Armegeddon Rock
irgendwie, den dritten Mitfahrer ganz zu vergessen. Es stellte sich heraus, daß Ananda alle seine Bücher gelesen hatte, was ihn maßlos freute. Und sie erinnerte sich sogar an einige seiner Artikel im Hog. »Ich war begeistert, als Edan mir erzählt hat, wen wir holen sollten«, erklärte sie ihm. »Ich bewundere dich schon lange. Ehrlich. Der Hog war so wichtig für uns, damals in den alten Zeiten. Als die ganzen Establishment-Käseblätter Lügen und Verzerrungen druckten und alles verdrehten, um uns schlechtzumachen, gab es nur den Hog und ein paar Underground-Blätter, die sagten, wie es wirklich war. Auch deine Bücher haben mir gefallen. Ich wurde so wütend, als Sarah in Kaseys Suche starb. Ich hab geweint. Du bist nie abtrünnig geworden, wie so viele von ihnen. Du hast dir den Glauben bewahrt.«
»Und das gefällt dir?« frage Sandy erstaunt. Er lachte. »Mein Gott, du weißt nicht, was für eine Erleichterung es ist, jemand zu treffen, der mir keinen Vortrag über meine Unreife halten will.«
Ananda sah ihn mit einem warmen, mitfühlenden Lächeln an. »Sie haben dich in die Defensive gedrängt, wie? Kümmere dich nicht drum, bleib einfach fest. Bei mir ist es dasselbe. Meine Mutter war mal eine große Aktivistin in der Bürgerrechtsbewegung, und früher hat sie alles, was ich tat, ganz toll gefunden, aber vor ungefähr fünf Jahren hat sie sich Enkel in den Kopf gesetzt. Sie redet nur noch von Reife.« Sie seufzte und preßte die Lippen zusammen. »Sie kapieren’s nicht. Ich kann nicht mal dran denken, ein Kind zu haben, so wie die Welt heute ist. Ich sehe es so: Engagement ist Engagement, ob es nun in Mode ist oder nicht. Wenn das Movement tot ist, wie sie sagen, dann sind diejenigen von uns, die übrig sind, unentbehrlicher denn je, jetzt, wo die ganzen Sonnenschein-Krieger für die großen Firmen arbeiten. Die Prinzipien sind immer noch richtig, stimmt’s? Es gibt immer noch Ungerechtigkeit, immer noch werden Menschen unterdrückt, und Krieg ist noch immer genauso verdammt ungesund für Kinder und andere Lebewesen, stimmt’s? Also gibt es immer noch was zu tun. Ich könnte nicht mit mir leben, wenn ich mich abseilen würde. Aber manchmal ist man schon einsam.« Sie sah ihn an und grinste. »Noch ein Grund, warum ich dich kennenlernen wollte. Die netten tapferen Burschen sind heutzutage schwer zu finden.«
»Wow«, sagte Sandy. »Kann sein, daß ich ein netter tapferer Bursche bin, aber ich bin zu keiner Armee gegangen. Am allerwenigsten zu der von Edan Morse.«
Ananda zuckte die Achseln. »Das wirst du, wenn du erst mal Bescheid weißt. Du hast das Herz am rechten Fleck.«
Was mehr ist, als man von Jamie Lynch sagen kann, dachte Sandy, aber er sprach es nicht aus. Trotzdem war es ein beunruhigender Gedanke. Er wischte ihm das Lächeln vom Gesicht und veranlaßte ihn zu etwas mehr Vorsicht gegenüber dieser atemberaubend attraktiven Frau, die eindeutig Wärme und Empfänglichkeit und gute Vibrationen ausstrahlte. »Betrachtest du dich immer noch als Radikale?« fragte er sie.
Sie sah zu ihm hinüber und bemerkte den ernsten Ausdruck in seinem Gesicht. »Als Radikale? Scheiße, nein. Ich sein Revolutionärin, Massa, und das letzte kleine Hippie-Küken in der ganzen weiten Welt.«
Sandy grinste, ohne es zu wollen. »Zumindest hast du Humor«, sagte er. »Ich hab nie Revolutionären getraut, die keinen Humor hatten.«
»Fuck, Mann, heute mußt du Humor haben. Ich rechne jetzt jeden Tag damit, daß ich Timothy Leary Werbung für American Express machen sehe. ›Auf meinen früheren Trips brauchte ich keine Kreditkarte, aber auf meiner gegenwärtigen Vortragsreise bringt mir mein Gesicht nicht mal mehr einen Zuckerwürfel ein. Deshalb habe ich die hier dabei.‹ Zum Teufel, wenn man nicht lacht, müßte man weinen.«
»Erzähl mir von Edan Morse«, sagte Sandy zu ihr.
Ihre großen, dunklen Augen schwenkten rasch wieder zu ihm hinüber und hielten seinem Blick belustigt und selbstsicher stand. »Da war ’ne Miezekatz’, jawohl«, sagte sie sarkastisch.
Sandy runzelte die Stirn. »Du hast meine Karte gesehen?«
»Klar. Ich bin Edans linke Hand. Gort ist seine rechte. ’ne süße kleine Karte. Edan fand es aber nicht so lustig. Er denkt gern, daß diese Zeiten vorbei und vergessen sind.«
»Gehst du nicht ein Risiko ein, wenn du all das zugibst?« fragte Sandy. »Sylvester ist ein gesuchter Flüchtiger. Angenommen, ich würde zu den Cops gehen und deinen Boss verpfeifen.«
»Also erstens«,
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