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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich langsam in ihre Scheiden zurückzogen. Es brannte höllisch, und die Haut meiner Fingerspitzen war zerfetzt und durchbohrt. Es würde eine ganze Woche dauern, bis alles wieder verheilt war. So lange dauerte es immer. Das war der Preis, den man für unsichtbare Implantate zu zahlen hatte.
    »Hübscher Trick«, sagte Sonnie.
    Die Silben klangen verzerrt, doch die Worte waren deutlich. »Ich hätte nie geglaubt, dass du eine Spetsnaz bist. Du bist viel zu hübsch.«
    Ein Augapfel richtete sich auf mich, der andere rührte sich nicht, und das Weiße war befleckt vom Blut aus geplatzten Kapillaren.
    Ich stieß einen unterdrückten Schreckensschrei aus. Elektrische Ladungen jagten durch meine Nervenbahnen, und meine antrainierten Reflexe gegen Bedrohungen übernahmen das Kommando. Ich duckte mich, warf mich nach vorn mit meinem ganzen Gewicht, während ich die Faust ballte und ausholte. Zielte.
    Zuschlug.
    Mein rechter Arm schoss so schnell nach vorn, dass selbst ich ihn nur verschwommen wahrnahm. Ich traf sie perfekt, schlug das Fettgewebe ihrer Brust zu Brei, zerschmetterte die Rippen darunter. Zersplitterte Knochen wurden nach innen getrieben und punktierten ihr Herz. Ihr Körper bog sich nach oben, als hätte ich ihr eine Ladung mit einem Defibrillator verpasst.
    »Das war leider nicht gut genug, meine süße kleine Spetsnaz.« Blut sickerte aus ihrem Mundwinkel und über ihr Kinn.
    »Nein!«, stieß ich heiser hervor. Ich konnte nicht glauben, was ich sah.
    »Du hättest es wirklich erkennen müssen«, sagte die Leiche/der Zombie. Seine Worte waren zu einem gurgelnden Flüstern geworden. Er atmete flach, jeder Atemzug reichte für eine oder zwei Silben. »Du von allen Leuten hättest wirklich wissen müssen, dass Hass allein nicht reicht, um mir den Bonus zu verschaffen. Du hättest dahinter kommen müssen.«
    »Wer oder was bist du, verdammte Scheiße!«
    »Ich bin eine Hetzerin. Die beste, die es je gegeben hat.«
    »Das sagt mir nichts.«
    Sonnie stieß ein Lachen hervor. Es war ein verdammt böses Lachen.
    »Sollte es aber«, gurgelte sie. »Denk drüber nach. Hass aufzubauen ist nicht schwierig; wenn Hass reichen würde, wären wir alle Sieger. Dicko hat geglaubt, dass mein Motiv Hass ist, weil er es glauben wollte. Männlicher Chauvinismus. Konntest du seine überschäumenden Hormone nicht riechen, als ich ihm erzählt habe, ich sei vergewaltigt worden? Das konnte er nachvollziehen; es ergab in seinen Augen einen Sinn. Aber es braucht mehr als blinden Hass, mein süßes Spetsnaz- Girl. Eine ganze Menge mehr. Es braucht Angst. Richtige Angst. Das ist es, was mein Team mir gegeben hat: Die Fähigkeit zur Angst. Ich bin niemals von irgendeiner beschissenen Gang vergewaltigt worden. Ich hatte einen Unfall mit unserem Wagen. Ein dummes Mädchen, das einen Sieg mit zu viel Alkohol gefeiert hat. Jedenfalls, es hat mich ziemlich übel erwischt. Jacob und Karran mussten mich in unseren Lebenserhaltungstank stecken, während sie mich Stück für Stück wieder zusammengeflickt haben. Dabei fanden wir es heraus. Den Bonus.« Ihre Stimme war kaum noch zu hören, wurde schwächer und schwächer, wie ein langsam ausgeblendeter Track.
    Ich beugte mich vor und studierte ihr friedliches Gesicht. Ihr einzelnes funktionierendes Auge erwiderte meinen Blick. Das Blut hatte längst aufgehört, aus den Löchern in ihren Schläfen zu sickern.
    »Du bist gar nicht da drin!«, stellte ich verwundert fest.
    »Nein, bin ich nicht. Nicht mein Gehirn jedenfalls. Nur ein paar Bioware-Prozessoren, die mit meinem Rückenmark verbunden sind. Mein Gehirn ist woanders. Dort, wo es einhundert Prozent richtige Angst empfinden kann. Genug Angst, um mich wie einen Berserker kämpfen zu lassen, wenn ich bedroht werde. Möchtest du wissen, wo mein Gehirn ist, süßes Spetsnaz- Girl? Möchtest du es wissen? Dreh dich einfach um.«
    Ein metallisches Klang.
    Ich wirbele herum. Meine Nerven sind immer noch aufgepeitscht, und ich gehe automatisch in eine Verteidigungshaltung, bereit für alles. Es ist sinnlos. Es ist so verdammt beschissen sinnlos.
    Khanivore klettert aus seinem Lebenserhaltungstank.

 
Chronologie
     
    2075 – Die JSKP germiniert Eden, ein BiTek-Habitat im Orbit um den Jupiter mit dem Status eines UN-Protektorats.
    2077 – Auf dem New Kong Asteroiden beginnt ein Forschungsprojekt zur Entwicklung überlichtschneller Antriebe.
    2085 – Eden wird zur Besiedlung freigegeben.
    2086 – Das Habitat Pallas wird im Orbit um den Jupiter

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