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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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verprügeln, aber zum Entzücken der Kinder verschwand der Missetäter jedesmal in einem Rauchwölkchen. Und in der Woche darauf kam er wieder zurück und versprach, brav zu sein.
    Froggy der Gremlin war Harold Cohens Held. »Mein Rollenmodell«, sagte Froggy Cohen, als der Ausdruck Rollenmodell in Mode gekommen war, »der Ur-Anarchist.« Die allererste Ausgabe des schäbig aussehenden, finsteren, aber aufregend lebendigen Hedgehog hatte eine bösartige, häßliche Phantasiegeschichte von Cohen enthalten, die den Vietnamkrieg kurz und prägnant erklärte; Froggy der Gremlin hatte Nixon im Weißen Haus besucht. »Und dann wirfst du Napalm auf ihre Babies, jawoll, jawoll«, gluckste Froggy, und Nixon tat genau das. Nixon und Jim Nasium hatten viel miteinander gemein, zeigte Froggy auf. Nach diesem sensationellen Debüt hatte Cohen auch weiterhin eine Kolumne für sie geschrieben, die Amerikanische Geschichte hieß. Die Sachen, die die alte Mrs. Plappermaul einem in der dritten Klasse nicht erzählte.
    Aber der Höhepunkt in seiner Karriere war die Zeit gewesen, als er einen Anwerber für Dow Chemical zu einer öffentlichen Diskussion herausforderte. In jenem Jahr war Froggy Präsident des SDS auf dem Campus gewesen. Der arme Kerl hatte zugesagt und saß in seinem grauen Anzug, dem weißen Hemd und der blauen Krawatte am einen Ende eines langen Tisches, als am anderen Ende eine Rauchbombe losging und Harold Cohen mit Smoking und Fliege und grün angemaltem Gesicht daraus auftauchte. »Heya, Kids, heya, heya, heya«, krächzte er böse, und das Publikum hatte wie ein Mann »Heya, Froggy!« zurückgebrüllt. Der Dow-Mann war schließlich, der Lächerlichkeit preisgegeben, von der Bühne gejagt worden. Es war ein zündendes Stück Guerilla-Theater gewesen.
    Zudem war Froggy das geilste menschliche Wesen, das Sandy je gekannt hatte. Trotz seiner Schuppen, seines Bauches und seiner gelben Zähne war er auch dabei erstaunlich erfolgreich gewesen. Sandy, Lark und Slum hatten alle gewaltigen Respekt vor ihm gehabt; Froggy hatte im ersten Collegejahr mehr Frauen ins Bett gekriegt als sie alle drei zusammen in den ganzen vier Collegejahren. Froggys Geheimnis war das absolute Fehlen jeglichen Schamgefühls. Er machte sich geradewegs an ein Mädchen heran, dem er eben begegnet war, grinste sein Ohr-zu-Ohr-Grinsen und sagte: »He, woll’n wir ficken?« Sandy hatte Froggy einmal beschuldigt, nur radikal geworden zu sein, weil die Frauen im Movement tendenziell leichter zu haben waren. Froggy hatte ihn angegrinst und gesagt: »Zum Teufel, Sandy, irgend jemand muß meinen magischen Twänger zupfen!«
    Sandy war noch lange mit Froggy in Kontakt geblieben, nachdem sie ihrer getrennten Wege gegangen waren, Sandy, um in New York als Redakteur und Autor für den Hog zu arbeiten, und Froggy, um in Kalifornien zu lehren. Lange nachdem Sandy Bambi und Lark aus den Augen verloren hatte, hatten er und Froggy sich immer noch geschrieben, miteinander telefoniert und einander sogar besucht, aber das hatte schließlich aufgehört, als Froggy das zweitemal heiratete (in seinem vorletzten Collegejahr hatte er eine katastrophale, zwei Monate dauernde Ehe mit einem Mädchen aus der letzten Klasse der High School geführt, die er bei einer Kundgebung kennengelernt hatte und immer noch so beschrieb: »Das Gesicht eines Engels, die Geduld einer Heiligen, die tollsten Titten der Welt und das Hirn von Squeaky der Maus.«), eine alte Vettel, die alle alten Freunde Froggys gehaßt hatte.
    Glücklicherweise war das alles Vergangenheit. Das erste, was Froggy gesagt hatte, als Sandy anrief, war:
    »He, mach dir keine Sorgen wegen Liz. Die ist längst raus aus meiner Wohnung, wenn auch noch nicht ganz runter von meinem Gehaltsscheck.«
    »Also bist du jetzt wieder ein Single«, hatte Sandy gesagt.
    »Nix. Verheiratet.«
    »Äh-oh«, sagte Sandy. »Nummer drei?«
    »Nummer vier«, sagte Froggy. »Mit Nummer drei und mir ist es zwei Jahre lang super gelaufen, bis sie mit ihrem Karatelehrer durchgebrannt ist. Aber Nummer vier ist toll. Warte, bis du sie triffst. Sie sieht genau wie Andy Devine aus. Es war Liebe auf den ersten Blick.«
    Sandy lachte. »Schön«, sagte er. »Wollen wir zusammen essen gehen?« Und so waren sie zu ihrem Treffen in der Sushi-Bar gekommen. Froggy hatte sich nicht sehr verändert. Seine Wangen schienen ein bißchen dicker als früher zu sein, sein Bauch ein bißchen ausgeprägter, sein Haar ein bißchen dünner. Aber seine Zähne waren

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