Armageddon 06 - Der nackte Gott
feststellen konnte, sieben g nicht übersteigt.«
»Ich frage mich, warum sie chemische Systeme benutzen«, sagte Monica. »Ein einziger gut gezielter Kernsprengkopf würde ausreichen, um ein ganzes Dominion auszuschalten. Sie müssen doch in der Lage sein, Atomwaffen zu bauen. Quantook-LOU hat erzählt, daß sie Fusionsbomben benutzt hätten, um die Asteroiden zu bewegen. Genau wie wir es tun.«
»Wir können Quantook-LOU ja fragen, wenn Sie mögen«, schlug Joshua vor.
»Bloß nicht«, sagte Samuel. »Ich hasse die Vorstellung, ihn auf dumme Gedanken zu bringen. Außerdem interpretieren Sie diesen Konflikt hier vollkommen falsch. Ihre ganze Zivilisation ist ressourcenbasiert, und das gilt auch für ihre Kriege. Ihr Ziel muß es sein, die Bevölkerung des Gegners auszulöschen, aber die Röhren intakt zu lassen. Explosive Dekompression hat genau diesen Effekt, und das siegreiche Dominion gewinnt auf diese Weise Raum für seine Expansion. Ein nuklearer Schlag würde einen großen Teil der Scheibenstadt vernichten, und die Schockwelle würde weitere schwere strukturelle Schäden verursachen.«
»Also schön, dann setzen sie eben Neutronenbomben ein«, sagte Liol. »Töten die Bevölkerung und lassen die strukturelle Masse intakt.«
»Das würde ich gegenüber Quantook-LOU definitiv nicht erwähnen.«
Etchells erweiterte das Raumverzerrungsfeld, um seine Umgebung abzutasten, sobald er aus seinem Wurmloch-Terminus in fünfundsiebzig Millionen Kilometern Höhe über dem roten Riesen Mastrit-PJ geglitten war. Wärmeableitpaneele glitten in ihrer vollen Länge aus jedem Toroid und jedem Hilfssystem, um die angestaute Hitze abzustrahlen. Gondeln voller elektronischer Aufklärungssensoren öffneten ihre Irisblenden, und Antennen fuhren aus.
Rotes Licht durchdrang die Abschirmung des großen Hauptfensters und flutete über die spartanische Brücke. Kiera blinzelte die Tränen aus den Augen und setzte sich auf ihrer Beschleunigungsliege auf. Das optische Panorama reichte ihr vollkommen, und sie ignorierte die zahlreichen oszillierenden Graphiken und rollenden Diagramme auf den Konsolendisplays, die die Ergebnisse der Sensorscans anzeigten.
»Hübsche Aussicht, wenn auch ein wenig monoton«, sagte sie. Eine Sonnenbrille materialisierte in ihren Händen, und sie setzte sie vorsichtig auf. »Ist irgend jemand in unserer Nähe?«
»Nichts«, antwortete Etchells. »Doch das hat nichts zu bedeuten. Es ist unmöglich für ein einzelnes Schiff, ein ganzes Sternensystem abzusuchen. Immer vorausgesetzt, sie sind überhaupt hier.«
»Unsinn. Sie sind hier. Es ist das einzige System, wo sie sein können. Dieser verdammte Stern funkelt uns an, seit wir den Nebel umrundet haben. Es ist das System, aus dem die Tyrathca gekommen sind und diese Arche. Sie müssen hier sein, zusammen mit dem, wonach auch immer sie suchen.«
»Ja, aber wo genau?«
»Das herauszufinden ist deine Sache. Halt die Sensoren weit offen. Finde sie. Und wenn du sie gefunden hast, halte ich meinen Teil unseres Handels.«
»Die Chancen stehen nicht zu unseren Gunsten.«
»Die Tatsache, daß überhaupt Chancen existieren, spielt schon zu unseren Gunsten. Wenn es hier noch irgend etwas von den Tyrathca gibt, dann muß es auf einem Planeten oder Asteroiden sein. Du solltest anfangen, das System danach abzusuchen.«
»Danke sehr. Darauf wäre ich alleine gar nicht gekommen.«
Kiera machte sich nicht die Mühe eines Verweises. Etchells konnte ihre Stimmung genauso auffangen, wie sie die seine. Es war nicht, daß sie einander während ihrer Reise auf die Nerven gegangen wären, doch sie waren einfach keine natürlichen Verbündeten. »Kannst du die Temperaturen aushalten?«
»Vorübergehend, ja«, sagte Etchells. »Allerdings muß ich die Partikeldichte mindestens genausosehr im Auge halten wie die thermische Einstrahlung. Die technischen Systeme werden mit der Wärme fertig, auch mein Rumpf, trotzdem schätze ich, daß wir diese Umgebung maximal drei Tage aushalten können, bevor ich wegtauchen und abkühlen muß.«
»In Ordnung.« Sie stand auf und streckte sich ausgiebig. Während des Fluges hatte sie viel zu viele Stunden untätig auf ihrer Beschleunigungsliege verbracht. Sie hatte zuviel Zeit damit vergeudet, über das nachzudenken, was auf dem Monterey schiefgegangen war, anstatt darüber, was sie mit der Waffe anfangen würde, hinter der die Konföderation herjagte. »Ich gehe duschen«, sagte sie. »Laß mich wissen, wenn du etwas gefunden
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