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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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vielleicht könnte ich etwas tun.«
    »Gut.«
    »Nur wegen unserer persönlichen Beziehung, verstehen Sie. Sie sind eine reizende Frau, und die Arbeit mit Ihnen an dieser Ausgrabung hat mir sehr viel Freude gemacht. Die Reibungen mit Leuten wie George und den anderen Amerikanern – nun, die sind nicht wie Sie. Sie können nicht über ihren kleinen Horizont hinwegsehen, erfassen nicht das Bild einer sich verändernden Welt.«
    »Daran ist etwas Wahres«, sagte Claire höflich. Jahrelange Erfahrung im Mittelmeerraum hatte sie auf die nach links tendierende Entwicklung in Griechenland vorbereitet. Die amerikanische Presse malte das Schreckensgespenst eines »sozialistischen Unterleibs«, der sich von Spanien bis Griechenland erstreckte. Italien hatte eine sozialistische Regierung, deren Wirken von den Amerikanern »kosmetischer Marxismus« genannt wurde, duldete aber seine NATO-Basen. In Griechenland war die Rhetorik schärfer, drohender. Die Automatisierung der europäischen Industrie hatte viele griechische Gastarbeiter heimgeschickt, wo sie zu einem Faktor der Unzufriedenheit und Unruhe wurden und nach durchgreifenden sozialen Verbesserungen verlangten. Die Parteien der Mitte hatten ihnen wenig zu bieten. Der von den Vereinigten Staaten unterstützte – manche sagten, beherrschte – Weltwährungsfonds, von der chronischen internationalen Schuldenkrise voll in Anspruch genommen, zeigte keine Neigung, einer linksgerichteten griechischen Regierung unter die Arme zu greifen. Von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft hatten die meisten mit eigenen Rezessionsproblemen zu kämpfen und konnten Griechenland nur in geringem Maße Hilfe leisten. Die einzige Macht im nördlichen Mittelmeerraum, die als politisch und militärisch zuverlässiger Vasall der Vereinigten Staaten gelten konnte, war die Türkei, deren Verhältnis zu ihrem NATO-Verbündeten Griechenland noch immer denkbar schlecht war. Claire hatte miterlebt, wie die Griechen Koalitionsregierungen gebildet und Parteienschacher getrieben hatten; sie kümmerte sich wenig um konventionelle Politik, und Kontos’ Nachricht bestätigte nur, was sie längst erwartet hatte.
    »Sie sind in diesem Sommer der einzige Lichtblick gewesen. Sie sind eine Dame, eine Wissenschaftlerin, und es ist mir eine Freude gewesen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    Claire fühlte sich immer ein wenig unbehaglich, wenn sie auf plumpe Komplimente antworten mußte. »Ah, danke, aber…«
    »Unsere Freundschaft ist das einzige Element, das ich vermissen werde, wenn die Grabungsstätte diese Woche geschlossen wird.«
    »Diese Woche?«
    »Gewiß. Das sagte ich eben dem Lagerverwalter.«
    »Unmöglich.«
    »Aber notwendig. Es gibt Kräfte in unserer Regierung, die diese Sache nur zu gern als Vorwand benutzen würden, um einen Zwischenfall zu inszenieren.«
    Auf Claires ungläubigen Blick nickte er mit bekümmerter Miene. »Es ist leider so.«
    »Dies ist ein international vereinbartes Forschungsvorhaben, wir haben alle Papiere, wir haben jedes Recht…«
    »Sie haben es auch zur denkbar größten Unbeliebtheit in den umliegenden Dörfern gebracht.«
    »Wer sagt das? Wieso?«
    »Sie sind Amerikaner. Die Bevölkerung kritisiert, daß Sie sich als Herrenmenschen benehmen, nicht wie Gäste.«
    »Vor ein paar Tagen war ich in Nauplia. Die Verkäufer in den Läden waren genauso freundlich wie sonst.«
    »O ja, die. Sie hängen von Ihrem Geld ab.«
    »Alexandros! Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, daß die Dorfbewohner ringsum den Übertreibungen dieser Fanatiker in Athen Glauben schenken? Sie sind…«
    »Sie kennen die Seelen dieser Menschen nicht, Claire. Sie sind stolz, und es erbittert sie, was Jahre der Unterdrückung in diesem Land angerichtet…«
    »Ich glaube es nicht.«
    Er sagte ruhig: »Ihre Arbeiter sind gegangen, nicht wahr?«
    »Und wer hat sie dazu angestiftet?«
    »Dazu bedurfte es keiner Anstiftung, Claire. Es gibt seit längerem örtliche Unruhen, Unzufriedenheit unter den Arbeitern…«
    »Wenn dies zuträfe, so wäre es Ihre Pflicht, die Ausgrabungsstätte zu beschützen.«
    Kontos lächelte. »So ist es. Ich werde hier eine Wache postieren. Und Sie werden nach Athen zurückkehren.«
    »Aber meine Arbeit ist hier!«
    »Sie können die Laboruntersuchungen in Athen überwachen. George mag dableiben und abschließen, was getan werden muß.«
    »Diese Regelung gefällt mir nicht. Wir müssen erst die Arbeit beenden, es gibt eine Grabung hinter der Wand des

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