Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
Anordnungen möglichst schlicht fassen.
Alles war genau nach Plan gelaufen, abgesehen davon, dass Fowl und Short aufgetaucht waren. Aber in gewisser Weise hatte sogar das etwas Positives, denn jetzt konnte sie die beiden höchstpersönlich töten.
In allem Schlechten liegt auch etwas Gutes.
Plötzlich zog sich Opals Magen zusammen, und eine Woge der Übelkeit überrollte sie. Im ersten Moment dachte sie, die schwarze Magie habe den Kampf mit ihrem Abwehrsystem aufgenommen, doch dann merkte sie, dass der Auslöser von außen kam.
Etwas stört meine hochsensiblen magischen Sinne , dachte sie. Irgendwo da drüben .
Hinter dem Kreis aus Kriegern, die ihre Königin bewachten, lag das Shuttlewrack.
Unterhalb des Shuttles. Da ist etwas mit einer Substanz bedeckt, von der mir schlecht wird .
Es musste dieser verfluchte Zwerg sein, der mal wieder seine Poklappe in Dinge steckte, die ihn nichts angingen.
Opal verzog das Gesicht. Wie oft musste sie sich denn noch von einem furzenden Zwerg vorführen lassen? Es war unerträglich.
Bestimmt haben sie ihn zum Shuttle geschickt, um Waffen zu holen .
Sie hob ihren Blick um fünfzehn Grad. Obwohl der Cupid vollkommen zerdrückt war, konnte ihr sechster Sinn einen Energiekranz sehen, der sich wie eine dicke Schlange um den Rumpf wand. Diese spezielle Wellenlänge würde ihr zwar nicht beim Öffnen des zweiten Schlosses helfen, aber sie bot ihr auf jeden Fall genug Saft für eine eindrucksvolle Demonstration ihrer Macht.
Vorsichtig zog Opal eine Hand aus dem träge blubbernden Fels und krümmte die Finger zu einer Kralle, um sämtliche Energie aus dem Innern des Cupid abzusaugen. Die Kraft verließ das Shuttle in einer wabernden Glutwolke, so dass der Cupid knirschend in sich zusammensackte, und schwebte dann über den staunenden Berserkern in der Luft.
»Seht, was eure Königin vollbringen kann!«, rief sie mit funkelnden Augen. Sie bewegte die zierlichen Finger, um die Energie zu einem scharfen Keil zu formen, den sie dann an der Stelle, wo sie den Zwerg spürte, in den Boden krachen ließ. Es gab einen dumpfen Knall, eine Fontäne aus Erde und Steinen schoss gen Himmel und hinterließ einen rauchenden Krater.
Dann wandte Opal ihre Aufmerksamkeit wieder dem zweiten Schloss zu. »Kannst du den Zwerg sehen?«, fragte sie vorher noch Oro, der in den Krater spähte.
»Ich sehe einen Fuß und etwas Blut. Der Fuß zappelt, also lebt der Zwerg noch. Ich hole ihn da raus.«
»Nein«, sagte Opal. »Du bleibst schön in Mamis Sichtweite. Schick die Erdwesen los, um ihn zu töten.«
Wäre Oros freier Wille nicht so stark durch den Treuebann gebunden gewesen, er hätte sich Opal wegen wiederholter Respektlosigkeit gegenüber seinen Vorfahren vorgeknöpft, aber so genügte allein der Gedanke, seine Königin zu rügen, um heftige Magenkrämpfe bei ihm auszulösen.
Als der Schmerz nachließ, hob er zwei Finger an die Lippen, um sein Grabekommando herbeizurufen. Allerdings musste er feststellen, dass es nicht einfach war, mit fremden Fingern zu pfeifen, und alles, was er hervorbrachte, war ein sabberndes Prusten.
»Das Signal kenne ich nicht, Chef«, sagte Yezhwi Khan, der mal ein ziemlich geschickter Axtgnom gewesen war. »Ist das die Teepause?«
»Nein!«, brüllte Oro. »Ich brauche mein Grabekommando. Vortreten, aber zackig.«
Eilig hoppelten zwölf Kaninchen herbei und sammelten sich zu seinen Füßen. Ihre kleinen Schnurrhaare bebten vor Erwartung, weil sie endlich etwas zu tun bekamen.
»Schnappt euch den Zwerg«, befahl Oro. »Normalerweise würde ich ja sagen, bringt ihn uns lebend, aber dafür habt ihr nicht das nötige Verhandlungsgeschick.«
Zustimmend trommelten die Kaninchen mit ihren Hinterbeinen auf den Boden.
»Also ist der Befehl ganz einfach«, sagte Oro mit leisem Bedauern. »Tötet ihn.«
Sofort stürmten die Kaninchen in den Krater und scharrten eifrig nach dem verletzten Zwerg.
Tod durch Häschen , dachte Oro. Keine schöne Art zu gehen .
Er wandte sich ab. Zwerge waren ein Teil des Erdvolks, und unter anderen Umständen hätten sie Verbündete sein können. Hinter seinem Rücken hörte er das Knirschen von Knochen und das Prasseln herabstürzender Erde. Ein Schauer überlief ihn. Er würde es jederzeit lieber mit einem Troll aufnehmen als mit einem Haufen fleischfressender Kaninchen.
Oben auf dem alten Turm spürte Opal, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel, als ein weiterer Feind Qualen erlitt.
Bald bist du an der Reihe zu leiden, Foaly , dachte sie.
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