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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Diagramme legten sich über mein Sichtfeld und lieferten detaillierte Schadensmeldungen. Turboraptors Faust hatte die Mittelsektion von Khanivores Exoskelett geschwächt. Wahrscheinlich würde er noch einen oder zwei derartige Schläge vertragen, aber definitiv nicht mehr als drei.
    Ich schlug mit zwei Tentakeln um mich. Eins wickelte sich um Turboraptors Knochenfaust. Das zweite packte das obere Segment des gleichen Arms. Eine Fessel, der er nicht mehr entkommen konnte.
    Ich feuerte einen Befehl in den entsprechenden Kontrollprozessor, den Griff aufrechtzuerhalten. Fünf obere Gliedmaßen gleichzeitig zu kontrollieren ist für ein menschliches Gehirn unmöglich. Wir besitzen nicht die entsprechende neurologische Programmierung. Das ist auch der Grund, warum die meisten Tierchen streng hominid sind. Ich war keine Ausnahme; ich konnte nie mehr als zwei Tentakel Khanivores gleichzeitig manipulieren. Doch einen so einfachen Befehl wie einen Griff aufrechtzuerhalten konnten die Prozessoren durchaus befolgen, während ich zu einem anderen Tentakelpaar wechselte.
    Turboraptors Raubvogelklaue bog sich herum in dem Versuch, das Tentakel durchzuschneiden, das seinen Arm hielt. Ich jagte zwei weitere Tentakel vor, um ihn zu packen, womit mir das fünfte blieb, um den Kampf für mich zu entscheiden.
    Ich ließ es gerade nach vorn schnellen und stellte mir bereits vor, wie ich damit Turboraptors Hals brechen würde, als Simon ein Ass aus dem Ärmel zog. Die obere Hälfte des Klauenarms zog sich zurück. Im ersten Augenblick dachte ich, Khanivores optische Sensoren spielten verrückt. Der Griff meiner Tentakel war eisenhart; der Arm konnte sich unmöglich bewegen.
    Es gab ein nasses reißendes Geräusch und eine kleine Blutfontäne. Die Tentakel waren weiter um die drei unteren Armsegmente geschlungen, doch das oberste davon entpuppte sich als Scheide für ein fünfzig Zentimeter langes Knochenschwert.
    Simon zielte damit auf Khanivores Torso, auf die Stelle, wo das Exoskelett bereits geschwächt war. Furcht brandete in mir auf, ein Stimulans, das stärker wirkt als jedes Adrenalin oder Amphetamin, und beschleunigte meine Gedanken auf Lichtgeschwindigkeit. Der Selbsterhaltungstrieb überflügelte jede Zurückhaltung, und ich peitschte das fünfte Tentakel nach unten, im vollen Bewusstsein, dass es abgeschlagen werden würde, ohne dass es mir etwas ausgemacht hätte. Mir war jedes Mittel recht, um diesen mörderischen Angriff abzuwehren.
    Das Tentakel traf die Knochenklinge von oben, und der Aufprall hätte es fast durchtrennt. Blut spritzte in hohem Bogen hervor und über Turboraptors Brust wie eine rote Farbbombe. Doch die Klinge war abgelenkt, ging nach unten und bohrte ein Loch in das Exoskelett von Khanivores rechtem Bein. Sie drang so tief ein, dass ich auf dem graphischen Display sehen konnte, wo die Spitze die andere Seite berührte. Simon drehte die Klinge in der Wunde herum und schwächte die Muskeln im Innern des Exoskeletts. Weitere Graphiken flackerten auf und meldeten durchtrennte Nervenstränge, durchschnittene Sehnen und sich schließende Arterienventile. Das Bein war mehr oder weniger nutzlos geworden.
    Ich schleuderte unterdessen bereits die drei abgerissenen Segmente von Turboraptors Arm von mir. Eines der frei gewordenen Tentakel wand sich um das Heft des Knochenschwerts und zog sich zusammen, so fest es ging, bis die Klinge sich nicht mehr bewegen konnte. Sie steckte noch immer in meinem Bein, doch sie konnte keinen weiteren Schaden mehr anrichten. Unsere Leiber waren ineinander verkeilt. Kein Winden und Schütteln Turboraptors konnte daran noch etwas ändern.
    Mit einer beinahe liebevollen Sorgfalt wand ich mein letztes Tentakel im Uhrzeigersinn um Turboraptors Kopf, immer darauf bedacht, seinen schnappenden Kiefern auszuweichen. Die Spitze des Tentakels bildete einen starken Knoten um die Basis eines seiner Hörner.
    Simon musste erkannt haben, was ich vorhatte. Turboraptors Beine scharrten wie wahnsinnig über den Boden der Arena, als er sich verzweifelt bemühte, uns beide aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Ich begann mit dem Tentakel zu ziehen, es wieder einzuholen. Turboraptors Kopf drehte sich mit. Er kämpfte verbissen um jeden Zentimeter, und unter den Schuppen drohten die Muskelstränge zu reißen. Es war vergebens. Die Rotation war unerbittlich. Neunzig Grad, und ominöse platzende Geräusche kamen aus dem Stummelhals. Einhundert Grad, und die violetten Schuppen überlappten nicht mehr.

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