Armageddon 06 - Der nackte Gott
verlangen. Wie bereits zuvor werde ich Ihnen lediglich die Inhaltsverzeichnisse der Dateien übermitteln. Sobald Sie zu dem Schluß gekommen sind, daß es sich um die von Ihnen gewünschten Daten handelt, beginnen wir mit einem synchronen Austausch unserer jeweiligen Informationen. Anschließend werden Sie Mastrit-PJ unverzüglich verlassen.«
»Meinetwegen, aber begeben Sie sich dadurch nicht unnötig in Gefahr? Bis nach Anthi-CL ist es ein weiter Weg. Wir könnten Sie zurückbringen.«
»Nach dem Austausch bin ich das einzige Mitglied meiner Spezies, das die Information besitzt. Das macht mich wertvoller als die Masse unserer Sonne in Eisen. Niemand wird es wagen, mir etwas zu tun. Würde ich an Bord Ihres Schiffes zurückkehren, Kommandant Joshua Calvert, welche Garantie könnten Sie mir geben, daß Sie nicht einfach in Ihre Konföderation zurückfliegen und meiner Rasse dieses Wissen wieder nehmen?«
»Ich wäre nicht imstande, Ihnen eine zufriedenstellende Garantie zu geben, Quantook-LOU. Allerdings weiß ich überhaupt nichts von Tojolt-HI. Ich weiß nicht, was in dieser Sektion unter den Geflechtröhren verborgen liegt. Wer garantiert mir, daß Sie dort nicht eine machtvolle Waffe verbergen, die mein Schiff zerstört, sobald sie die gewünschte Information besitzen?«
»Dies ist eine alte Sektion, und ihr Dominion ist beinahe zusammengebrochen. Zeigen Ihnen Ihre Sensoren denn nicht, daß es keine Gefahr darstellt?«
»Wir können an der Oberfläche nichts erkennen, aber ich muß wissen, was darunter liegt. Ich schlage vor, zwei meiner Besatzungsmitglieder mit Ihnen zu schicken. Sie werden lediglich beobachten und sich nicht in Ihre Aktivitäten einmischen.«
»Ich akzeptiere.«
Joshua beendete die Verbindung. »Ione, jetzt bist du an der Reihe.«
Die Lady Macbeth näherte sich langsam der Oberfläche der Sonnenseite und setzte ihre Ionentriebwerke ein, um näher an die ungefähre Grenze des Knotens heranzusteuern. Die Geflechtröhren unter dem Schiff waren tot, wie Quantook-LOU verlangt hatte. Außerdem hatte er Joshua um Bereitstellung einer Möglichkeit gebeten, die Kluft zwischen dem Schiff und der Scheibenstadt zu überwinden.
Daher standen nun zwei Serjeants in gepanzerten Raumanzügen in der Schleuse bereit, um mit ihren Manöverpacks zur Oberfläche überzusetzen und dort eine Leine an einer Röhre zu sichern.
Ione sah, wie die langen geschwungenen Segmente aus ehemals transparentem Material näher kamen; unter der stumpfen, kraterübersäten Oberfläche war nichts zu erkennen. Die Sensoren ihres Raumanzugs erkannten mit Mühe die dünnen Linien der inneren Rohrspirale. Der Schatten der Lady Macbeth wanderte über die Röhren und Folienabdeckungen, als das Raumschiff näher kam. Ione bemerkte eine unregelmäßige Bewegung über dem dunklen Glas. Eine Vielzahl gezackter Risse breitete sich vom Rand des Segments her aus wie Ranken aus Eis, die das Rohr überzogen.
»Es reißt«, meldete Ione der Besatzung.
»Thermische Beanspruchung«, entgegnete Liol. »Unser Schatten ist schuld daran. Vergiß nicht, daß diese Röhre von Anfang an ununterbrochen den Strahlen der Sonne ausgesetzt gewesen ist.«
»Ione«, sagte Joshua. »Ich halte unsere Position ab jetzt. Du kannst rübergehen, sobald du soweit bist.«
Das gebogene Glas war noch siebzig Meter von der Luftschleuse entfernt. Der erste Serjeant löste seine Sicherheitsleine aus der Öse in der Schleuse und aktivierte seinen Manöverpack.
Das Ende der Leine zu befestigen war kein Problem. Das gesprungene Glas war aus seiner metallischen Fassung gekommen und hatte eine Lücke hinterlassen, durch die Ione die Leine ziehen konnte. Nachdem sie fertig war, glitt sie zur Seite. Joshua wollte, daß die Mosdva den Weg ins Innere öffneten.
Die Xenos hangelten sich mit Hilfe der kraftverstärkten Handschuhe an ihren mittleren Gliedmaßen am Seil entlang. Ihr Vordringen war ohne jede Subtilität; einer von ihnen zog seinen Laser, um einen Kreis durch das Glas und die Spiralrohre darunter zu schneiden.
Ione wartete, bis alle Mosdva in der Röhre waren, dann folgten die beiden Serjeants ins Innere. Wie es aussah, war die Röhre schon sehr lange nicht mehr bewohnt. Die Blattwedel waren versteinert und dann ins Vakuum ablatiert. Nichts außer einer Wolke von körnigem Staub war geblieben, der die gesamte Röhre verstopfte. Doch auch so war es in ihrem Innern um einiges heller als in sämtlichen Sektionen von Anthi-CL, durch die die Menschen gekommen
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