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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Massedichten liegen um viele Größenordnungen über dem, was ich mit der Alchimist-Technologie erreichen kann.«
    »Falls die Masse unendlich ist«, rezitierte Kempster pedantisch, »dann ist sie hinter einem Ereignishorizont verborgen. Kein Licht kann daraus entkommen.«
    »Und doch geschieht genau das«, entgegnete Alkad. »Und zwar von jedem Teil der Oberfläche.«
    »Offensichtlich sind die Vakuumfluktuationen dafür verantwortlich, daß die Photonen hinausgeschleudert werden«, sagte Renato. »Das ist es, was wir hier sehen. Wer auch immer dieses Gebilde geschaffen hat, mußte wissen, wie man Vakuumfluktuationen kontrolliert. Und wenn man das weiß, dann kann man so gut wie alles erreichen.«
    Peter warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Ordnung aus dem Chaos, wie?«
    »Kempster?« fragte Joshua.
    »Der Gedanke gefällt mir nicht«, erwiderte der alte Astronom mit einem schwachen Grinsen. »Aber ich kann ihn auch nicht widerlegen. Möglicherweise ist es sogar die Erklärung dafür, daß Swantic-LI zu einem anderen Stern springen konnte. Vakuumfluktuationen können negative Energie besitzen.«
    »Natürlich«, sagte Renato. Er lächelte seinen Chef eifrig an, als er den Gedanken aufnahm und weiterspann. »Es wären exotische Fluktuationen, von der Art, die ein Wurmloch geöffnet halten. Genau wie das Raumverzerrungsfeld eines Voidhawks.«
    Samuel hatte dem Verlauf der Diskussion kopfschüttelnd zugehört. Jetzt sagte er: »Aber warum? Warum sollte jemand ein Objekt wie dieses schaffen? Zu welchem Zweck?«
    »Es ist eine ständige Quelle neuer Wurmlöcher«, sagte Alkad. »Und die Tyrathca sagen, der Schlafende Gott diene dem Fortschritt biologischer Entitäten. Das dort ist der ultimative interstellare Antriebsgenerator. Wahrscheinlich kann man mit seiner Hilfe sogar zwischen Galaxien hin- und herspringen.«
    »Mein Gott, intergalaktische Raumfahrt!« sagte Liol mit glänzenden Augen. »Das wäre doch etwas!«
    »Wunderbar«, entgegnete Monica sarkastisch. »Aber das hilft uns ja wohl kaum über das Problem der Possession hinweg.«
    Liol bedachte sie mit einem verletzten Blick.
    »Also gut«, sagte Joshua. »Wenn es zutrifft, daß wir es hier mit einer künstlich aufrechterhaltenen nackten Singularität zu tun haben, dann muß es eine Art Kontrollzentrum für die Vakuumfluktuationen geben. Haben Sie Hinweise darauf finden können?«
    »Dort draußen gibt es nichts außer der Singularität selbst«, antwortete Renato. »Unsere Satelliten haben die gesamte Oberfläche abgesucht. Nichts versteckt sich auf der anderen Seite, und nichts hält sich im Orbit auf.«
    »Aber es muß etwas geben. Die Tyrathca haben es dazu gebracht, daß es ihnen ein Wurmloch öffnet. Wie stellen wir das an?« fragte Joshua.
    Seine neurale Nanonik meldete, daß ein Kommunikationskanal geöffnet wurde. »Ihr fragt«, sagte die Singularität per Datavis.
     
    Die Leuchtkraft der Wolke blieb konstant, doch die Schatten verschoben sich weit in längerwellige Bereiche des Spektrums, je näher Louise dem Epizentrum kam. Als sie über den großen Platz vor der St. Paul’s Cathedral marschierte, hatte jede Oberfläche einen blutigroten Farbton angenommen. Die Steinmetzarbeiten, die das schöne alte Bauwerk zierten, warfen lange schwarze Schatten entlang der Mauern; ebenholzfarbene Gefängnisstäbe, welche die Kathedrale fest im Griff hielten und die letzten Überreste von Heiligkeit herauspreßten.
    Louises Eskorte stolzierte vor ihr her wie irrsinnige Moriskentänzer, die sie mit spöttischen Gesten weiter und weiter lockten. Das Krachen des Donners endete, als sie die schweren Eichentüren erreichte, und ein lastendes Schweigen entstand. Louise betrat die Kathedrale.
    Sie trat noch ein paar Schritte vor, dann versagten ihre Beine. Hinter ihr schlossen sich mit kaltem Knarren die Türen. Tausende von Besessenen standen wartend im Mittelschiff, gekleidet in kunstvolle Kostüme aus sämtlichen Epochen menschlicher Geschichte und Kultur, ausnahmslos vollkommen schwarz. Sie alle hatten sich zu Louise umgewandt. Die Orgel begann zu spielen, eine harte, dissonante Version von Mendelssohns Hochzeitsmarsch. Louise legte die Hände über die Ohren, so laut war es.
    Die Besessenen blickten wieder nach vorn zum Altar und ließen ihr eine schmale Gasse genau im Zentrum des Mittelschiffs frei. Sie setzte sich in Bewegung. Es war unheimlich; ihre Beine taten das, was der kollektive Wille der Besessenen ihnen aufzwang. Der Erinnerungslöscher fiel ihr nach

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