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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eine einzelne menschliche Gestalt in einer schwarzen Robe, die wild rudernd durch den leeren Raum trieb.
    In Tracys Wohnzimmer sprang Arnie auf und hämmerte auf den Fernseher. Das Bild kam nicht zurück.
    »Was ist jetzt los?« fragte Jay.
    »Der Korpus weiß es nicht«, antwortete Tracy. Ihre Hände begannen zu zittern, als diese Erkenntnis in ihr Bewußtsein sickerte.
     
    Mehr als siebzehn Millionen Possessorseelen in den zahlreichen irdischen Arkologien wurden aus ihren Wirtskörpern geschleudert, als die Erde in das Wurmloch fiel. Joshua hatte die interne Quantenstruktur auf eine Weise ähnlich der angeordnet, die Rubra und Dariat benutzt hatten, um die Possessoren aus Valisk zu vertreiben. Mit einem Unterschied: Die Possessoren wurden nicht zu Geistern; diesmal wurden sie heulend und fluchend direkt in das Jenseits zurückgeschleudert.
     
    Von der Erde aus, dreißigtausend Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt, war das herrliche Lichtermeer der Zentrumssterne nie zu sehen gewesen. Zuviel dunkle Masse in den Spiralarmen, interstellare Gaswolken und Staubstürme, die von den dicht gepackt stehenden Superriesen ausgingen. Astronomen mußten ihre Teleskope nach draußen richten, andere Sternquellen studieren, um herauszufinden, wie ein derartiges Spektakel aussehen mochte.
    Man mußte ein ganzes Stück näher am Zentrum sein, um zu sehen, wie die Korona des galaktischen Zentrums die abschirmende Ebene aus dunkler Materie überstrahlte. Selbst dann noch wäre es kaum mehr gewesen als ein außerordentlich heller halbmondförmiger Nebel, der den Nachthimmel erhellte. Um die volle Pracht zu erleben, mußte ein Planet schon direkt am Anfang der Spiralarme sein, wo das Zentrum als leuchtender Schirm aus silberweißem Licht den halben Himmel einnahm und selbst die lokale Sonne überstrahlte. Bedauerlicherweise war ein Ort wie dieser tödlich; der gewaltige Strahlungsausstoß der dicht gepackten Sterne hätte jedes ungeschützte biologische Leben in Sekundenschnelle sterilisiert.
    Nein, um die natürliche Schönheit der Milchstraße in ihrer Gänze zu sehen, mußte man sie von außen betrachten. Von einem Ort oberhalb der Spiralarme, weit weg von der tödlichen Strahlung.
    Joshua wählte einen solchen Ort, zwanzigtausend Lichtjahre vom Zentrum entfernt und zehntausend nördlich der Ekliptik. Dort materialisierte das irdische Sonnensystem, begrüßt von einem majestätisch juwelenschimmernden Zyklon aus Sternen vor einer Schwärze, in der keine anderen Konstellationen mehr leuchteten.
    Das Kulu-System traf als nächstes ein. Dann Oshanko. Gefolgt von Avon, Ombey, New California. Sie trafen nicht länger eines nach dem anderen ein. Die Singularität war imstande, simultan multiple Wurmlöcher zu erzeugen. Joshua richtete seine Aufmerksamkeit von der Durchführung auf die Auswahl, was hergebracht werden sollte. Durchgänge zu den Universen wurden geöffnet, in die sich die Besessenen mit ihren Welten geflüchtet hatten. Lalonde, Norfolk und all die anderen wurden zu ihren Heimatsternen zurückgebracht, dann zusammen mit ihnen aus der Milchstraße entfernt.
    Bald formte die Konföderation ihren eigenen, isolierten Sternenhaufen, der still durch den intergalaktischen Raum segelte. Achthundert Sterne in einer klassischen linsenförmigen Anordnung, mit der irdischen Sonne im Zentrum und dem Rest nie weiter als einem halben Lichtjahr voneinander entfernt.
    Andere, unauffälligere astronomische Eingriffe wurden ebenfalls vorgenommen, Saatkörner für die Veränderungen, die kommen würden.
    Quinn Dexter begriff nicht, wieso er noch am Leben war. Im Verlauf des Kataklysmus’ war Edmund Rigbys erbärmliche Seele aus dem Gefängnis gerissen worden, das Quinn im Zentrum seines Bewußtseins für sie geschmiedet hatte. Dexter besaß keinen Kontakt mehr mit dem Jenseits, und es gab keinen interdimensionalen Riß mehr, aus dem er seine fabelhafte energistische Macht hätte ziehen können. Keinen magischen sechsten Sinn. Und er schwebte mitten im leeren Weltraum, mit Luft zum Atmen.
    »Mein Gott!« weinte er. »Warum? Warum hast Du mir den Sieg genommen? Niemand hat Dir jemals treuer gedient!«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Laß mich zurückkehren. Laß mich beweisen, daß ich Deiner würdig bin! Ich kann die Nacht heraufbeschwören! Ich werde die dunklen Engel zum Himmel führen. Wir werden ihn einreißen und Dich auf seinen Thron setzen.«
    Eine menschliche Gestalt erschien vor Quinn, in sanftes Sternenlicht gehüllt.
    Quinn

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