Arschloch!
etwa einer halben Stunde ihre Wirkung entfalten. Solange müssen wir uns noch gedulden!“, teilt mir Michael mit und grinst.
„Alles klar!“
In diesem Moment höre ich die ersten Takte eines meiner Lieblingslieder. Der DJ legt den Top-Hit von David Hasselhoff >I‘ve been looking for freedom< auf, ich fange an zu tanzen und meine Begleitung ist sofort mit dabei. Wir tanzen weiter und weiter und irgendwann habe ich einen Zustand erreicht, in dem mir die Liedtexte zu den laufenden Songs einfallen, die ich gerne vergessen hätte. Plötzlich bin ich völlig im Arsch. Alles fängt an sich zu drehen. Aber so viel habe ich doch überhaupt nicht getrunken. Michael geht es prima. Er knutscht schon mit seiner Ketchupsorte. Ich kann mich kaum auf meinen Beinen halten. Mir ist schwindelig. Ich stürme von der Tanzfläche, vorbei an den Menschen an der Theke, die Treppe hinunter, auf der ich fast stürze. Ich erreiche die Toilette und schließe mich in einer Kabine ein. Es stinkt nach Scheiße und Pisse und es gibt kein Klopapier. Nicht einen Millimeter. Alles dreht sich. Meine Beine machen schlapp. Ich muss mich an den Wänden der Kabine abstützen, um nicht umzukippen. In dem Durcheinander entdecke ich ein weißes Kaninchen, das auf der Kloschüssel vor mir hockt. Es verschwindet in die Kanalisation und ich folge ihm. Ich treffe auf eine Gruppe winziger Tiere. Dann taucht ein Säugling auf, der sich in ein Schwein verwandelt. Ein paar Sekunden später begegne ich der Grinsekatze, die sich in Luft auflöst, ich laufe weiter und lande auf einer Teeparty auf der wir meinen >Nichtgeburtstag< feiern und nachdem ich dort abgehauen bin, muss ich an einem Poker-Spiel mit vermenschlichten Karten teilnehmen, die so aussehen wie meine Arbeitskollegen Anne und Thomas.
TEIL3
„Fair is foul and foul is fair”
Shakespeare „Macbeth”
12.10.2005
Ich erwache auf meinem weißen Ledersofa. Auf meinem weißen Couchtisch mit Milchverglasung liegt mein weißer Laptop. Meine Internetbankingseite ist auf dem Monitor zu sehen. Der Kontostand wird angezeigt. Das Geld ist da! 20.000 Euro. Mit einem Schlag auf meinem Konto! Ich bin überglücklich und lasse mich in die Lehne meines weißen Ledersofas fallen. Endlich kann ich mit meinem Film weitermachen. Jetzt verwirkliche ich mich selbst! Jetzt ist es Zeit, meine Träume wahr werden zu lassen. Ich will und ich kann endlich shoppen!!
Als ich vor dem Parkplatz an der Stubengasse warte, sehe ich manikürte Hände vor meinem inneren Auge, die wie bei >Der Preis ist heiß< Dinge präsentieren. Einen Beamer, dann einen Plasmafernseher. Eine schwere Entscheidung, bei der mir nicht einmal die manikürten Hände helfen können, denn die präsentieren diese Dinge immer abwechselnd, sodass mir nicht genug Zeit bleibt, um die Vorteile der einzelnen Geräte zu erfahren. Dann zaubern sie ein Powerbook hervor, den neusten iPod oh-wie-super-toll-Nano, Alkohol, Titten und Ärsche und Mösen und Schwänze und dann fällt ein Vorhang und auf dem Stoff sehe ich meinen Kreditbetrag in riesigen, gelb leuchtenden Buchstaben stehen. Eins steht fest: Ich mache was Großes, was Besonderes, nicht bloß das Alltägliche. Mit diesem Geld beende ich mein Kunstwerk.
Meine erste Station ist ein Geldautomat und als ich endlich an der Reihe bin, hebe ich 500 Euro ab, blinzele mir mit beiden Augen zu und hole mir am Schalter eine Rolle mit 50-Cent Münzen. Das Kleingeld brauche ich noch für später. Ich schlendere pfeifend durch ein paar Shops, hole mir den rosa Pullover bei Bergmann, den mir die Verkäuferin nicht verkaufen wollte und gehe gleich danach zum Apple-Store am Verspoel, in dem ich mir meinen Traumcomputer, das Apple-17-Zoll-G4-1,67-GHz-Powerbook mit 2 GB Arbeitsspeicher, 120 GB Festplatte, beleuchteter Tastatur, Airport-Extreme-Build-In und Double-Layer-SuperDrive-Laufwerk, inklusive Zubehör, drei Jahre Care-Support, einer Filmschnitt-Software, einen Adapterstecker für den Zigarettenanzünder und eine Notebooktasche aus Neopren kaufe.
Als ich zuhause bin, stelle ich das Powerbook auf meinen Couchtisch und um mit der neuen Software besser vertraut zu werden, filme ich noch schnell eine Szene, die ich eh noch benötige. Ich stelle meine Kamera vor meinem geliebten weißen Ledersofa auf, setze mir ein Käppi auf, starte die Aufnahme und hocke mich hin. Diesmal filme ich die Einladung für meine Spendenparty, die per E-Mail an alle meine Arbeitskollegen und Bekannte verschickt werden soll. Diesmal wird es
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