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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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the painted ponies go up and down«, zitierte Sandy.
    »We’re captive on the carousel of time«, beendete Froggy. »He, du hast mich ertappt. Aber du wirst dich selbst als altmodisch abstempeln, mein Junge. Heutzutage kann man nicht rumlaufen und Joni Mitchell zitieren. Außerdem offenbarst du deine schäbigen bourgeoisen Neigungen, wie Lark sagen würde. Du mußt Yeats zitieren. Yeats ist zeitlos und wird deine Glaubwürdigkeit als richtiger Intellektueller begründen.« Er gab ein schnaubendes, böses Gremlin-Lachen von sich, als er Sandy am Ellbogen faßte und ihn den Strand entlangführte. »Ich will dir mal von dieser Fakultätsparty am letzten College erzählen, wo ich war. Da war diese Vision, dieser Engel, diese wollüstig feuchte Person des anderen Geschlechts, dieses hübsche blonde Surfer-Girl, und eine T.A. {8} in Geschichte obendrein, obwohl die Initialen in ihrem Fall eine doppelte Bedeutung hatten. Ah, Sandy, du hättest da sein sollen! Mein magischer Twänger wurde rasend, aber da stand ich, ausgeschaltet von einem Mann namens Fowler Harrison. Es war äußerst unfair, weißt du. Er war groß und sah teuflisch gut aus, mit grauen Schläfen und einer Pfeife, und er war ein richtiger Professor. Und er hieß Fowler! Und weißt du, was er machte? Er hielt die hübsche Julia in seinem Bann, indem er ihr Yeats zitierte! Ein Gedicht nach dem anderen. Soviel Yeats kann das menschliche Hirn gar nicht behalten, außer wenn es im Schädel eines Englisch-Professors namens Fowler steckt. Und was für eine prachtvolle Stimme er hatte! Sie starrte ihn an wie eine Kobra, die von einem großen grauen Mungo in Bann geschlagen ist, also was konnte ich machen?« Er sah hinüber und blinzelte. »Nun, ich gesellte mich zu ihnen und hörte respektvoll zu, und als Fowler schließlich eine Pause machte, tat ich ganz begeistert und fragte ihn, wie er bloß so viel behalten könnte. Und Fowler strahlte auf mich herab und sagte, wenn er etwas Schönes höre, könne er es nie mehr vergessen. ›Das ist komisch<, sag ich zu ihm, >ich kann’s nicht mehr vergessen, wenn ich was Scheußliches höre. Zum Beispiel verbringe ich jeden Tag meines Lebens mit dem verflixten Titelsong der Patty Duke Show, der mir im Kopf rumtanzt.‹ Und ich fing an, ihn zu singen, und ich freß ’nen Besen, wenn meine Vision nicht in ein breites Lächeln ausbrach und lachte und einfiel. Fowler wurde grün, und Sherry und ich – nein, es war Brandy, glaub ich, oder Gin, irgend so was – na ja, jedenfalls gingen wir zu Doobie Gillis und den Beverly Hillbillies über und dann ins Bett.«
    »Zupf deinen magischen Twänger, Froggy«, sagte Sandy.
    »Sie sind alle so jung, Sandy, und unter ihren Pullovern wölbt es sich so, und ich warte dauernd drauf, daß meine Schläfen grau werden, damit sie sich in mich verlieben, aber statt dessen fallen mir die Haare aus.« Er preßte die Lippen zusammen und machte wieder sein feuchtes, albernes Geräusch, spöttisch und wegwerfend. »Nun, das war, als ich noch ein grüner Junge war. Nie wieder! Ich hab den Namen von Nummer vier auf meinen magischen Twänger tätowiert und allen anderen entsagt.« Sie kamen in den Schatten des Piers und stiegen aus dem Sand zur Strandpromenade hinauf. Froggy ging voran.
    Oben fanden sie einen offenen Stand und kauften zwei Eiskrem-Sandwiches, die wie Pappe mit Schokoladenaroma schmeckten. Sie streiften das Papier halb zurück und gingen bis zum Ende des Piers, über dem Wasser. »Wie geht’s dir in bezug auf das Unterrichten?« fragte Sandy. »Mal ehrlich.«
    Froggy blickte ihn durch die dicken Gläser an. Seine Augen waren verschmitzt und leicht belustigt, und er hatte einen weißen Eiskrem-Schnurrbart auf der Oberlippe. »Ernsthaft?« fragte er.
    »Ernsthaft«, sagte Sandy.
    Froggy seufzte. »Ich liebe das Unterrichten«, sagte er. »Es ist mein Leben. Ich liebe Geschichte, und auf eine perverse Weise liebe ich sogar das Akademische, die ganze Elfenbeinturm-Szenerie. Und bestimmt liebe ich meine Studenten.« Er blinzelte. »Nicht oft genug, aber trotzdem, ich liebe sie. Dennoch ist es wahr, Sandy, was ich unten am Strand gesagt hab. Ich schaffe es nicht. Nicht wirklich.«
    »Wieso?« fragte Sandy. »Warum nicht?«
    Froggy knüllte das Papier seines Eiskrem-Sandwichs zusammen, warf es in einen Abfalleimer in der Nähe und leckte sich sorgfältig die Finger ab, einen nach dem anderen. Als er fertig war, lehnte er sich an einen Pfeiler und runzelte die Stirn. »Ich habe das College

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