Außer, daß ihr diese Irre noch paranoider macht?«
    »Unsere Anstrengungen dauern an«, sagte Sinon. »Wir sind noch immer um einen Weg bemüht, ein Wurmloch zu öffnen, und unsere Beobachtungsaktivitäten haben wir ebenfalls verstärkt.«
    »Wir setzen unsere verdammten Hoffnungen auf eine Märchenfee! Offensichtlich weicht uns dieses Universum langsam, aber sicher die Gehirne auf!«
    »Dieser Name ist vollkommen unzutreffend, obwohl es aus Cochranes Sicht verständlich erscheint, wie er darauf kommen konnte.«
    »Das bedeutet also, ihr habt immer noch nicht herausgefunden, was es war«, sagte Moyo.
    »Unglücklicherweise nicht, nein. Obwohl die Tatsache an sich, daß in diesem Universum eine Intelligenz existiert, eine ermutigende Entwicklung darstellt.«
    »Wenn du das sagst.« Er wandte sich ab.
    Stephanie kuschelte sich dichter an Moyo und genoß die instinktive Art und Weise, wie er den Arm um ihre Schultern legte. Mit ihm zusammen zu sein machte das schreckliche Warten ein wenig erträglicher. Sie wußte nur nicht genau, was sie sich sehnlicher wünschte. Sie hatten zwar nicht offen darüber gesprochen, doch die Serjeants würden wahrscheinlich versuchen, ein Wurmloch zurück nach Mortonridge zu öffnen. Und das konnte für die Besessenen wohl kaum die Rettung bedeuten. Da war es vielleicht besser hierzubleiben, bis das Kohlendioxid in der Luft eine tödliche Konzentration erreicht hatte.
    Sie warf einen weiteren schuldbewußten Blick zu Tina.
    Drei Stunden später war das Warten zu Ende. Diesmal sahen die Serjeants es als erste kommen. Ein Tumult aus winzigen blendenden Kristallen schoß unter dem Rand des Felsens hervor und senkrecht in die Höhe. Sie brachen über die Klippe wie ein lautloser weißer Feuersturm. Tausende von ihnen kurvten durch die Luft und schossen dann nach unten, um sich über dem Lager auszubreiten und langsamer zu werden, bis sie dicht über den Köpfen der erstaunten Menschen und Serjeants zum Stillstand kamen. Plötzlich vervierfachte sich die Helligkeit noch, so daß Stephanie ihre Augen mit der Hand abschirmen mußte. Nicht, daß es gegen das grelle Funkeln viel genutzt hätte. Selbst der graubraune Boden strahlte.
    »Und was jetzt?« fragte sie Sinon.
    Der Serjeant beobachtete den Wirbel von Kristallen, die träge über ihren Köpfen schwebte, und teilte seine Informationen mit den anderen. Es war kein Muster in den Bewegungen zu erkennen. »Ich weiß es nicht.«
    – Sie beobachten uns genauso, wie wir sie beobachten, sagte Choma. – Es muß sich um eine Art Sonde handeln.
    – Sehr wahrscheinlich, sagte Sinon.
    – Irgend etwas kommt auf uns zu, warnten die Serjeants entlang der Klippe.
    Eine Scheibe aus reinem Licht expandierte von der Unterseite des Felsens her.

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