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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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menschliche Natur.«
    »Aber einige von euch wagen sich mit bemerkenswerter Zuversicht hinein. Das ist der Grund, weshalb du heute hier bist, Joshua. Der Grund, daß du mich gefunden hast. Du hast an die Zukunft geglaubt. Du glaubst an dich selbst. Das ist der kostbarste Besitz, den ein menschliches Wesen jemals sein eigen nennen kann.«
    »Das ist alles? Mehr steckt nicht dahinter? Vertrauen in sich selbst?«
    »Genau.«
    »Und warum in Gottes Namen haben die Kiint uns das nicht verraten? Du hast gesagt, sie wären nicht böse. Was für einen Grund kann es geben, daß sie uns diese elementare Wahrheit vorenthalten haben? Ein paar einfache Worte, weiter nichts!«
    »Weil ihr dieses Wissen als Spezies verinnerlichen müßt. Wie ihr das macht, ist eure eigene Entscheidung.«
    »Eine verdammt simple Entscheidung. Man muß es den Leuten sagen!«
    »Jemandem zu sagen, daß er sich nicht fürchten muß, ist eine Sache. Ihn dazu zu bringen, daß er auf instinktiver Ebene daran glaubt, eine ganz andere. Wenn man sich nicht vor dem Jenseits fürchten will, muß man entweder seinen Zweck verstehen oder die nackte Überzeugung besitzen, daß man es auch wieder verläßt, sollte man hineingeraten. Wie viele Mitglieder deiner Spezies sind ungebildet, Joshua? Ich meine nicht diejenigen, die jetzt leben, ich meine eure Vergangenheit. Wie viele Menschen haben unerfüllte Leben gelebt? Wie viele sind als Kinder oder in völliger Unwissenheit gestorben? Den Reichen und Gebildeten, den Privilegierten mußt du nichts sagen, das sind diejenigen, die auch ohne Hilfe von außen mit ihrer Reise durch das Jenseits beginnen. Es sind die anderen, die du überzeugen mußt, die ignoranten Massen, und paradoxerweise sind es diejenigen, die am schwersten erreichbar sind. Ihre Bewußtseine sind von Kindesbeinen an wegen der äußeren Lebensumstände gegen jede Veränderung und jede neue Idee voreingenommen.«
    »Aber wir könnten sie trotzdem lehren. Sie können lernen, an sich selbst zu glauben, jeder kann das. Dazu ist es nie zu spät.«
    »Du sprichst von hohen Idealen, doch du mußt diese Ideale auch in der Realität implementieren. Wer wird bezahlen, um jeden einzelnen von ihnen mit einem persönlichen Tutor auszustatten, einem Guru, der den inneren Geist lehrt und berät?«
    »Mein Gott, das weiß ich doch nicht! Wie haben es die anderen Rassen geschafft?«
    »Sie haben sich sozial weiterentwickelt.«
    »Die Laymil nicht. Sie haben kollektiven Selbstmord begangen.«
    »Ja, aber zu einem Zeitpunkt, als sie die Natur des Jenseits bereits verstanden hatten. Ihr Selbstmord war kein totaler Untergang ihrer Rasse, eine Methode, die Possessorseelen abzuschütteln, sondern Transzendenz. Sie haben das, was sie sind, gemeinsam zum Ende der Zeit gebracht. Ihre soziale Gesellschaftsstruktur versetzte sie dazu in die Lage.«
    »Ich verstehe. Die Possessoren der Laymil stammten aus einer früheren Zeit, bevor sie diese hohe soziale Entwicklung erreicht hatten.«
    »Genau. Auch eure Possessoren stammten größtenteils aus früheren Zeitaltern. Deine Rasse hat noch immer nicht die Armut überwunden, Joshua. Ihr habt die Menschen nicht von mühseliger Arbeit befreit, damit sie Gelegenheit erhalten, ihren Geist zu entwickeln. Wenn die menschliche Natur einen Makel besitzt, dann ist es dieser. Ihr klammert euch an das, was euch vertraut ist, an das Alte, Bequeme. Ich denke, das ist auch der Grund, warum es bei den Menschen einen leicht erhöhten Prozentsatz von Seelen gibt, die im Jenseits verweilen.«
    »Wir haben uns in den letzten tausend Jahren nicht schlecht geschlagen«, entgegnete Joshua verärgert. »In der Konföderation gibt es einen riesigen Mittelstand.«
    »Vielleicht in den Gegenden, die du angeflogen bist. Und selbst dort bedeutet ›mittelständisch‹ noch lange nicht das gleiche wie ›zufriedenstellend‹. Ihr seid keine Tiere, Joshua, und doch schuften sich ganze Planetenbevölkerungen mit profaner, mühseliger Landwirtschaft ab.«
    »Der Bau automatischer Fabrikationsanlagen ist kostspielig. Um sie zu finanzieren, muß sich erst eine globale Wirtschaft entwickeln.«
    »Ihr besitzt die Technologie, um zwischen den Sternen zu reisen, doch wenn ihr eine bewohnbare Welt entdeckt, habt ihr nichts Besseres zu tun, als den ewig alten Zyklus von neuem zu beginnen. In den letzten tausend Jahren habt ihr nur eine einzige neue Gesellschaftsform entwickelt, die Edeniten, und selbst sie nehmen an eurer ökonomischen Struktur teil und führen sie fort.

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