Armegeddon Rock
ich nicht mehr wütend. Ich war… ich empfand einfach nichts. Ich hab dich nicht vermißt, Sandy. Kein bißchen.«
»Toll.«
»Tut mir leid, wenn ich dir weh tue, aber das muß ausgesprochen werden. Mit wie vielen Frauen hast du auf dieser Reise geschlafen?«
»Mit eineinhalb«, sagte Sandy. »An die Halbe erinnere ich mich nicht. Scheint die ganze Pointe zunichte zu machen. Warum?«
Sharon zuckte die Achseln. »Ich wollte es bloß wissen. Um zu sehen, ob es mir was ausmacht. Tut es nicht. Als wir mit der offenen Beziehung begonnen haben, damals am Anfang, da hat es mir immer was ausgemacht. Ich hab versucht, nicht eifersüchtig zu sein, aber ein kleines bißchen war ich’s immer. Nichts, was ich nicht unter Kontrolle hatte. Ich glaube, es gefiel mir ein bißchen zu wissen, daß du für andere Frauen attraktiv warst und trotzdem zu mir nach Hause kamst, aber dieses winzige bißchen Ungewißheit war immer noch da. Jetzt ist es weg. Du hättest fünfzig sagen können, und es wäre mir völlig gleich gewesen. Ich hasse dich nicht, Sandy. Es ist nicht mal so, daß ich dich nicht leiden mag. Es sind nicht genug Gefühle übrig, um dich nicht leiden zu können. Du bist mir einfach egal.«
Sandy zuckte zusammen. »Du hast eine tolle Ader für so was, Lady. Du könntest mir zumindest erzählen, daß ich immer ein geschätzter Freund bleiben werde.«
»Aber das wirst du nicht, Sandy«, sagte sie. »Leute, die sich lieben, kommen aus den merkwürdigsten Gründen zusammen, wie wir, aber Freunde müssen etwas gemeinsam haben. Du und ich, wir leben in verschiedenen Welten. Wir marschieren hinter verschiedenen Trommlern her.«
»Linda Ronstadt and the Stone Poneys«, sagte Sandy verdrossen.
»Was?« Sharon sah ihn stirnrunzelnd an, dann seufzte sie. »Siehst du, was ich meine? Wir sprechen nicht dieselbe Sprache, und wir singen nicht dieselben Songs. Und wir werden es auch nie tun. Ich liebe Don nicht, aber vielleicht könnte ich’s eventuell doch. Ich möchte der Beziehung Zeit zum Wachsen geben.«
»Verdammte Scheiße«, sagte Sandy. Er dachte, er müßte weinen, aber er hatte keine Tränen mehr. Vielleicht hatte er sie alle für Slum und Butcher Byrne verbraucht. Mehr noch, er wußte, daß Sharon recht hatte. Es war eine schwere Reise gewesen, aber nicht, weil er sie vermißt hatte. Er hatte kaum an sie gedacht. Trotzdem hinderte ihn das nicht, sich im Stich gelassen zu fühlen. »Mußt du dabei so verdammt kalt sein?« fragte er anklagend. »Wir haben einander mal was bedeutet. Wir könnten es zumindest mit ein wenig Leidenschaft beenden.«
»Zu welchem Zweck? Ich bemühe mich, daß es zivilisiert bleibt. Wir sind beide reife Erwachsene, die etwas probiert haben, und es hat nicht…«
»Scheiß auf die Reife«, sagte Sandy. Er stand auf und machte ein finsteres Gesicht. »Es steht mir bis hier mit der Reife. Gottverdammt, nenn mich einen dämlichen Typen, wirf was nach mir, schrei! Weine, verdammt! Wir sind fast zwei Jahre zusammengewesen, da hab ich mindestens ein paar Tränen verdient, oder nicht?«
»Ich will nicht weinen«, sagte Sharon energisch. »Komm, kümmern wir uns um die heiklen Details, ja? Du kommst gerade von einer langen Reise zurück, also kannst du heute nacht hierbleiben. Ich geh zu Don rüber. Aber ich würde dieses Haus gern behalten, wenn du nichts dagegen hast. Ich kaufe dir deine Hälfte ab. Zu einem fairen Preis. Wir wissen beide, wieviel es im Wert gestiegen ist. Ich kann dir jetzt sofort nur 10.000 Dollar geben, aber ich zahle den Rest in Raten. Wie klingt das?«
Sandy hätte schreien mögen. »Mir ist dieser Kram egal«, sagte er. »Wir haben eine halbe Million mal miteinander geschlafen. Wir haben gemeinsam… gelacht und geträumt, alles das. Das ist wichtig. Weine, verdammt!«
»Jetzt ist dir das Geld egal, aber das kommt noch«, sagte Sharon. Sie stieg aus dem Bett, ging durch das Zimmer und begann sich anzuziehen. Als sie sich das Nachthemd über den Kopf zog, ertappte Sandy sich dabei, daß er zu intensiv auf einen Körper starrte, den er nie wieder in den Armen halten würde. Etwas an der Tatsache, daß sie für ihn verloren war, machte sie attraktiver denn je. Als sie sich anzog, war es, als würde sie sich gegen ihn panzern, ihre letzten verwundbaren Stellen schützen. Sie zog einen blaßblauen Slip an, schlüpfte in einen dazu passenden BH und machte ihn zu. Dann ausgebleichte Jeans und ein ehemals weißes T-Shirt. Blau und weiß. Wie Eis.
»Sharon«, sagte Sandy, und in
Weitere Kostenlose Bücher