Arschloch!
vielleicht Geld wechseln?“
Er runzelt die Stirn, seufzt, sieht in seinem Portemonnaie nach und sagt: „Help you I can, yes, young man!“
Ich reiche ihm einen 5-Euro Schein und Meister Yoda wechselt ihn in Münzen um.
„Vielen Dank!“, sage ich, als ich mich zu ihm runterbeuge und das Geld in Empfang nehme. Der ist so winzig klein und seine Ohren sind so süß.
„Geschehen gerne! Du darfst niemals vergessen: Deine Wahrnehmung bestimmt deine Realität!“, sagt er und wackelt mit seinen langen Ohren.
„Meister Yoda, vielen Dank für den Tipp. Echt korrekt von dir!“
„Möge die Macht mit dir sein!“, fügt er hinzu, als ich bereits auf dem Weg zur nächsten Telefonzelle bin. Als ich ankomme, werfe ich Geld in den Apparat, drehe mich um und sehe wie Meister Yoda seinen krummen Stock aufsetzt und langsam weitertrottet.
Als ich beim nächsten Lieferservice bestelle, einem Imbiss, der leckere Burger herstellt, schön mit Röstzwiebeln und knackigem Salat, verschwindet er aus meinem Blickwinkel. Ich bestelle drei Burger für Anne und ihre Freunde, selbst wenn sie offensichtlich keine hat. Ich verabschiede mich, lege den Hörer auf und laufe zu einem weiteren Münztelefon, werfe 50 Cent in den Apparat, wähle Annes Nummer und hole den Stimmverzerrer aus meiner Jackentasche. Sie nimmt nach dem fünften Klingeln ab, ich aber sage nichts, sondern atme tief und langsam ein und aus. Nach ein paar Sekunden lege ich auf und fahre nach Hause. Zuhause schneide ich an meinem Film rum und komme auf die Idee, die gefilmten Telefonanrufe bei Anne mit dem Megahit >All night long< von Lionel Richie zu unterlegen.
“All night long! (all night)
All night long! (all night)
All night long! (all night)”
Ein paar Minuten später bin ich fertig und überprüfe die Szene. Sie ist spitzenmäßig geworden. Ach, ist das schön, endlich kann ich mit meinem Film weitermachen und am Wochenende geht‘s richtig ab. Das wird richtig nice. I like it jetzt schon.
14.10.2005
„Ich fahre heute auf einem Segeltörn nach Holland!“
„Dann mal viel Spaß!“, sagt Daniela.
„Den werde ich haben! Es war schon immer ein Traum von mir, das zu tun!“, sage ich, renne zurück an meinen Arbeitsplatz, stempele mich pünktlich um 16.00 Uhr aus, verabschiede mich von ihr und verschwinde ins lang erwartete Wochenende. Die Sonne scheint, es ist wunderbar, allerdings könnte es ein bisschen wärmer sein. Der Winter rückt unaufhaltsam näher und ich hoffe, ich kann während der dunklen Jahreszeit ein paar schöne Tage in den Alpen verbringen. Dort ist der Winter wenigstens echt, mit Schnee und dem ganzen Zeugs, nicht so wie hier in der lebenswertesten Stadt der Welt, in der im Winter alles wie in einem nicht digital überarbeiteten Schwarz-Weiß- Film aussieht und dennoch an >Moderne Zeiten< erinnert.
Gelassen laufe ich zu Avis an der Georgskommende und es dauert nicht lange, dann halte ich die Schlüssel in der Hand. Gestern Abend habe ich im Internet einen Hammel reserviert. Mit Navigationssystem und Platz für vier Personen. Ich schlendere über den Parkplatz der Autovermietung und da ich nicht genau weiß, um welchen Hammel es sich handelt, betätige ich einfach die Funkfernbedienung. Beim ersten Versuch reagiert keiner der Hammel und deswegen versuche ich es ein weiteres Mal. Immer noch nichts. Erst beim vierten Versuch leuchten die Ohren eines roten Hammels auf. Ich steige auf, stelle die Klimakomfortautomatik auf 21°C und ein paar Augenblicke später geht es mit scharrenden Hufen los. Der Hammel ist definitiv schneller als mein Audi. Damit wird der lange Ritt viel Spaß machen.
Ich reite noch schnell nach Hause und packe meinen Trolley. Gegen halb sechs schließe ich die Wohnungstür ab, laufe runter zum angeleinten Hammel und wir galoppieren los. Auf der Autobahnauffahrt Münster Nord entdecke ich eine Tramperin, die irgendetwas von Scarlet Johansson hat und ein Schild in den Händen hält, auf dem ihr Zielort - Dresden - angegeben ist. Ich halte auf dem Standstreifen und warte, bis sie an meinem Hammel ankommt. Als sie neben mir steht, gebe ich dem Hammel die Sporen und bleibe fünf Meter weiter wieder stehen. Sie läuft mir nach und als sie wieder neben mir steht, wiederhole ich das alles noch mal. Dann halte ich an.
„Bist ja ein ganz Witziger!“
„Na sicher!“
„Wohin fährst du?“
„Dort hin!“, sage ich und deutete auf ihr Schild.
„Cool. Nimmste mich mit?“
„Klar, steig auf!“
Sie legt ihre Sachen in
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