Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
hat es nicht getan. Dessen bin ich mir absolut sicher. Ich vermute, der wirkliche Killer war ein radikaler Gorilla namens Gortney Lyle, aber das kann ich nicht beweisen, noch nicht. Ob es nun Lyle war oder nicht, der Killer handelte auf Befehl eines Edan Morse, vom Oberkommando der alten Alfies.«
    »Klingt interessant, wenn du Tatsachen hast«, gab Jared zu. »Und warum wollten die Alfies Lynch umbringen?«
    »Nicht die Alfies, nur Morse.« Sandy zögerte. »Es ist verrückt, Jared, aber ich glaube es. Gott helfe mir, aber ich tu’s. Es hat alles mit den Nazgûl zu tun. Sie haben unmittelbar vor West Mesa ein Album mit dem Titel Music to Wake the Dead aufgenommen. Erinnerst du dich daran?«
    »Platin«, sagte Jared. »Klar erinnere ich mich, ich bin ja kein Dummkopf. Das ist mein Job.«
    »Morse will die Toten wecken«, sagte Sandy. Dann kam alles aus ihm heraus. Er begann über jeden Titel auf dem Album zu sprechen und was er bedeutete, über Gezeiten und über Visionen, die wahr wurden. Jared hörte mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht zu, und plötzlich konnte er es nicht länger zurückhalten. Er lachte. Er lachte erneut. Er begann vor Lachen zu brüllen, hielt sich den Bauch und schüttelte sich in seinem großen Drehsessel. Sandy wartete geduldig ab; er hatte gewußt, daß es so kommen würde. Als Jared sich schließlich beruhigt hatte und sich ein dünnes Speichelrinnsal vom Kinn wischte, sagte Sandy: »Das kam auch in den Visionen vor. Du, wie du lachst. Läßt du mich die Story schreiben?«
    »Und du nennst unsere Sache Scheiße?« sagte Jared. »Sandy, du brauchst einen Psychiater. Ich kann dir ein paar gute empfehlen, wenn du dir ihre Honorare leisten kannst.«
    »Du wirst es nicht drucken?« sagte Sandy mit eiserner Beherrschung.
    »Scheißt der Papst in den Wald?« sagte Jared. »Nein, verflucht, wir werden es nicht drucken. Das hier ist nicht der National Enquirer, Sandy. Außerdem ist dein Gerede Verleumdung. Dieser bescheuerte Kanadier ist der Killer.«
    Sandy stand auf. »Ich wußte bevor ich herkam, daß es hoffnungslos war, aber ich mußte es versuchen. Komische Sache, wenn man die Zukunft sieht. Zuerst versuchst du mit allen Mitteln zu ändern, was du gesehen hast. Und dann kriegt es dich irgendwie klein, und du merkst, wie du dich ganz einfach danach richtest und dabei die Muster aufzuspüren versuchst. Die Nazgûl werden wieder zusammen kommen, Jared. Wart’s ab, du wirst sehen. Die Nazgûl werden wieder zusammenkommen, und sie werden den ›Armageddon Rag‹ spielen, und Gott helfe uns allen.« Er ging zur Tür.
    »He, Sandy«, rief Jared hinter ihm her.
    Sandy drehte sich um. »Ja?«
    »Du bist der erste, den wir anrufen, wenn die Marisaner landen!« versprach Jared und lachte schallend.
    Sandy runzelte die Stirn und wartete, bis er fertig war. »Freut mich, daß du so gute Laune hast«, sagte er schließlich. »Bis ich hier reingekommen bin und dich gesehen habe, dachte ich, der Blauwal wäre eine bedrohte Spezies.«
    Er ging die Treppe hinunter und hinaus in den Schneematsch. Er hatte jetzt keine Lust auf die U-Bahn, und außerdem war da noch eine vorletzte Geste zu machen. Er winkte ein Taxi heran und gab seine Adresse in Brooklyn an.
    Als sie über die Brooklyn-Brücke fuhren, machte Sandy die Schachtel in seinem Schoß auf, kurbelte das Fenster herunter und fütterte die erste Seite seines Romans in den kalten Wind. »He!« protestierte der Taxifahrer.
    »Fahren Sie zu«, sagte Sandy. »Wenn wir wegen Umweltverschmutzung angehalten werden, zahle ich die Strafe und verdopple Ihr Trinkgeld.« Er ließ Seite zwei los. Seite drei. Und weiter und weiter. Bei Seite siebenunddreißig zögerte er. Sie war noch immer ein wenig gekrümmt. Sandy las noch einmal den letzten, immer noch halb fertigen Satz. Dann zuckte er die Achseln und schnippte die Seite aus dem Fenster. Wie er erwartet hatte, erwischte sie der Wind. Statt wie die anderen Seiten am Boden entlangzuflattern, stieg sie und stieg, immer höher, bis sie irgendwo vor dem grauen Himmel und den Dächern Brooklyns verschwand. Sandy sah durch das Rückfenster zu, wie sie nach oben stieg.
    »Sie sind bestimmt Schriftsteller«, sagte der Taxifahrer.
    Sandy lachte. »Ja«, gab er zu.
    »Hab ich’s doch gewußt. Seiten in den Wind streuen und alles so was.«
    »Nur eine Geste«, sagte Sandy. »Ich hab einen Durchschlag daheim in meiner Schublade.«
    »Oh«, sagte der Fahrer. Das schien die Unterhaltung zu beenden.
    Zurück in seinem

Weitere Kostenlose Bücher