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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zu verbergen. »Ich liebe dich, Louise.« Er hörte die erbärmlichen Worte aus seinem eigenen Mund kommen und verachtete sich für all das, was er war, alles, was er niemals sein würde.
    Ärger mischte sich mit Verlegenheit. Louise wußte nicht, ob sie ihn zur Seite schieben oder küssen sollte. »Ich habe die Nacht mit dir trotzdem genossen, Andy. Ich möchte sie nicht missen.« Ein Tätscheln seines gesenkten, bebenden Kopfes wäre zu schrecklich gewesen. Also ging sie um ihn herum und hinaus. Leise zog sie die Tür hinter sich ins Schloß.
     
    Laute Stimmen und knallende Türen rissen Jay aus dem Schlaf. Sie setzte sich in ihrem Bett auf und gähnte ausgiebig, während sie die Arme streckte. Draußen war tiefe Nacht; über dem Lärm im Chalet hörte sie das sanfte Rauschen des Windes und das Geräusch der Wellen, die den Strand hinaufrollten. Menschen rannten durch die Zimmer und unterhielten sich mit aufgeregten Stimmen. Schritte kamen knarrend die Holztreppe zur Veranda hinauf, und die Eingangstür wurde erneut geknallt.
    Jay fand Prinz Dell und schlich auf Zehenspitzen in die kleine Diele hinaus. Eine derartige Aufregung hatte sie noch nie im Chalet erlebt, nicht einmal, als die Alten ihre neue Kolonie geplant hatten. Was auch immer geschehen war, es mußte schrecklich wichtig sein. Und das machte das Lauschen um so interessanter.
    Die Stimmen verstummten.
    »Komm herein, Jay«, rief Tracy aus dem Wohnzimmer.
    Jay tat wie geheißen. Es war unmöglich, in Tracys Nähe mit irgend etwas durchzukommen. Sieben der alten Erwachsenen waren zu Tracy gekommen und saßen oder standen im Wohnzimmer herum. Jay hielt den Kopf gesenkt, als sie zu dem großen Lehnsessel eilte, in dem Tracy saß, zu schüchtern, um ein Wort zu sagen.
    »Tut mir leid, Püppchen«, sagte Tracy, als Jay auf die Kissen neben ihr geklettert war. »Hat unser lautes Gerede dich geweckt?«
    »Was ist denn los?« fragte Jay. »Warum sind alle hergekommen?«
    »Wir versuchen uns darüber einig zu werden, ob wir den Korpus um Intervention bitten sollen«, sagte Tracy. »Wieder einmal.«
    »Auf der Erde geschieht etwas Schreckliches«, sagte Arnie. »Wir haben es zuerst nicht bemerkt, aber dieser Quinn Dexter scheint etwas extrem Gefährliches im Schilde zu führen.«
    »Der Korpus wird nicht eingreifen«, sagte Galic niedergeschlagen. »Es gibt immer noch keinen Grund dafür. Ihr kennt die Regeln, nur wenn eine andere ahnungslose Spezies in Gefahr gerät. Quinn Dexter gilt jedoch als Mensch. Deswegen ist es selbst verursacht.«
    »Dann müssen die Regeln eben geändert werden!« grollte Arnie. »Ich würde diese Bestie nicht einmal annähernd als menschlich bezeichnen.«
    »Korpus wird nicht intervenieren, weil der Präsident strategische Waffen einsetzt, dieser Barbar!«
    »Außerdem kommt er zu spät, um Dexter zu stoppen«, sagte Tracy. »Insbesondere, wenn B7 interveniert und den Feuerbefehl verzögert.«
    Jay kuschelte sich dichter an Tracy. »Was hat Dexter denn vor?«
    »Wir sind nicht absolut sicher, Püppchen. Vielleicht irren wir uns auch.«
    »Ha!« rief Arnie. »Warte nur ab, du wirst schon sehen!«
    »Seht ihr denn zu?« fragte Jay, plötzlich überhaupt nicht mehr müde.
    Tracy funkelte Arnie an. Es gab einen mentalen Austausch, Jay konnte es spüren, auch wenn sie die einzelnen Worte nicht verstand. In letzter Zeit wurde sie darin immer besser.
    »Bitte!« bettelte sie. »Es ist meine Welt!«
    »Also schön«, sagte Tracy. »Du darfst aufbleiben und eine Weile zusehen. Aber glaub nur nicht, daß du auch nur eine grausige Szene zu sehen bekommst.«
    Jay strahlte sie an.
    Die Erwachsenen ließen sich in den restlichen Sesseln nieder; drei fanden auf dem Sofa Platz. Tracys Fernseher war bereits eingeschaltet und zeigte eine verlassene Straße, die von antiken Gebäuden gesäumt war. Oben am Himmel leuchtete eine dicke rote Wolke. Jay erschauerte; es sah aus wie damals auf Lalonde.
    »Das ist London«, erklärte Tracy. Sie reichte Jay einen Becher heißer Schokolade.
    Jay setzte Prinz Dell auf ihren Bauch, damit der Teddybär alles sehen konnte, dann nahm sie einen zufriedenen Schluck des sahnigen Getränks. Irgend jemand ging die Straße hinunter.
     
    Die Lady Macbeth materialisierte hundert Millionen Kilometer von der Sonne der F-Klasse entfernt, fünf Grad oberhalb der Ekliptik. Da das System nicht kartographiert war, ließ Joshua die Kombatsensoren ausfahren und tastete rasch die unmittelbare Umgebung ab. Die Reaktionszeit der

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