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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schlamm, und zersetzten sich langsam in der entsetzlichen Feuchtigkeit. Trotz alledem hatte Durringham weiterhin als urbanes Zentrum fungiert, während Lalonde an einem Ort außerhalb des Universums verborgen gewesen war. Genau wie auf Norfolk, so gestattete auch hier die im Grunde genommen primitive Technologie den Einwohnern, praktisch genauso weiterzumachen wie bisher. Schiffe waren auf dem Juliffe gefahren, Getreide wurde gesät und geerntet, Holz gefällt und geschnitten.
    Jetzt war Lalonde wieder in seinem alten Universum. Die Feuchtigkeit und die täglichen Regenfälle waren mit vermehrter Wucht zurückgekehrt. Und nachdem die Metallgitterlandebahn von Durringhams Raumhafen von dem dicht wuchernden Pflanzenteppich befreit worden war, trafen auch wieder Raumflugzeuge ein. Sie wurden ergänzt von Fahrzeugen der Kiint, kleinen stumpfen Ovoiden, die den Juliffe und seine unzähligen Nebenflüsse hinauf und hinunterflogen und Menschen aus den Siedlungen einsammelten, um sie nach Durringham zu bringen. Mehr als zweitausend von ihnen waren mit ambulanten Diensten beschäftigt. Sie rasten mit Hyperschallgeschwindigkeit über den Dschungel und suchten nach überlebenden Menschen. Die Kiint hatten breite dreißigstöckige Türme am Stadtrand errichtet. Sie waren in einem Zug von einem Versorger ausgespien worden, vollständig ausgerüstet mit all den notwendigen medizinischen Apparaten und Instrumenten, um schwer erkrankte Menschen zu behandeln.
    Ruth Hilton wurde am dritten Tag nach der Wiederkehr, wie die Menschen von Lalonde es nannten, im Dschungel gefunden. Als der Flieger vor ihr landete und die Kontroll-KI sie bat einzusteigen, überlegte sie ernsthaft, die Aufforderung einfach zu ignorieren. Die Erinnerungen an die Possession hatten ihre Psyche zerfressen und sie apathisch gemacht. Seit der Wiederkehr hatte sie keinen Bissen mehr zu sich genommen.
    Am Ende war es der Gedanke an Jay und die damit verbundenen Hoffnungen, die sie aufrüttelten. Im Verlauf der letzten Wochen hatte ihr Possessor immer mehr Aspekte ihrer Persönlichkeit in sich aufgenommen. Sie war von einer Siedlung zur anderen gereist und hatte nach Neuigkeiten über Jay oder einem der anderen Kinder aus Aberdale gefragt, die jene schicksalhafte Nacht vielleicht überlebt hatten. Niemand hatte etwas aus dem Gebiet gehört, nachdem die Bombe irgendwo in der Savanne hochgegangen war. Zwei Tage lang lag sie im Hospital, wo die Kiint sie behandelten und sie zum Essen brachten. Die großen Xenos schmierten ein blaues Gel auf die Hautpartien, wo die Krebsgeschwüre waren, und es sank in ihr Fleisch ein, als wäre es plötzlich porös geworden. Sie sagten, es würde die Tumorzellen aus ihrem Körper spülen, eine weniger invasive Technik als die nanonischen Packs der Menschen. Eineinhalb Tage lang urinierte sie eine höchst eigenartige Flüssigkeit.
    Am Ende des zweiten Tages war sie fit genug, um in der Krankenstation umherzuwandern. Wie viele ihrer Mitpatienten auch saß sie vor dem großen Panoramafenster, das auf Durringham zeigte, und sprach nur wenig. Stündlich trafen neue Technikertrupps ein, und schwere gelbe Geländewagen krochen über die verschlammten Straßen. Gebäude aus programmierbarem Silikon schossen in dem schlammüberkrusteten freien Halbkreis aus dem Boden wie Pilze. Stromkabel wurden ausgelegt, und endlich leuchteten des Nachts wieder elektrische Lichter, wenn auch vorerst nur in einigen Stadtteilen.
    Soweit es Ruth betraf, war es verschwendete Mühe. Zu viele Erinnerungen. Zu viele tote Kinder draußen im Dschungel. Diese Welt würde nie wieder ihre Heimat sein, nicht mehr. Sie fragte weiter nach Jay, die Kiint und die KI des Hospitals, doch die Antwort lautete immer gleich.
    Dann, am sechsten Tag, marschierten Vater Horst und Jay in die Abteilung, fröhlich und gesund. Ruth klammerte ihre Tochter mit aller Kraft an sich; Jay durfte lange Zeit kein Wort sagen, während Ruth aus dem Kontakt ihren Willen sog weiterzuleben.
    Horst zog ein paar Stühle heran, und zu dritt starrten sie hinaus auf die Stadt und das geschäftige Treiben der Eindringlinge.
    »Das hier wird für die nächsten hundert Jahre ein ziemlich geschäftiger Ort werden«, sagte Horst mit einer Mischung aus Überraschung und Bewunderung. »Erinnern Sie sich noch an unsere erste Nacht auf Lalonde? Das alte Übergangslager ist verschwunden, aber ich glaube, dort ist der Hafen, wo es gestanden hat.« Die runden Becken aus Polyp hatten die Flutwelle fast unbeschädigt

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