Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
Bellico ins Arbeitszimmer, wo die Kriegerin kurz davor war, sich Juliets Wissen zunutze zu machen und die Schalttafel des Sicherheitssystems zu zerstören. Sie holte gerade mit der Faust zum Schlag aus, als Butler seinen Arm in ihren einhakte, so dass sie sich wie ein Tanzpaar von der Schalttafel wegdrehten. Bellicos Arm löste sich aus dem Griff, und sie trudelte gegen die Wand.
»Du bist am Ende«, sagte Butler. »Wie wär’s, wenn du meine Schwester freigibst?«
»Nur über unsere beiden Leichen, Menschenmann!«, sagte Bellico und tänzelte misstrauisch nach rechts und links.
Butler stand ganz ruhig da. »Wenn du Zugang zu den Erinnerungen meiner Schwester hast, dann sieh sie dir mal genauer an. Du kannst mich nicht besiegen. Sie hat es nie geschafft, und du wirst es auch nicht schaffen.«
Bellico hielt einen Moment inne und durchforstete die Datenbank von Juliets Erinnerungen. Es stimmte, Butler hatte seine Schwester locker tausendmal besiegt. Seine Fähigkeiten waren ihren weit überlegen … Halt, Moment mal. Da war ein Bild von dem Menschenriesen, wie er auf dem Rücken lag, das Gesicht schmerzverzerrt. Er sagte: Mit der Bewegung hast du mich wirklich erwischt, Jules. Die kam völlig unerwartet. Wie soll dein alter großer Bruder sich dagegen wehren?
Bellicos Augen blitzten auf. Welche Bewegung hat der Menschenmann gemeint?
Sie kramte noch ein bisschen gründlicher und fand eine vierundfünfzigstufige Kata, die Juliet Butler selbst entwickelt hatte, lose angelehnt an die Lehren von Kan-o Jigor-o, dem Begründer des Judo.
Ich habe den Schwachpunkt des Menschenmannes gefunden .
Bellico ließ die Erinnerung vollständig an die Oberfläche kommen und schickte entsprechende Befehle an Juliets Körper, der die Kata fließend vollführte.
Butler runzelte die Stirn und nahm sofort die Verteidigungshaltung eines Boxers an. »He, was machst du da?«
Bellico antwortete nicht. In der Stimme des Menschenmannes lag Angst, und das genügte ihr als Bestätigung, dass sie die richtige Taktik gewählt hatte. Wie eine Tänzerin wirbelte sie durch das Arbeitszimmer, und mit jeder Drehung steigerte sich ihr Tempo.
»Bleib stehen!«, sagte Butler, der Mühe hatte, sie im Blick zu behalten. »Du kannst nicht gewinnen!«
O doch, das konnte sie, da war Bellico ganz sicher. Dieser alte Mann war dem jungen, durchtrainierten Körper, in dem sie steckte, nicht gewachsen. Immer schneller drehte sie sich, bis ihre Füße kaum noch den Boden berührten und die Luft durch den Jadering in ihrem langen Pferdeschwanz pfiff.
»Ich gebe dir noch eine Chance, Juliet, oder wer auch immer du bist. Dann muss ich dir leider weh tun.«
Das war ein Bluff. Ein ängstlicher, durchschaubarer Bluff.
Ich werde gewinnen , dachte Bellico, die sich jetzt unbesiegbar fühlte.
Mit dem zweiundfünfzigsten Schritt warf sie sich schwungvoll rückwärts in die Luft, stieß sich mit dem hinteren Bein von der Wand ab, wechselte die Richtung und wirbelte noch höher. Dann stieß sie blitzschnell auf Butler herab, die Ferse des vorderen Beins wie eine Pfeilspitze auf das Nervenzentrum an seinem Hals gerichtet.
Sobald der Menschenmann ausgeschaltet ist, zerstöre ich die Schalttafel , dachte Bellico, die innerlich bereits ihren Sieg feierte.
Butler schlug ihre Ferse mit der linken Hand weg und rammte ihr die Finger der rechten Hand in den Solarplexus, nur so fest, dass ihr die Luft wegblieb. Und es gibt keinen Krieger auf dem ganzen Planeten, der kämpfen kann, wenn er keine Luft kriegt.
Bellico plumpste wie ein Sack Steine auf den Teppich und krümmte sich japsend zusammen. »Wie …?«, keuchte sie. »Wieso …?«
Butler hob sie am Kragen hoch. »Das war an Juliets Geburtstag. Ich habe sie gewinnen lassen.«
Er marschierte mit ihr zur Schalttafel und hatte gerade das Kommando für den Belagerungszustand eingegeben, als er hinter sich das Stakkato von Krallen auf dem Parkett hörte. Er wusste sofort, was das bedeutete.
Der Jagdhund greift mich an .
Doch er irrte sich. Der Hund stürzte sich auf Bellico und warf sie und sich selbst unter den herabgleitenden Stahlplatten hinweg durch das offene Fenster. Butler stand mit einem Stofffetzen in der Hand da und starrte auf das nunmehr verschlossene Fenster.
Ich habe nicht mal gesehen, wie sie unten angekommen ist. Ich weiß nicht, ob meine Schwester tot ist oder noch am Leben.
Hastig lief er zu Artemis’ Schreibtisch, schaltete die Überwachungskameras ein und sah gerade noch, wie Juliet den Hund
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