Armegeddon Rock
und schüttelte den Brief heraus.
Lieber Sander,
Ich habe mir in letzter Zeit eine Menge Gedanken über unsere Verbindung gemacht. Im Hinblick auf die Richtungen, die deine literarische Karriere jetzt einschlägt, bin ich nicht länger sicher, daß ich der richtige Mann bin, deine Interessen zu vertreten. Es wäre wohl für uns beide am besten, wenn
Sandy zerknüllte den Brief in der Hand und warf ihn in hohem Bogen zu seinem Papierkorb. Er verfehlte ihn und rollte über den Boden, um sich zu einem Haufen weggeworfener Seiten von seinem Roman zu gesellen.
Seite siebenunddreißig steckte noch in seiner Schreibmaschine. Er drehte sie heraus. Das Papier war mittlerweile dauerhaft gekrümmt. Sandy versuchte es erfolglos glattzustreichen und legte es in die Schachtel zum Rest des Buches. Er nahm die Schachtel mit nach unten, zog seine dicke blaue Matrosenjacke an und ging mit dem Roman unter dem Arm zur U-Bahn.
Der Hedgehog hatte seine Büros im Village, dicht am Washington Square. Sandy hielt auf der Treppe inne und sah auf die Tür, durch die er so viele Male gegangen war. Früher einmal war das sein Zuhause gewesen. Und jetzt?
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte die Empfangsdame, als er eintrat. Es war keine, die er gekannt hatte, und sie erkannte ihn auch nicht.
»Ich war bei diesem Käseblatt früher Chefredakteur«, sagte Sandy. »Ich will zu Jared.«
»Wen darf ich…«
»Lassen Sie’s gut sein«, unterbrach er. »Ich kenne den Weg.« Er ignorierte ihre Proteste und ging die Treppe hinauf. Jareds persönliche Vorzimmerdame ignorierte er ebenso und spazierte geradewegs in sein Büro.
Es war Jahre her, daß Sandy Jared Patterson leibhaftig gesehen hatte. Es war jetzt erheblich mehr Leib. Jared saß hinter einem großen Schreibtisch und sah Layout-bögen durch. Er trug einen marineblauen Freizeitanzug, ein pastellfarbenes Hemd mit offenem Kragen und drei Goldkettchen um den Hals. Der Anzug war bereits zu klein; er spannte sichtbar unter den Armen. Jared hatte immer Übergewicht gehabt, aber jetzt war er dick. Überrascht schaute er zu Sandy hoch und lächelte dann. »Sandy!« rief er, schob seine Arbeit beiseite und lehnte sich in seinen gewaltigen Drehsessel zurück. »Was für eine Freude! Wie lange ist es her?«
»Ungefähr siebzig oder achtzig Pfund«, sagte Sandy. Er durchquerte den Raum und setzte sich. Die Vorzimmerdame kam herein, aber Jared schickte sie mit einem Wink hinaus. »Ich will mit dir über die Nazgûl-Story reden«, sagte Sandy. »Sie ist größer, als wir’s uns hätten vorstellen können, Jared.«
»Du meinst die Lynch-Story, Sandy, alter Knabe, und du bist zu spät dran. Wir haben schon unser Ding dazu gemacht. Ich hab dich gewarnt.« Er beugte sich hinüber und drücke auf seine Haussprechanlage. »Betsy, bring die vorletzte Ausgabe rein, ja, Honey? Du weißt schon die mit dem überladenen Gemälde auf dem Titel, die ganzen Hobbits und so.«
Sie brachte sie herein und gab sie Jared. Jared grinste durchtrieben und reichte sie Sandy über den Tisch. »Tut mir leid, Kumpel«, sagte er, »aber du kannst nicht sagen, daß ich dich nicht gewarnt habe. Ich wollte wirklich, daß du das hier für uns machst, Sandy, aber du mußtest ja unbedingt auf stur schalten. Wie du siehst, ham wir den Bericht ohne dich machen müssen.«
Auf der Titelseite des Blattes, unter dem Hog-Logo war ein altes Foto von Jamie Lynch über eine schreiende Fantasy-Landschaft montiert. Hobbits scharten sich um seine Füße, und über ihm segelten Platten wie ein Schwarm fliegender Untertassen über einen rosafarbenenHimmel. Die Überschrift lautete: »Wer hat Sauron getötet?«
Die Story entwickelte dieses Thema. Der festangestellte Autor hatte erfahren, daß Hobbins Jamie Lynch »Sauron« genannt hatte, und das hatte er genommen, war dabei geblieben und hatte es voll in den Sand gesetzt. Seiten voller tolkieneskem Mist. Maine wurde zu Shire, Paul Lebeque zu einem unwahrscheinlichen Frodo. Sandy war fassungslos. »Ich kann nicht glauben, daß du diesen Scheiß gebracht hast«, sagte er.
Jared Patterson zuckte die Achseln. »He, als du uns hängenlassen hast, brauchten wir auf die Schnelle was. Gib nicht mir die Schuld, Sandy. Faß dich an die eigene Nase.«
Sandy beherrschte sich mit einer Anstrengung. »Jared, hör mir zu. Dieser schwachsinnige Quatsch erzählt nicht mal ansatzweise die wahre Geschichte.«
Jared lächelte. »Na schön, dann mal los, erzähl mir die wahre Geschichte.«
»Erstens mal, Lebeque
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