Artefakt
weiteren Verlauf die quarkähnliche Natur der Kraft, die er entdeckt hat, aber keiner von beiden nimmt den Hinweis auf. Schließlich sehen sie ein einziges Teilchen. Niemand jedoch sieht nackte Quarks. Beide glauben an einen Fehler, rätseln daran herum.
Erst als sie das Artefakt in einem Seil hängen sehen und bemerken, daß es von der Vertikalen nach Nordosten abweicht, sehen sie beide die Lösung. Die Kraft ist quarkähnlich, aber so schwach, daß die ›Quarks‹ weit genug voneinander getrennt sein können, daß sie einzeln gesehen werden. Damit nicht genug, können sie, von ihrer Anziehungskraft bewegt, Wanderungen unternehmen.
Nach dem Abweichungswinkel des Seils von der Senkrechten bestimmen sie die Kraft auf ungefähr ein Zehntel der Erdschwere. Die zur Trennung beider Hälften benötigte Energie ist danach das Produkt dieser konstanten Beschleunigung (0,1 G) mal ihrer Trennung. Um eine neues Paar aus diesen Singularitäten zu machen (die mathematisch unteilbare Punkte sind), sind 2Mc Energie erforderlich. Teilt man diese durch die Trennungsenergie, so stellt sich heraus, daß die Entstehung eines neuen Paares eine Trennung von zehn Lichtjahren erfordert.
Dies bedeutet, daß John und Sergio niemals ein neues Paar wie von ungefähr aus dem Nichts auftauchen sehen. Aber die zwei Singularitäten können sich wieder vereinen, wobei eine Menge Energie freigesetzt wird – vielleicht Hunderte von Megatonnen.
In dem Maße, wie John und Sergio diesen Fragen weiter nachgehen, erweist sich die neue Kraft doch nicht als so verrückt. Die Masse der Singularität ist ungefähr eine Tonne, das heißt, die Kraft zwischen beiden beträgt ungefähr ein Prozent der Kraft zwischen Quarks. So betrachtet, macht die Kraft allein die beiden Theorien nicht so sehr verschieden voneinander; sie unterscheiden sich hauptsächlich in den beteiligten Massen. Dies erlaubt, daß die Teilchen auf einer menschlichen Entfernungsskala zu sehen sind.
Ein weiterer entscheidender Hinweis für John war der Umstand, daß die Berührung des Artefakts mit der Hand ein eigentümliches prickelndes Gefühl erzeugte. Es wurde verursacht von den Vibrationen des Schwerefelds nahe der Singularität und war ein direkter Beweis, daß die Kraft des kubischen Gravitationspotentials bei weitem die der Nettomasse der Singularität überstieg.
Technisch ausgedrückt, übertraf der achtpolige Begriff in dem Potential (in dem Sinne, daß Kräfte beschrieben werden, die Pole haben wie die magnetische Kraft) den einpoligen Begriff (der sphärische Kräfte wie die Schwerkraft beschreibt) um Größenordnungen. Dies konnte nur auf eine verformte Lösung des Solitonentyps zutreffen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Physik, die den Rahmen dieser Erzählung abgibt, nur ein paar Annahmen erforderlich macht, von denen wir keine als falsch kennen:
1. Eine solitonische Lösung der Gravitationsgleichungen mit kubischer Symmetrie existiert.
2. Die beteiligte Kraft hat eine Quantenzahl, die derjenigen des Begriffs ›Farbe‹ der Quarks ähnlich ist.
3. Sie ergibt eine große Masse (eine Tonne).
4. Die Kraft entspricht ungefähr einem Zehntel der Schwerkraft an der Erdoberfläche.
Ich habe so fair gespielt, wie ich es verstehe – der Rest der Geschichte folgt aus diesen Bedingungen.
Aber man beachte, welch ein Reichtum an Umständen aus solch einem scheinbar abstrakten Satz von Annahmen fließen kann! Die menschliche Geschichte beruht auf der Annahme einer ziemlich eintönigen Welt, in der wir alle Regeln kennen.
Wird nur ein Aspekt verändert, so gerät unser ganzes Weltverständnis in eine prekäre Schieflage.
Mit der Archäologie bin ich in dem Roman sehr viel vorsichtiger umgegangen. Meine einzige größere Täuschung liegt in der Implikation, daß in den Grabkammern der mykenischen Griechen Diener geopfert und mit ihren Herren begraben wurden. Es gibt keinerlei Beweise für oder gegen diese Praktik, obwohl bekannt ist, daß sie dem griechischen Kulturkreis fremd war. Überhaupt ist diese Annahme für den erzählerischen Gang nicht wirklich notwendig, obwohl sie ihm ein wenig Würze verleiht.
Dr. Marc Sher hat mir in zahlreichen Diskussionen über die relevanten physikalischen Fragen und insbesondere durch seinen Beitrag zu diesem Nachwort sehr geholfen. Prof. Hara Georgiou, ein griechischer Archäologe, tilgte meine Irrtümer aus einer frühen Fassung des Manuskripts. Ihnen gebührt mein Dank, obwohl sie selbstverständlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher