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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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1
    Trenton im Januar. Der Himmel war bleigrau, und eisige Kälte hing schwer über Autos und Gehsteigen. Im Büro von Vincent Plum, Kautionsdetektiv, herrschte ein nicht minder frostiges Klima, aber ich schwitzte, nicht weil mir heiß war, sondern vor Aufregung.
    »Das kann ich unmöglich machen«, sagte ich zu meinem Vetter. »Ich habe noch nie einen Auftrag abgelehnt, aber den Kerl kann ich unmöglich verhaften. Überlaß Ranger den Kram, oder Barnes.«
    »So eine Lappalie kann ich Ranger nicht zumuten«, sagte Vinnie. »Das ist dein Ressort. Meine Güte, jetzt benimm dich endlich mal wie ein Profi. Du bist Kopfgeldjägerin, und das seit geschlagenen fünf Monaten. Was ist denn schon dabei?«
    »Es handelt sich um Onkel Mo!« erwiderte ich. »Ich kann Onkel Mo nicht festnehmen. Das würde mir ganz Trenton übelnehmen. Meine Mutter würde mir das übelnehmen. Meine besten Freunde würden mir das übelnehmen.«
    Vinnie ließ seinen schlanken, geschmeidigen Körper in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und legte den Kopf an die gepolsterte Rückenlehne.
    »Mo hat die Kautionsvereinbarung gebrochen und ist nicht vor Gericht erschienen. Er ist flüchtig, der alte Schleimer. Alles andere interessiert mich nicht.«
    Ich verdrehte die Augen so weit nach oben in meinem Schädel, daß mir fast schwindelig wurde.
    Moses Bedemier, allen bekannt als Onkel Mo, verkauft seit dem 5. Juni 1958 Eiscreme und Süßwaren an Kinder und hat sein Lebtag nichts anderes gemacht. Sein Laden befindet sich am Rand von Burg, einem gemütlichen Eckchen von Trenton, wo engstirnige Menschen auf engstem Raum zusammenleben und noch stolz darauf sind, im allgemeinen aber das Herz auf dem rechten Fleck haben. Ich bin in Burg geboren und aufgewachsen. Meine jetzige Wohnung liegt zwar über einen Kilometer außerhalb, aber ich bin immer noch durch eine unsichtbare Nabelschnur mit Burg verbunden. Ich schlage mich seit Jahren damit herum, aber es ist mir bisher noch nicht gelungen, mich abzunabeln.
    Moses Bedemier ist waschechter Burgianer. Er und der Linoleumfußboden in seinem Laden sind in die Jahre gekommen, so daß sie äußerlich etwas angeschlagen wirken und die ursprüngliche Farbe nach über dreißigjähriger Neonbeleuchtung verblaßt ist. Die gelbe Backsteinfassade und das Ladenschild aus Eisenblech über der Tür sind veraltet und verwittert. Das Chrom und Resopal der Stühle und der Ladentheke haben ihren Glanz verloren. Aber das ist alles überhaupt nicht von Bedeutung, denn Onkel Mo ist so etwas wie Burger Urgestein.
    Und ich, Stephanie Plum, 60 Kilo Lebendgewicht, eins siebzig groß, braune Haare, blaue Augen, ansonsten Kopfgeldjägerin, hatte soeben den Auftrag erteilt bekommen, den Heiligen Mo im Knast abzuliefern.
    »Was hat er denn angestellt?« fragte ich Vinnie. »Wieso hat man ihn überhaupt verhaftet?«
    »Er hat sich mit sechzig Stundenkilometern erwischen lassen, bei erlaubten vierzig, von Officer Picky, auch bekannt unter dem Namen Officer Benny Gaspick, frisch von der Polizeischule und noch grün hinter den Ohren. Er hätte nur Mos Mitgliedsausweis vom Polizeiförderverein einzuziehen brauchen und Mo laufen lassen sollen, und die Sache wäre erledigt gewesen.«
    »Bei einem Verkehrsdelikt ist keine Kaution erforderlich.«
    Vinnie pflanzte einen lackledernen Schnabelschuh auf die Schreibtischkante. Vinnie war sexuell ziemlich gestört, besonders dunkelhäutige junge Männer mit Brustwarzenringen und spitzbrüstige Frauen mit Foltergeräten aus dem 14. Jahrhundert hatten es ihm angetan. Vinnie war Kautionsbürge, was bedeutete, daß er Leuten das Geld für die gerichtlich festgesetzte Kaution lieh. Die Kaution hatte den Zweck, es dem Beschuldigten in finanzieller Hinsicht schwerzumachen, sich einfach abzusetzen. Sobald die Kaution hinterlegt war, wurde der festgehaltene Beschuldigte auf freien Fuß gesetzt, er konnte zu Hause im eigenen Bett schlafen und in Ruhe den Prozeß abwarten. Der Preis für Vinnies Service betrug fünfzehn Prozent der Kautionssumme und wurde nicht rückerstattet, egal wie der Prozeß ausging. Wenn der Kautionsnehmer nicht zum Prozeßtermin erschien, behielt das Gericht Vinnies Geld ein. Es behielt nicht nur die fünfzehn Prozent, es behielt den ganzen Jackpot, Kaution inklusive Prämie. Darüber konnte sich Vinnie jedesmal von neuem aufregen.
    Hier kam ich ins Spiel. Ich spürte den Kautionsnehmer auf, der jetzt offiziell als Verbrecher galt, und führte ihn wieder der Justiz zu. Wenn ich den

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