Armageddon 06 - Der nackte Gott
führte ihn in Richtung des Ausgangs. »Und noch nie war eine Schlange dabei.«
Es dauerte mehrere Wochen, bis all die alltäglichen Regierungsfunktionen wieder zur Normalität zurückgefunden hatten, nachdem Joshua die Konföderation aus der Galaxis transferiert hatte. Die Menschen hatten erkannt, daß sich ihre Lebensumstände ändern würden, in vielerlei Hinsicht sogar drastisch. Die Religionen waren bemüht, die Singularität entweder in ihr Credo miteinzubeziehen oder ihre Existenz wegzuleugnen. Joshua war es egal; wie er bereits zu Louise gesagt hatte: Der Glaube an einen Gott führte nahezu immer zu einem Glauben an sich selbst. Die Zeit mochte durchaus ein Ende des ungebührlichen Einflusses bringen, den Religionen auf die Art und Weise ausübten, wie die Menschen sich dem Leben näherten. Andererseits – und angesichts der Perversität der Menschen – vielleicht auch nicht.
Die Raumfahrt hatte sich ebenfalls verändert. Das Reisen zwischen Systemen, die nicht weiter als ein halbes Lichtjahr auseinander lagen, ging unglaublich schnell vonstatten, und es war billig.
Jeder Reporter, der Joshua interviewte, wollte wissen, warum er die Systeme der Konföderation nicht wieder in die Milchstraße zurückgebracht hatte. Und jedesmal grinste er nur aufreizend und sagte, daß ihm der Ausblick von so weit draußen besser gefiele.
Den Regierungen gefiel es nicht so gut. Es würde keine weitere Expansion mehr geben, bevor keine neuen Antriebssysteme entwickelt worden waren. Heimlich wurden die Mittel für die Erforschung von Wurmlöchern erhöht.
Es würde keine Antimaterie mehr geben, um Planeten zu terrorisieren. Die Produktionsstationen waren in der Milchstraße zurückgeblieben (obwohl Joshua die Besatzungen wegteleportiert hatte). Politiker kürzten die Verteidigungsbudgets und wandten die eingesparten Mittel für Dinge auf, die mehr Wählerstimmen versprachen. Die Kiint-Technologie der Universalversorger wurde von der breiten Öffentlichkeit voller Faszination beobachtet, während sie ihre Wunder bei den geretteten Welten vollbrachte. Jeder wollte eines dieser Geräte zu Weihnachten.
Die Bevölkerung der Erde wurde fast schizophren angesichts der neuen Koloniewelten, die zur Verfügung standen. Auf der einen Seite hatte die Singularität das irdische Klima wieder zur Normalität zurückgeführt und die Kuppeln der Arkologien überflüssig gemacht. Doch die Erdoberfläche würde noch wenigstens eine Generation benötigen, um sich zu regenerieren. Und wenn die Erde erst wieder von Wäldern, Prärien und Dschungeln bestanden wäre, würde eine Diaspora aus den Arkologien einsetzen, die alles wieder ruinieren würde.
Doch wenn die Bevölkerung auf die neuen Planeten verteilt wurde (weniger als eine Milliarde pro Welt), könnten alle in einer natürlichen Umwelt leben und trotzdem ihre gegenwärtigen konsumorientierte Industrialisierung beibehalten, ohne die Atmosphäre durch Abfallwärme vollkommen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Vorausgesetzt natürlich, daß sich eine Möglichkeit fand, so viele Menschen ökonomisch zu transportieren. Beispielsweise mit diesen schicken kleinen Maschinen der Kiint. Oder vielleicht kam auch etwas bei all der neuen Forschung nach einem Superantrieb heraus.
Langsame und beinahe unauffällige Veränderungen manifestierten sich in fast jedem Aspekt des täglichen Lebens. Sie würden miteinander verschmelzen, aufeinander aufbauen und wachsen. Und irgendwann, so hoffte Joshua, würde die endgültige Transformation nicht mehr aufzuhalten sein.
Doch bis es soweit war, blieben die Methoden der Staaten unverändert. Geld mußte verdient werden. Steuern gezahlt. Und Gesetze durchgesetzt. Unzählige unerledigte Gerichtsverfahren abgearbeitet.
Traslov war eine der Welten, wo die Veränderungen noch in sehr weiter Ferne lagen. Ein terrakompatibler Planet im letzten Stadium einer Eiszeit und eine der fünf Strafkolonien der Konföderation. Joshua hatte sie ebenfalls mitgenommen. Sehr zur Erleichterung zahlreicher Regierungen, einschließlich Avon. Traslov war der Ort, zu dem die Konföderierte Navy ihre Verbrecher brachte.
Die Gefangenentransporte setzten drei Wochen nach dem Ereignis wieder ein.
André Duchamp wurde von einem Wachtposten in die Dropkapsel geführt und auf einer der acht Beschleunigungsliegen festgeschnallt. Nachdem die Bänder befestigt waren und Andrés Arme und Beine gegen die Polster drückten, wurde ihm der Fesselkragen abgenommen.
»Benehmen Sie sich«,
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