Armegeddon Rock
Widmungen, von denen übrigens keine mir gegolten hat. Denk nicht, ich hätte das nicht gemerkt, Sander, mein Junge. Und das nach allem, was ich für dich getan habe.« Er grinste. »Und du kannst Sam kennenlernen.«
»Sam?«
»Samantha«, sagte Froggy. »Ansonsten liebevoll als Nummer vier bekannt. Du wirst sie mögen. Sie wird dich nicht mögen, aber das tut nie einer, also was soll’s? Na, was sagst du?«
»Ich hätte schon Lust, Froggy«, sagte Sandy. »Aber ich muß zurück in mein Hotel und nachschauen, ob Edan Morse sich gemeldet hat. Ich will versuchen, ihn heute nacht noch zu treffen, wenn’s geht.«
»Sam sieht in Wirklichkeit nicht wie Andy Devine aus«, meinte Froggy. »Sie trägt nicht mal Schuhe von Brown Buster.«
»Tut mir leid«, sagte Sandy lächelnd. »Ich sehe dich aber noch, bevor ich die Stadt verlasse. Dich und Sam, euch beide. Du hast mein Wort.«
»Gib mir rechtzeitig Bescheid, damit ich mir einen Smoking leihen und mir das Gesicht grün anmalen kann«, sagte Froggy. »Wir möchten, daß du dich zu Hause fühlst.« Er schnaubte vor Lachen, schlug Sandy auf den Rücken, und sie gingen zusammen den Pier entlang, am Karussell und den Eiskrem-Ständen vorbei auf die Stadt zu. Froggy Cohen begann über die Geschichte des Karussells zu sprechen. Sandy lächelte und hörte zu.
12
Some are born to sweet delight /
Some are born to the endless night
DER PORTIER, ein pummeliger kleiner Homunkulus von einem Mann in einer grauen Wolljacke und Pantoffeln, war in einen Pornoroman vertieft, als Sandy spät an diesem Nachmittag in sein Motel zurückkam. »Irgendwelche Nachrichten?« fragte ihn Sandy, auf den Empfangsschalter gestützt.
Der Mann starrte ihn mißtrauisch an, offensichtlich über die Störung verärgert. »Nachrichten?«
»Ja, Nachrichten. Sie wissen schon. Kleine rosafarbene Zettel, wo Worte drauf geschrieben sind. Von all den Leuten, die angerufen haben, während ich ausgegangen war.«
Der Portier räusperte sich. »Keine Nachrichten«, sagte er. Er ging wieder zu seinem Porno über, und Sandy ging wieder zu seinem Zimmer. Es lag am Ende des ganzen Rundwegs, hinter dem schmutzbedeckten Swimmingpool. Verdrossen und unruhig stiefelte Sandy dorthin. Edan Morse hätte anrufen müssen. Darauf hätte er sein Leben verwettet. Tatsächlich hatte er das vielleicht schon getan. Er hatte bei der Version, die er Froggy erzählt hatte, ein Detail ausgelassen: die Nachricht, mit Filzstift auf die Rückseite der purpurnen Hog -Karte gekritzelt, die er in Malibu hinterlassen hatte. Ich glaub’, da war ’ne Miezekatz’, hatte Sandy geschrieben. Er begriff nicht, wie Morse es sich leisten konnte, das zu ignorieren.
Er hatte es nicht getan. Als Sandy sein Zimmer erreichte, stand die Tür halb offen, und sie warteten.
Sie waren zu zweit. Die Frau in dem orangefarbenen Naugahyde-Sessel bei der Tür stand auf und drehte sich um, als Sandy in das Zimmer trat. Sie lächelte, als er einen raschen Blick auf sie warf, und er merkte, wie aus dem flüchtigen Hinschauen ein Anstarren wurde. Sie war eindrucksvoll. Hochgewachsen und dunkel, mit milchkaffeefarbener Haut und tintenschwarzem Haar, das ihr in einer langen, pechschwarzen Kaskade bis zur Taille herabfiel. Diese gewaltige Masse von Haaren ließ sie kleiner erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Ihr Körper war überall straff und durchtrainiert. Ein weißes rückenfreies T-Shirt, das zwischen hohen, runden Brüsten zugeknotet war, entblößte einen absolut flachen und harten Bauch. Ihre ausgeblichenen Jeans schmiegten sich eng an die Linie ihrer Waden und Schenkel. Sie trug eine rote Stoffschärpe als Gürtel und ein dazu passendes rotes Stirnband. Ihre tiefliegenden Augen waren schwarz und groß. Sie hatte hohe, scharf ausgeprägte Wangenknochen. Ihr Mund sah aus, als gehörte er jemandem, der viel lächelte. Alles in allem war sie die prachtvollste Frau, die Sandy seit Jahren außerhalb von Filmen und Magazinen gesehen hatte. Er hätte sie mühelos lange Zeit ansehen können. Aber die andere Person im Raum reichte, um jeden abzulenken, sogar von ihr.
Er lag auf Sandys Bett. Seine Beine, in großen, blitzsauber glänzenden Kampfstiefeln, gingen noch etwa einen Fuß weiter, wo das Bett aufgab. Alles in allem war er der größte Mann, den Sandy je gesehen hatte, und Kinos und Magazine bildeten da keine Ausnahme. Basketball-Plätze auch nicht. Dieser Kerl mußte mindestens sieben Fuß und zwei oder drei Zoll groß sein, aber
Weitere Kostenlose Bücher