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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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etwas sagen, doch kein Laut kam heraus. Dann schlug sie die Hände vor das Gesicht und fing an zu schluchzen.
    »Was war mit ihm?« fragte Beth.
    »Er hatte eine Art nanonisches Netz in seinem Gehirn«, erklärte der Arzt. »Seine molekulare Struktur hat sich aufgelöst. Die Desintegration hat massive Schäden hervorgerufen. Ehrlich gesagt verstehe ich überhaupt nicht, wie er so lange hat überleben können. Sie haben erzählt, daß er wochenlang bei Ihnen gewesen wäre?«
    »Ja.«
    »Ah, nun gut, wir werden selbstverständlich eine Obduktion vornehmen. Doch ich bezweifle, daß viel dabei herumkommt. Es ist ein Symptom der Zeit, in der wir leben.«
    »Danke sehr.«
    Der Arzt lächelte knapp.
    »Der Therapeut wird jeden Augenblick hier sein. Marie wird die beste nur denkbare Hilfe haben, um mit dieser Sache fertig zu werden. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Wunderbar.« Sie bemerkte, wie Jed zu Marie starrte, als wollte er mit ihr weinen, oder für sie, und ihr die Last nehmen.
    »Jed, wir sind hier fertig«, sagte Beth.
    »Was meinst du mit fertig?« fragte er verwirrt.
    »Es ist vorbei. Kommst du jetzt?«
    Er blickte von Marie zu ihr und wieder zurück. »Aber wir können sie nicht allein lassen!«
    »Warum nicht, Jed? Was bedeutet sie uns?«
    »Sie war Kiera! Sie war alles, wovon wir geträumt haben, Beth. Ein neuer Anfang, ein vernünftiges Leben!«
    »Das dort ist Marie Skibbow, und sie wird Kiera Salter für den Rest ihres Lebens hassen.«
    »Wir können jetzt nicht aufgeben. Wir drei können es noch einmal versuchen, diesmal richtig. Es gab Tausende von Leuten wie uns, die von dem geträumt haben, was sie versprochen hat. Sie werden wiederkommen.«
    »Richtig.« Beth wandte sich ab und marschierte aus dem Wartezimmer, ohne auf seine Rufe zu achten. Sie ging zum Aufzug, und ihr Herz machte einen Sprung angesichts der Erwartung, endlich die üppige Parklandschaft und den glitzernden umlaufenden Salzwasserozean zu sehen.
    Ich bin jung, ich bin frei, ich bin in Tranquility, und ich werde definitiv nicht zum verdammten Koblat zurückkehren.
    Es war ein großartiger Neuanfang.
     
    In der Konföderierten Vollversammlung herrschte Totenstille, als die Abstimmung stattfand. Die Botschafter unten auf dem Parkett waren die ersten, die ihre Stimmen abgaben.
    Von seinem Sitz am Tisch des Politischen Konzils beobachtete der Leitende Admiral Samuel Aleksandrovich, wie das Ergebnis seinen Lauf nahm. Es gab mehrere Enthaltungen, natürlich, und die Namen bedeuteten ebenfalls keine Überraschung: Kulu, Oshanko, New Washington, Mazaliv sowie ein paar ihrer engsten Verbündeten. Nicht mehr als zwanzig, was dem Leitenden Admiral ein zufriedenes Lächeln entlockte. Diplomatisch gesprochen war es mindestens ebensogut wie der Mißtrauensantrag, eine scharfe Warnung an die stärkeren Mächte.
    Die Botschafter des Politischen Konzils waren an der Reihe.
    Samuel Aleksandrovich wählte als letzter; er drückte den Knopf vor sich und sah, wie die letzte Ziffer auf der großen Anzeigetafel umblätterte. Ein lächerlicher Anachronismus, dachte er, obwohl die Wirkung ohne Zweifel dramatisch ist.
    Der Sprecher der Versammlung erhob sich und verneigte sich nervös in Richtung des Präsidenten. Olton Haaker starrte geradeaus ins Leere.
    »Für das Mißtrauensvotum gegen den Präsidenten haben siebenhundertachtundneunzig Mitglieder gestimmt, bei keiner Gegenstimme.«
     
    Durringham hatte sich nie von der Verwüstung erholt, die Chas Paske über die Stadt gebracht hatte. Die Docks und der Lagerhausdistrikt hatten am schlimmsten unter der Wucht der Flutwelle gelitten – nicht, daß sie den Ansturm aufgehalten oder auch nur abgeschwächt hätten. Die Flutwelle hatte einen Kamm aus Trümmern mit sich gerissen, als sie weitergerast war, um das Geschäftsviertel zu überrollen. Die hölzernen Bauwerke mit ihren schwachen Fundamenten waren augenblicklich zusammengestürzt. Drei Dumper waren ebenfalls umgeworfen und mitgerissen wurden.
    Einen Kilometer weiter landeinwärts hatte der energistische Widerstand der Besessenen die Gebäude geschützt, auch wenn der lockere Schwemmboden, auf dem sie standen, unter ihnen weggespült worden war und die Flutwelle bei ihrer Rückkehr alles mit in Richtung Flußbett gezogen hatte.
    Als es vorbei war, erstreckte sich ein breites Halbrund aus Zerstörung mitten durch das Herz Durringhams, ein Sumpf, mit Millionen schmutziger Bretter und Splitter darin. Überall lagen Leichen herum, bedeckt von trocknendem

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