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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Reaktion als zu hart, zu beleidigend.
    »Ich bot Ihnen einen Kompromiß an, eine Vereinbarung zwischen Gelehrten. Ich kann nichts dafür, wenn meine persönlichen Empfindungen hineinspielen.«
    »Die werden Sie heraushalten müssen«, sagte sie kühl.
    Er breitete die Hände in einer südländischen Geste der Selbstbescheidung aus. »Ich kann mich nicht zerteilen.«
    »Nun, da ist nichts zu machen, ist das klar?«
    »Sie werden nicht…«
    »Ich werde nicht Ihre kleine Gespielin, nur um für diese Grabung ein paar Wochen mehr herauszuholen.«
    Sein Gesicht lief rot an. »Sie sind ein kaltes Frauenzimmer!«
    »Kalt, sagen Sie? Haben Sie schon daran gedacht, daß es an Ihrer Technik liegen könnte?«
    Er bebte vor Zorn, und auf einmal spürte sie die komprimierte Gewalt des Mannes, und erkannte, daß sie zu weit gegangen war.
    Er trat auf sie zu, die Fäuste geballt.
    Sie wich zurück, dann kam ihr ein Gedanke, sie trat an den Tisch und hob einen Tonkrug auf. Er war fast komplett, sorgfältig gekittet. Sie hielt ihn in einer Hand.
    »Wenn Sie näherkommen, lasse ich ihn fallen.«
    »Sie…« Er fluchte auf griechisch.
    Kontos war noch immer Archäologe, obwohl er die meiste Zeit dieser Grabung mit politischen Spielen in Athen verbracht hatte. Die frühen Jahre seiner Berufslaufbahn, die er mit dem mühseligen Zusammensetzen von Tonscherben verbracht hatte, bedeuteten ihm noch immer etwas.
    Das hoffte sie jedenfalls.
    Ein langer Augenblick verging. Dann veränderte sich etwas in seinen Augen.
    »Lassen Sie Ihre Hände von dem Erbe meines Vaterlandes!« sagte er steif.
    »Erbe?« Sie unterdrückte ein Lachen. Die Stimmungsumschwünge des Mannes waren unglaublich.
    »Sie sind hier, weil wir unsere Zustimmung gegeben haben.«
    »Das ist richtig.«
    »Und ich werde Ihre… Ihre Beleidigungen nicht dulden.« Er spuckte in den Staub.
    »Alexandras…«
    Er zog die Zeltplane mit einem Ruck beiseite und ging hinaus, ohne sich umzusehen.

 
2
     
    Kurz vor Mittag fanden sie etwas Seltsames.
    Claire war mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt und bemerkte George Schmitt nicht, der den staubigen Pfad herangetrottet kam, bis er rief: »He! Ich habe die Platte draußen!«
    Sie blickte auf, ungläubiges Staunen in den braunen Augen. »Draußen? Ich dachte, du wolltest den Mörtel untersuchen.«
    »Habe ich getan. Er ist nur ein paar Finger dick, ebenso wie die Platte.«
    Kopfschüttelnd verließ sie den Schatten des wellblechgedeckten Sortierschuppens. »Du solltest nachsehen, ob der zentrale Stein sich von den anderen unterscheidet, nicht? Es war keine Rede davon, ihn aus dem Mauerwerk zu lösen.«
    »Ja, aber es war einfacher als wir dachten.«
    »Mit dem Entfernen dieses Steins könnte die ganze Grabkuppel einstürzen.«
    Er lachte. Sein blondes Haar schimmerte im schräg einfallenden Sonnenlicht des klaren Morgens. »Ich habe das Loch gut abgestützt. Mit Brecheisen, Stahl und Holz. Es war nicht allzu schwierig – der Stein erwies sich als eine Platte von nur fünf Zentimetern Stärke.«
    Claire schnitt ein Gesicht. »Komm mit!« sagte sie knapp.
    Sie hätte es besser wissen sollen, als ihn die Arbeit allein tun zu lassen. Und wenn sie danach urteilte, wie er vor ein paar Monaten die Oberschwelle des Eingangs abgestützt hatte, wäre es ein Wunder, wenn seine Stütze halten würde. Die einheimischen Arbeiter hatten die Abstützung damals von Grund auf neu aufbauen müssen. Wären die verdammten Griechen nicht in diesen Streik getreten, hätte sie George niemals eine solch knifflige Aufgabe anvertraut. Schließlich war er Archäologe und nicht Maurer oder Statiker.
    Sie hegte den starken Verdacht, daß Kontos die Leute vorsätzlich von der Ausgrabungsstätte fernhielt. Er war in tiefer Verärgerung nach Athen zurückgekehrt, und wahrscheinlich beeinflußte er die Gewerkschaftsleitungen der benachbarten Städte.
    Andererseits waren Streiks in letzter Zeit so häufig, daß man sich daran gewöhnte, ihren Auswirkungen durch Improvisation zu entgehen. Dieser Streik war ein Proteststreik mit dem Ziel, die Archäologen zur Einstellung weiterer Arbeiter zu zwingen, statt die Beschäftigten Überstunden machen zu lassen. Für Claire war es eine eigentümliche Art von Solidarität; die Forderungen amerikanischer Gewerkschaften beschränkten sich gewöhnlich auf Lohnerhöhungen.
    Sie gingen den ausgetretenen Pfad um die Flanke des Hügels. Jeder Schritt wirbelte Staub auf. Eine einsame Zypresse hielt sich gegen die Ungunst der

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