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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Öffnung, und er nahm die Bürde der gesamten Menschheit mit sich. Hinter ihnen schloß sich das Wurmloch wieder und schnitt den Blick auf die Sterne und Sternbilder ab, welche die Menschheit ihre gesamte Geschichte hindurch als ihre eigenen gekannt hatte.

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15. Kapitel
     
    Obwohl es wahrscheinlich niemals auf diese Weise berichtet werden würde, verbrachte Louise den größten Teil der Beschwörungszeremonie nicht ahnend, was um sie herum geschah. Nachdem Courtney sie auf die Steinbank gestoßen hatte, war sie zur Seite gesunken und kämpfte gegen eine schreckliche Übelkeit an. Nur wenig von dem, was Quinn sagte, durchdrang den Nebel aus Schmerz und Elend. Die Rückkopplung der energistischen Kräfte, die von den Besessenen freigesetzt wurden, löste unablässig neue Wogen der Todesangst in ihr aus.
    Dann zündeten die Feststoffraketen der Rettungskapsel und tauchten sie in erstickenden Qualm. Sie lag auf dem Boden und würgte sich die Lunge aus dem Leib, als die Orgathé bis in die Galerie hinaufstiegen.
    Sie lag dort, zitternd zwischen Spitzen aus Flammen und Eis, und weinte elendig. Und dann starb ihre äußere Wahrnehmung ab, ließ sie zurück in einem stinkenden, körnigen grauen Nebel, der alles bedeckte bis auf ein paar Yards der Galerie.
    Schritte knirschten auf den pulverisierten Trümmern, die herabgeregnet waren, als die Rettungskapsel durch die Kathedralenkuppel gebrochen war. Sie hielten neben Louise an. Sie stöhnte, als sie merkte, daß sich die Person zu ihr herunterbeugte. Eine Hand strich über ihren Kopf und schob sanft die Haare aus ihren Augen.
    »Hallo Louise. Ich habe doch gesagt, daß ich zurückkommen und dich holen würde.«
    Es war die falsche Stimme. Es war vollkommen unmöglich. Aber so unendlich gut. Louise blinzelte nach oben, und erneut überfluteten Tränen ihre Augen. »Joshua!«
    Er schlang die Arme um sie und sagte leise immer wieder: »Still, es ist alles gut. Alles ist gut. Alles ist gut«, während er ihren zitternden Körper beruhigend wiegte und an sich drückte.
    »Aber Joshua …«
    Er küßte sie zärtlich und legte den Zeigefinger an ihre Nasenspitze. »Es ist alles gut. Es ist vorbei. Ich verspreche es.«
    »Quinn«, ächzte sie. »Quinn, er ist …«
    »Weg. Vorbei. Erledigt.«
    Ihr Kopf schwang von einer Seite zur anderen, und sie sah, wie sich der Rauch langsam aus der Kathedrale verzog. Unten herrschte schockierende Stille.
    »Hier«, sagte Joshua. »Komm, wir bringen dich wieder auf die Beine.« Er riß die Verpackung von einem neuen nanonischen Medipack und legte es sanft auf ihr Gesicht, wo Quinn sie geschlagen hatte.
    Sie bemerkte, daß ihre neurale Nanonik wieder arbeitete, und schaltete hastig ihr medizinisches Monitorprogramm in den Primärmodus.
    »Es geht ihm gut«, sagte Joshua. »Unserem Baby fehlt nichts.«
    »Huh!« ächzte Louise. »Woher weißt du …?«
    Er küßte ihre Hand. »Ich weiß alles«, sagte er mit diesem wundervoll verschlagenen Joshua-Grinsen. Dem gleichen Grinsen, mit dem alles angefangen hatte. Louise glaubte erröten zu müssen.
    »Wenn du dich mit den Fragen noch einen Augenblick gedulden könntest«, sagte er. »Es gibt da jemanden, dem du Lebewohl sagen solltest.«
    Louise ließ sich von Joshua auf die Füße ziehen, froh über seine Hilfe.
    Sie war ganz steif, und ihr gesamter Körper schmerzte. Als sie endlich stand, konnte sie nicht widerstehen und küßte ihn ein weiteres Mal, nur um sicherzugehen, daß er echt war. Und unter keinen Umständen würde sie seine Hand loslassen.
    Dann erblickte sie Fletcher.
    »Verehrte Lady Louise.« Fletcher verneigte sich tief.
    Louise sog scharf den Atem ein. »Die Besessenen!«
    »Weg«, sagte Joshua. »Bis auf Fletcher. Und er ist eigentlich gar kein Possessor mehr. Dieser Körper ist synthetisch.« Er reichte dem ernsten Offizier der Britischen Marine die Hand. »Ich wollte Ihnen unbedingt persönlich danken, daß Sie Louise beschützt und ihr durch all das hindurch geholfen haben.«
    Fletcher nickte ernst. »Ich gestehe, ich war sehr neugierig, welcher Mann einer Dame wie Lady Louise würdig wäre. Jetzt sehe ich, warum sie von niemand anderem spricht.«
    Louise war ganz sicher, daß sie diesmal bis über beide Ohren errötete.
    »Muß ich nun in dieses Fegefeuer zurückkehren, Sir?«
    »Nein«, antwortete Joshua. »Da ist noch etwas, das ich Ihnen sagen wollte. Sie waren dort wegen Ihrer eigenen Anständigkeit. Sie haben Ihre Familie und Ihr Land verlassen und gegen Ihren König

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