Armee der Toten
wollte er uns beweisen.
Karina zog ihre Waffe.
Ich verließ mich auf das Kreuz, behielt es allerdings in der Tasche und legte nur meine Hand darum.
Kromow hatte sich nicht schnell gedreht. Dafür leicht zackig wie ein Soldat.
Er blickte in unsere Richtung.
Anschließend lief alles wie nach einem eingestellten Uhrwerk an.
Er schaute nach oben.
Das wiederum bewies uns, dass er uns bereits entdeckt hatte. Er wollte es nur beweisen.
Vier Augen schauten gegen zwei.
Und die beiden Augen des Künstlers waren nicht normal. In ihnen leuchtete die Glut der Hölle...
***
»Ahhh!«, stöhnte Karina neben mir leise. »Das ist es wohl gewesen. Unser Künstler hat uns gesehen.«
»Denke ich auch.«
Mit einer glatten Bewegung richtete sie sich auf, kam aber nicht auf die Füße, sondern blieb knien. Sie hob den rechten Arm mit der Pistole an und zielte genau auf den Kopf der Gestalt, die sich nicht bewegte.
»Ich denke, wir sollten ihn da vom Stein holen. Ein Treffer fegt ihn nach unten.«
»Und dann?«
»Sind wir eine Sorge los.«
»Du machst es dir zu leicht, Karina!«
»Wieso das?«
»Wir werden ihn nicht erschießen oder ihn vom Stein holen. Der weiß genau Bescheid. Der tut nichts umsonst. Der steht auf der Stele und holt seine Kraft aus ihr. Ich gehe davon aus, dass wir erst einen Anfang erleben.«
»Wehret den Anfängen!«, quetschte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bin es Leid, John, und...«
»Bitte!«
Dieses eine Wort ließ sie verstummen. Auch ich lag nicht mehr am Boden. Ich stand sogar und war bereit, auf das Podest zu springen. Es konnte durchaus sein, dass Kromow das wollte. In seinen Augen war nichts abzulesen, auf seinem Gesicht ebenfalls nicht, aber irgendetwas musste sein Verhalten zu bedeuten haben.
Diesmal war es Karina, die mich warnte. »Achtung, John. Da kommt jemand!«
»Wo?«
»Hinter uns.«
Sie konnte nur den Gang gemeint haben. Ich war schneller mit der Lampe, schaltete sie auf volle Stärke und wunderte mich wieder mal, welch eine Kraft in diesem kleinen Ding steckte.
Das war in diesem Fall auch wichtig, denn das starke Licht leuchtete nicht nur den Gang aus, es erreichte auch sein Ziel.
Zwei Männer.
Sie liefen hintereinander, weil der Gang eben so eng war. Das störte uns nicht. Schlimmer waren die beiden Maschinenpistolen, die sie mitbrachten.
Genau als mir dieser Gedanke kam, riss der erste Killer seine Waffe hoch...
***
Ich hielt die Lampe, ich kam nicht so schnell an meine Waffe. Ich hätte die Leuchte erst in die linke Hand wechseln müssen. Ich wusste auch, dass ich mich selbst in diese Lage gebracht hatte, denn ich hätte viel vorsichtiger sein müssen.
Aber da gab es noch Karina.
Sie war eine Frau, die es gelernt hatte, kurzen Prozess zu machen. Ich hörte noch ihr scharfes Lachen, und einen Moment später krachten die Schüsse. Sie drückte nicht nur einmal, sondern mehrere Male ab, und der Typ kam nicht dazu, den Abzug der MPi zu betätigen.
Er stand noch im Licht, auch wenn der Kegel jetzt zitterte, wie auch meine linke Hand. Ich sah, dass er den Mund aufriss. Plötzlich sprudelte Blut aus ihm hervor. Der Mann kippte zurück, und damit behinderte er seinen Kumpan, der hinter ihm stand.
Der hätte abdrücken wollen, wurde aber durch den Körper des anderen gegen die Innenwand gedrückt und in seiner Aktion behindert.
Dann brüllte er auf und ließ sich fallen.
Gleichzeitig riss er die Waffe hoch. Er wollte im Liegen feuern, aber Karina Grischin war wieder schneller. Wieder krachten zwei Schüsse, und ich war bei dieser Aktion nur ein Beleuchter.
Der Kopf und die Brust wurden von den beiden Kugeln erwischt. Sie löschten auch das Leben des Killers aus. Ich hatte wieder mal erlebt, wie gefährlich Karina Grischin sein konnte.
»Sie oder wir!«, sagte sie leicht heiser.
»Du hast Recht.«
Sie ging auf die beiden Männer zu, die am Boden lagen und sich nicht bewegten. Ich dachte bereits weiter, drehte mich wieder herum und sah Kromow in der gleichen Haltung auf dem Stein stehen.
Hätte er eine Waffe besessen, er hätte sicherlich geschossen. So aber stand er mit leeren Händen da, und nur in seinen Augen glühte das rote Feuer. Ich hätte wirklich gern gewusst, ob er in der Lage war, etwas zu sprechen, doch das herauszufinden wollte ich Karina überlassen. In der Zwischenzeit hatte ich meine Beretta gezogen und die Lampe wieder verschwinden lassen, denn das Licht auf dem Stein reichte völlig aus.
»Sie leben nicht mehr,
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