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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Licht umfing sie wie eine pervertierte Abenddämmerung. Es war nicht mehr nur die feuchte Luft, die ihr ins Gesicht blies, das Gefühl der Bestürzung nahm von Minute zu Minute zu und verlangsamte ihre Schritte. Das Donnern über ihr wurde heftiger; es erstarb niemals ganz. Gezackte Risse aus Schwärze knisterten zwischen den wogenden Schleiern; schwarze Blitze, die jegliche Photonen aus dem Himmel sogen.
    Als sie und Genevieve einander Lebewohl gesagt hatten, hatte ihre Schwester ihr das silberne Halskettchen angeboten, das sie von Carmitha bekommen hatte. Jetzt wünschte sie, sie hätte es angenommen. Jeder Talisman gegen das Böse wäre jetzt willkommen gewesen. Sie beschloß, an Joshua zu denken, ihren einzig wahren Talisman gegen die rauhe Wirklichkeit des Lebens jenseits von Norfolk – doch das brachte nur die Erinnerung an Andy wieder hoch. Sie bedauerte diese Nacht immer noch nicht – nicht ganz. Als würde es noch etwas ausmachen.
    Louise war durch die Rosebery Avenue hindurch und bog nun in die Farringdon Road ab, als die Besessenen vor ihr auf die Straße traten. Sie waren zu sechst, und sie bewegten sich mit gemächlicher Lässigkeit, gekleidet in asketische schwarze Anzüge. Sie bildeten eine Reihe quer über das Pflaster und starrten sie an. Louise ging bis zu dem Mann in der Mitte, einem großen, dünnen Burschen mit ölig braunem Haar.
    »Frau, was zur Hölle glaubst du, was du da machst?« fragte er.
    Louise richtete den Erinnerungslöscher direkt auf sein Gesicht, die Mündung kaum einen Fuß von seinen Augen entfernt. Er versteifte sich, was bedeutete, daß er wußte, was für eine Waffe sie hielt. Es war kein Trost für Louise – jemand anderes besaß die gleiche Waffe. Sie wußte wer.
    »Bring mich zu Quinn Dexter«, verlangte sie.
    Alle sechs fingen an zu lachen. »Zu ihm?« fragte derjenige, den sie bedrohte. »Frau, hast du den Verstand verloren oder was?«
    »Ich schieße, wenn du dich weigerst.« Ihre Stimme stand dicht davor zu brechen. Sie würden es merken, und sie würden den Grund wissen, mit ihren teuflischen Sinnen. Louise packte den Stab fester, um das Zittern ihrer Hand zu unterdrücken.
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte der Besessene.
    Sie stieß die Waffe vor, und sein Kopf wich synchron dazu zurück.
    »Treib es nicht zu weit, Miststück.«
    Die Besessenen setzten sich die Straße hinunter in Bewegung. Louise folgte ihnen ein paar zögerliche Schritte.
    »Komm mit«, sagte der Große. »Der Messias wartet schon auf dich.«
    Louise hielt die Waffe weiter im Anschlag – nicht, daß es ihr etwas genutzt hätte. Sie hatten ihr alle den Rücken zugewandt.
    »Wie weit ist es?«
    »Ganz nah beim Fluß.« Er warf einen Blick über die Schulter nach hinten, und seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. »Hast du eigentlich eine Ahnung, was du da machst?«
    »Ich kenne Dexter.«
    »Nein, das tust du nicht. Du wärst nicht hier, wenn du ihn wirklich kennen würdest.«
     
    Die von der Swantic-LI übertragenen Bilder waren doch korrekt gewesen. Aus einer Entfernung von einer Million Kilometern war die Gestalt des Schlafenden Gottes ziemlich unverwechselbar: zwei konkave konische Zylinder, Basis an Basis, dreieinhalbtausend Kilometer lang. Ein perfekt symmetrischer Körper, der seinen künstlichen Ursprung nicht verbergen konnte. Der zentrale Rand war messerscharf; die Kante schien sich bis auf molekulare Dimensionen zu verjüngen. Das gleiche galt für die Spitzen, die messerscharf waren wie Rapiere. Nicht einer an Bord der Lady Macbeth, der nicht die unbehagliche Vision eines aufgespießten Schiffes gehabt hätte.
    Beaulieu startete fünf astrophysikalische Überwachungssatelliten, fusionsgetriebene Drohnen mit multifunktionalen Sensorbatterien, die sich auf bogenförmigen Bahnen von der Lady Macbeth entfernten, um einen Ring um den Schlafenden Gott zu bilden.
    Joshua schwebte mit der restlichen Besatzung hinunter nach Kapsel C, wo Alkad, Peter, Renato und Kempster versammelt waren, um die Daten von den Satelliten und den Sensoren der Lady Macbeth auszuwerten. Samuel, Monica und einer der Serjeants hatten sich ebenfalls hinzugesellt.
    Holographische Aufnahmen in Studioqualität entstanden über den Konsolen, die extra zur Interpretation der astrophysikalischen Daten installiert worden waren. Jede Aufnahme zeigte den Schlafenden Gott aus einem anderen Blickwinkel und in einer anderen Frequenz des elektromagnetischen Spektrums. Der große AV-Projektor zeigte das ungefiltert

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