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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Kuppelgrabes…«
    »Ich mache Ihnen dieses Angebot als Freund, nicht als Unterhändler«, sagte Kontos und legte die Hände vor sich auf dem Tisch ineinander. »Um das Ministerium zur Billigung selbst dieser Regelung zu bewegen, werde ich meinen ganzen Einfluß auf bestimmte Leute geltend machen müssen.«
    Daß Kontos Einfluß hatte, wußte sie. Er hatte mit der Tauchexpedition nach den marmornen Parthenon-Skulpturen internationales Ansehen erworben. Die berühmten Plastiken im British Museum stellten tatsächlich die zweite Schiffsladung dar, die Lord Elgin nach England gesandt hatte; die erste war auf See verlorengegangen. Kontos und mehrere seiner Landsleute hatten eine Menge Geld gesammelt, technisches Gerät und Tauchspezialisten eingesetzt und die unschätzbaren marmornen Kunstwerke geborgen, die nun Glanzstücke des Athener Museums waren. Was Kontos sagte, war seither in der kleinen Welt der griechischen Archäologie Gesetz.
    »Hören Sie, Alexandros…«
    »Nein, sprechen Sie nicht so!« Er stand auf, ging um den Tisch und blieb neben einer von Claires teilweise zusammengesetzten Schale stehen. Sein Blick ruhte nur flüchtig auf den Scherben, obwohl sie wußte, daß er seine Dissertation über archäologische Routinearbeit wie diese geschrieben hatte. Aber das lag jetzt weit hinter ihm. Sie witterte seinen Geruch, eine Mischung von Schweiß und herbem Duftwasser.
    »Sehen Sie, ich habe gefunden…«
    »Soviel Geschäftliches, nein, nein«, sagte er mit breitem Lächeln. »Ich möchte nicht, daß unser Umgang miteinander so… so formell ist, Claire. Wir sind besondere Freunde, wir können uns verständigen.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Kollegen, natürlich. Aber auch mehr als Kollegen.«
    Claire saß still, noch im Zweifel, ob sie ihn recht verstanden hatte.
    »Es wird mich Einfluß und Zeit kosten«, fuhr er in gewinnendem Ton fort. »Es ist nicht leicht, wissen Sie, etwas zu erreichen.«
    »Ich würde gewiß zu schätzen wissen, wenn Sie etwas tun könnten.«
    »Ich hoffte, Sie würden nach Athen kommen, wo wir einander… äh… besser kennenlernen könnten.«
    »Ich denke, wir wissen bereits genug.«
    Er drückte ihre Schulter. »Claire, diese Dinge erfordern Zeit.«
    »Was für Dinge?« Sie blickte prüfend auf. Er stand hinter ihrer Schulter, und das machte es schwierig, ihn ins Auge zu fassen. Eine schlaue Taktik, dachte sie. Es wäre viel einfacher für sie, den Kopf zu neigen und schüchtern auf seine Avancen einzugehen, indem sie ihre Wange auf seine Hand legte.
    »Ganz unter uns…«
    »Ganz unter uns, ja: Es gibt hier nichts, was über kollegiale Höflichkeit hinausginge!« unterbrach sie ihn scharf. Sie entzog sich seiner knetenden Hand, stand rasch auf und trat von ihm zurück.
    »Ich glaube das nicht«, sagte er heiter, »und Sie auch nicht.«
    »Also wissen Sie jetzt, was ich denke? ›Die kleine ungebildete Amerikanerin, kennt sich in ihren eigenen Gefühlen nicht aus, braucht eine feste Hand, ein wenig Unterweisung in der Kunst der Betörung?‹« Sie schnaufte geringschätzig.
    Aber er trat unbeeindruckt näher, setzte die imponierende Massigkeit seiner Schultern unter dem frisch gebügelten Uniformtuch ein, vertrieb ihren sarkastischen Ausbruch mit einem abwehrenden Wedeln der Hand, ein kühl herablassendes Lächeln um die Mundwinkel.
    Sie schnitt eine Grimasse und sagte mit forcierter Lautstärke: »Vielleicht braucht sie bloß einen ordentlichen griechischen Schwanz?«
    Dies hatte die gewünschte Wirkung. Er verhielt, sein Mund zuckte in gekränkter Gereiztheit. »Das ist… beleidigend.«
    »Richtig.«
    »Ihr Verständnis ist…«
    »Ich verstehe vollkommen.«
    »Sie sind ganz und gar…«
    »Wissen Sie, was Sie gerade versucht haben?«
    »Ich denke schon. Aber ich bin nicht so sicher, daß Sie es wissen.«
    »Sie sind bereit, uns mehr Zeit zu geben, wenn ich nach Athen komme«, sagte sie und faßte ihn scharf ins Auge. »Ich möchte wetten, Sie haben dort bereits ein kleines Hotelzimmer reserviert, nicht wahr? Nicht weit vom Ministerium, aber unauffällig? Leicht während der langen Mittagspause erreichbar. Oder geeignet als Zwischenstation auf dem abendlichen Heimweg zur Ehefrau.«
    Seine Züge versteinerten.
    »Ich habe recht, nicht wahr?«
    »Sie sind ein Kind.«
    »Vielleicht, nach Ihrer Definition«, sagte sie rasch, fühlte aber, daß ihr der Wind aus den Segeln genommen war. Hatte sie die Situation falsch verstanden? Nein… aber schon kritisierte sie ihre

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