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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauricio Borinski
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sogar eine Pokerrunde geben. Der komplette Gewinn wird natürlich gespendet.
    Nach zehn Minuten ist die Aufnahme im Kasten und ich muss nur noch ein wenig schneiden, was doch nicht so einfach ist, wie ich immer dachte. Die Software erklärt sich nicht von selbst und ich hatte bis vor kurzem ja immer so einen scheiß PC.
    Nach ein paar Stunden ist die erste Version fertig, aber irgendwie sieht es langweilig aus, also lege ich einen Schwarz-Weiß-Filter drauf und schneide kurze Bilder von derben Parties mit rein, dann sieht es total cool aus. Es dauert eine ganze Weile, bis ich den zwei Minuten langen Film hochgeladen habe und verschicken kann, doch als ich die Rundmail durch das Internet sausen lasse, bin ich super happy. Das wird bestimmt ein toller Abend. Aber jetzt ist erstmal Zeit für Fußball.
    Als ich kurz vor Anpfiff im Uferlos ankomme, bin ich etwas zu spät, denn es hat mir so viel Spaß gemacht, meine Chefin zu terrorisieren. Sie hatte sie sich zwar von der Telekom eine neue Nummer geben lassen, sie aber in der Personalabteilung hinterlegt. Sie entkommt mir nicht!
    Ich kann nur noch einen Platz an der Theke ergattern, aber von hier genießt man einen guten Blick auf die Großbildleinwand und man sitzt gleich an der Quelle. Alle zehn Minuten bestelle ich mir ein weiteres Bier. Jetzt kann ich es mir wieder leisten und außerdem ist es bitter nötig. Das Spiel unserer Nationalmannschaft ist schrecklich. Es wird nicht einmal durch das Bier besser, das ich in mich reinkippe.
    Direkt nach dem Spiel gehe ich erneut zu einer Telefonzelle, werfe 50 Cent ein, richte meine Kamera auf mich, starte die Aufnahme und vertelefoniere das Kleingeld durch gefakte Callcenter-Anrufe bei Anne. Ich qualifiziere Adressen, stelle Produkte vor und biete sie zum Verkauf an, vereinbare Termine, versuche sie als Kunden zu aktivieren und befrage sie nach ihrer Kundenzufriedenheit. Ich unternehme Marktanalysen und betreibe Meinungsforschung, verteile Messeeinladungen, versuche ihr Systemlotto-Scheine schmackhaft zu machen und arbeite für die Abogewinnung und –rückgewinnung. Immer unter anderem Namen und mit anderer Stimme, aber jedes Mal erfolglos, weswegen ich meine Taktik ändere und die Nummer eines Pizzaservice wähle. Gleich nach der Begrüßung fragt mich der Mitarbeiter, der sich anhört wie Donald Duck, was er für mich tun kann.
    „Und sie liefern auch nach Hause?“
    „Bis 23.00 Uhr!“, antwortet der Kerl am anderen Ende der Leitung.
    „Das ist ja wunderbar“, sage ich, „Ich möchte etwas bei Ihnen bestellen!“
    „Dann bräuchte ich als erstes Ihre Adresse.“
    „Klar, kein Problem! Ich bin hier bei einer Freundin. Ich muss eben nachfragen.“
    Ich halte meine Hand vor die Muschel und tue so als würde ich eine andere Person nach der Adresse fragen, lächele dabei in die Kamera und blinzele ihr mit beiden Augen zu. Wo wohnt Anne noch mal? Ach, ja!
    „Dortmunderstrasse 28. Der Name, der an der Klingel steht, lautet: Anne Weißer.“
    „Die Telefonnummer?“
    „Einen Moment bitte!“
    Kannst du mir Annes Telefonnummer nennen? Klar. Da ich die Nummer nicht auswendig kenne, schaue ich in meinen Handy nach. Nach ein paar Sekunden habe ich ihre Nummer gefunden und diktiere sie dem Mitarbeiter.
    „Weißer. Dortmunderstrasse 28!“
    „Ja, genau!“
    Sie ist sogar schon in der Kundendatei. Wie schön.
    „O.K. Und was möchten Sie bestellen?“
    „Drei große Pizzen. Eine mit Spinat, eine mit Salami und eine mit Meeresfrüchten und schön viel Knoblauch!“
    „Das ist alles?“
    „Aber schön viel lecker Knoblauch!“
    „Ist notiert!“
    „Ja, danke! Wie lange wird es dauern?“
    „So ungefähr eine halbe Stunde.“
    „Vielen Dank!“
    Ich bestelle noch bei drei weiteren Lieferservices. Als erstes bei einem Chinesen, dessen Stimme sich anhört, wie die Synchronstimme von Stimpy. Als nächstes bei einem Thailänder, der sich anhört wie Brandon Lee und als letztes bei einem Italiener, der wie Al Capone klingt. Während ich mit dem Mitarbeiter telefoniere, bemerke ich, dass ich kein Kleingeld mehr habe. Ich bestelle schnell noch zwei Pizzen, eine „Frutti di mare“ und eine „Calzone“, dann ist das Gespräch aber vorzeitig beendet. Na, das war wohl nichts, also muss ich mir erstmal neues Kleingeld besorgen.
    Ich laufe durch die Straßen der lebenswertesten Stadt der Welt und vor Karstadt treffe ich auf einen Kerl, der genauso aussieht wie Meister Yoda. Der hat bestimmt Kleingeld.
    „Können Sie mir

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