Arschloch!
Frau und als ich an meinem Schreibtisch sitze und einem Kunden ein paar Perücken verkaufe, kommt Anne wieder zurück an ihren Computer. Einen Moment später stürzt sie auch schon wieder heulend davon. Die ist vielleicht ein kleines Sensibelchen.
Als ich mich umsehe und an meiner rechten Trennwand vorbei rüber zu Daniela blicke, die freundlich einen Kunden berät, entdecke ich ein hämisches Grinsen auf ihrem Gesicht. Danach ist es wieder ruhig im Callcenter und der restliche Arbeitstag läuft ab, wie jeder andere.
Kurz vor Feierabend werfe ich schnell noch einen Blick auf mein Bankkonto. Das Geld des Kredits ist zwar noch nicht angekommen, aber dennoch entscheide ich mich für ein bisschen Shoppen. Das schadet nie. Außerdem wird das Geld bestimmt in der nächsten Woche da sein. Ich logge mich aus, fahre meinen Computer runter und laufe rüber zu Daniela.
„Hast du Lust, mit in die Stadt zu kommen?“
„Klar. Ich will sowieso in die Stadt. Möchte mir ein weiteres Buch von Dan Brown kaufen!“
„Dann lass uns das doch machen.“
„OK! Ich bin sofort fertig. Wartest du?“
„Klar!“, sage ich und beobachte sie. Ihr Pullover, ihre Jeans und ihre neuen roten Stiefeln, haben nicht das Rot der Liebe, sondern das von Coca-Cola. Sie fährt ihren Rechner runter und packt ihre Sachen, dann wirft sie noch schnell einen Blick auf ihr Handy, sieht aber, dass ihr niemand geschrieben hat und steckt es in ihre Handtasche.
Es dauert knapp eine halbe Stunde bis wir einen Parkplatz an der Stubengasse finden können, so voll ist es und das obwohl es bis Weihnachten noch Ewigkeiten dauert. Wenn zu Fuß gegangen wären, wären wir schneller gewesen. Zuerst geht es zu einem Geldautomaten und als ich endlich an der Reihe bin und meine Karte in den Automaten stecke, versuche ich 50 Euro abzuheben. Komm schon, das sollte noch drin sein. Doch leider ist es das nicht. >zur Verfügung stehender Betrag: 0,- €<
Na ja, dann werde ich mal versuchen die Sachen einfach per EC-Karte zu kaufen. Das klappt bestimmt. Die buchen das doch eh erst in ein paar Tagen ab und bis dahin ist das Geld da. Wir laufen rüber zu Thalia und Daniela deckt sich mit spannender Dan Brown Literatur und einem Kalender für das nächste Jahr ein. Gleich danach laufen wir weiter zu Bergmann, wo ich einen total schönen Pullover entdecke, in den ich mich auf den ersten Blick verliebe. Ich probiere ihn an. Er passt wie angegossen. Als ich aus der Umkleide trete, frage ich Daniela nach ihrer Meinung.
„Der ist ja rosa!“
„Ich finde ihn super! Das Rosa mag ich! Den nehme ich!“ Die hat überhaupt keine Ahnung von Stil. Ich ziehe mich schnell in der Umkleidekabine um, stöbere in aller Ruhe durch den Laden und begebe mich dann zur Kasse. Es ist kurz nach sieben. Das Geschäft hat schon geschlossen und im Schloss hängt bereits der Schlüssel. Die Kassiererin, die irgendetwas von Steffi Graf hat, scannt den Barcode ein und nennt mir den Kaufbetrag. Ich reiche ihr meine EC-Karte und sie zieht sie durch die Maschine. Dann muss ich den Rechnungsbetrag in Höhe von 119 Euro bestätigen und meine Geheimzahl eingeben, was ich auch tue, doch schon kurz danach wird auf dem LCD Display angezeigt, dass eine Zahlung zurzeit nicht möglich ist.
„Ich probiere es noch einmal. Vielleicht stimmt etwas mit dem Gerät nicht! Das kommt manchmal vor“, sagt die Verkäuferin. Wir wiederholen die Prozedur, doch auch beim zweiten Mal funktioniert es nicht.
„Das kann nicht sein!“, rufe ich empört.
„Ich weiß ganz genau, dass ich genug Geld auf dem Konto habe! Ich bin doch kein armer Schlucker.“
„Ich versuche es noch einmal!“
Aber auch beim dritten Mal tut sich nichts.
„Tut mir leid, aber ich kann den Pullover für Sie zurücklegen, dann könne Sie ihn in den nächsten Tagen, wenn Sie wieder Geld haben, abholen!“
„Sehe ich aus wie ein armer Penner? Sie sollten lieber mal Ihr Gerät überprüfen!“
„Damit ist alles in Ordnung!“
„Mit Sicherheit ist es nicht in Ordnung. Komm‘ Daniela, wir gehen jetzt, ich muss mir so etwas nicht gefallen lassen. Wenn die mein Geld nicht haben wollen, dann eben nicht! Und wissen Sie was?“
„Was denn?“
„SCHIEBEN SIE SICH IHREN PULLOVER IN IHREN FETTEN ARSCH! ICH WERDE HIER NIE WIEDER EINKAUFEN! WAS FÜR EINE FRECHHEIT! ICH BIN DOCH KEIN LAUSIGER PENNER!!!“
08.10.2005
„Ich geh mal pissen“, sagt Michael und verschwindet aus seinem Wohnzimmer und ich nutze die Gelegenheit und suche auf seiner
Weitere Kostenlose Bücher