Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
zentralen »Motor« – was möglicherweise drastische Folgen haben konnte. Claire hoffte, er habe recht mit seiner Annahme, daß sie im Würfel bleiben werde.
    Der Prahm drehte sich langsam vor den Wind und hielt auf die Stelle zu, wo nun drei rote Plastikbojen trieben. Motorboote umringten die Stelle, schaukelnd in den kurzen Wellen, die der stürmisch auffrischende Wind vor sich hertrieb. Taucher sprangen aus den Booten und formierten sich zu Gruppen. Von allen Seiten kamen die Suchfahrzeuge zusammen, und aus der Sendeanlage auf der Heckplattform drang ein quäkendes Durcheinander von Funksprechverkehr. Eine Tauchergruppe manövrierte Transportbehälter mit Materialien zur bezeichneten Stelle, löste die Auftriebskörper und versank mit ihren Lasten in der Tiefe.
    »Das sind die Flicken, mit denen sie das Loch verschließen wollen«, sagte John.
    Zaninetti, durch die Zuspitzung der Ereignisse aus der Teilnahmslosigkeit seiner Seekrankheit gerissen, lehnte matt bei ihnen an der Reling. »Die Taucher sollten sich nicht länger als unbedingt erforderlich in der Nähe aufhalten«, sagte er zu Carmody. »Selbst Wasser kann auf zu kurze Distanz die Partikelstrahlung nicht bremsen.«
    Minuten vergingen. Claire atmete die salzig schmeckende Luft und lauschte dem Gequäke des Funksprechverkehrs. Die Meldungen der Taucher waren unverständlich wie die Antworten, aber sie spürte die wachsende Spannung. Die Taucher konnten sich unten im kaffeefarbenen Hafenwasser nur durch Zurufe verständigen. Der Prahm drehte sich, bis der Bug von der Fundstelle abgewandt war, und alles strömte zum Achterdeck und spähte über Bord, versuchte zu verstehen, was die Taucher taten. Von Zeit zu Zeit kam einer an die Oberfläche und tauchte wieder hinab, aber Claire schien alles ziemlich chaotisch.
    Plötzlich rief der Mann an der Sendeanlage: »Es hält! Sie haben es!« und überall wurden Hochrufe laut. Es herrschte ein Eifer, der sie an die Rugbyspiele von Collegemannschaften gemahnte, wo sie sich trotz ihrer festen Überzeugung, daß solche Spiele im Grunde sinnlos waren, zu Beifall hatte hinreißen lassen.
    »Alles nach vorn zum Bug!« dröhnte Carmodys Stimme aus dem Bordlautsprecher.
    Sie folgten der Aufforderung, und als Claire bei der Kajüte wartete, sah sie den Grund. Das dicke Stahlkabel lief bereits über die Trommel und senkte die Greifer am Heck des Prahms ins Wasser. Taucher gingen mit hinunter. Aus der Sendeanlage erklang wieder unverständliches Gebabbel, das sich zu heiseren Ausrufen steigerte.
    Der Dieselmotor unter Deck begann zu rattern. »Ist festgemacht!« rief eine Stimme. »Sie haben ihn am Haken!« Wieder klang Beifall auf.
    Das Kabel straffte sich, spritzte Wasser in die Luft. Der Dieselmotor dröhnte angestrengt, die Winsch drehte sich und wickelte das Kabel auf. An Deck wurde es still; alles starrte wie gebannt nach achtern.
    Carmody gab den Motorbooten und Kuttern Befehl, sich aus dem Umkreis zu entfernen. Die Boote nahmen Fahrt auf. Die Taucher, die sie aufgenommen hatten, standen schweigend und blickten zurück.
    Arditti kam zu Carmody und machte Meldung: »Wir haben einen Mann mit einer Überdosis.«
    »Schlimm?«
    Arditti nickte. »Kam zu nahe. Fühlt sich unwohl.«
    »Da ist nicht viel zu machen, aber er muß sofort ins Krankenhaus.«
    Es dauerte Minuten, bis das Bergungsgut die ölige Oberfläche durchbrach. Kabelschlingen und Haken hielten den Klotz auf allen Seiten, und Claire konnte sehen, daß die Kiste teilweise noch vorhanden war. Eine Seite war vollständig bedeckt mit dem weißlichen Material des Flickens, der auf die anderen Seiten überlappte. Die Kiste war aufgebrochen, hielt aber noch zusammen und schützte offenbar den größten Teil des Artefakts. Es war zu hoffen, daß ein großer Teil des Würfels erhalten geblieben war.
    Nun kam die Last von der Wasseroberfläche frei. Die Männer an Deck standen schweigend. Der Würfel sah ziemlich ungefährlich aus, wie er triefend in der Luft baumelte, ein wenig eindrucksvolles Etwas aus schlammigem, durchnäßtem Holz.
    Dann sagte John etwas, wiederholte es mit erhobener Stimme, und Claire fragte sich, was so dramatisch sein könne. Die Kiste hing sicher am Kabel – aber nein, sie hing nicht gerade herab. Sie beschrieb einen Winkel gegen die Vertikale.
    »O Dio!« rief Sergio Zaninetti. »Ich sagte es Ihnen! Bloß haben wir nicht berechnet…«
    »Die Separation!« fiel John ein. »Die beiden Komponenten müssen nicht beisammen sein. Es ist ein

Weitere Kostenlose Bücher