Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
Onlineboutique gekauft hatte, war an mehreren Stellen zerrissen und blutgetränkt. Die Auflösung des Bildschirms war so hoch, dass man das Gefühl hatte, durch eine Fensterscheibe zu blicken. Falls das Ganze nur eine leere Drohung war, so wusste die junge Opal jedenfalls nichts davon.
Trouble schlug mit der Faust auf den Tisch, eine Lieblingsgeste, die er ebenfalls von Julius Root übernommen hatte. »Was sind die Konsequenzen? Jetzt sag schon!«
»Na gut«, seufzte Artemis. »Da hier offenbar keiner mitdenkt … Also, die Sache ist folgendermaßen –«
»Ach bitte«, flehte Foaly. »Lass mich das erklären. Das ist mein Spezialgebiet, und ich mache es einfach und kurz, versprochen.«
»Na, dann los«, sagte Trouble, der bekanntermaßen eine Vorliebe für einfach und kurz hatte.
Holly stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. Sie war fassungslos, dass sich alle einfach genauso verhielten wie immer, obwohl ein Leben auf dem Spiel stand.
Wir sind schon genauso gefühllos wie die Menschen.
Ganz gleich, was Opal getan hatte, sie war immer noch ein lebendes Wesen. Wie oft Holly selbst früher davon geträumt hatte, die Wichtelin zu schnappen und ein bisschen oberirdische Gerechtigkeit an ihr zu üben … Aber die Zeiten waren längst vorbei.
Foaly zupfte an seiner dramatisch ondulierten Stirnlocke. »Alle Lebewesen bestehen aus Energie«, begann er pompös zu dozieren wie gern bei solchen Gelegenheiten. »Und wenn Lebewesen sterben, löst sich ihre Energie langsam und kehrt zur Erde zurück.« Er legte eine dramatische Pause ein. »Aber was ist, wenn die gesamte Existenz eines Lebewesens plötzlich durch eine Quantenanomalie negiert wird?«
Trouble hob genervt die Arme. »He! Einfach und kurz, wenn ich bitten darf!«
Foaly seufzte. »Also gut. Wenn die junge Opal stirbt, kann die ältere Opal nicht weiterexistieren.«
Trouble brauchte einen Moment, aber dann verstand er. »Sie meinen, so wie im Film? Sie löst sich in Luft auf, wir gucken alle ein bisschen dumm, und dann vergessen wir sie?«
Foaly kicherte. »Das ist die eine Theorie.«
»Und die andere?«
Plötzlich wurde der Zentaur ganz blass und überließ zur allgemeinen Überraschung Artemis den Vortritt.
»Den Teil kannst gerne du übernehmen«, sagte Foaly. »Mir ist gerade klargeworden, was alles passieren kann … und ich müsste mal dringend telefonieren.«
Artemis nickte kurz. »Die andere Theorie wurde erstmals vor über fünfhundert Jahren von Ihrem Professor Bahjee aufgestellt. Seine Theorie besagt, wenn ein Zeitstrom durch die Ankunft einer jüngeren Ausgabe eines Lebewesens verunreinigt wird und diese jüngere Ausgabe stirbt, dann wird die gesamte Energie der gegenwärtigen Ausgabe des Lebewesens mit einem gewaltigen Schlag freigesetzt. Und nicht nur das: Es wird all das explodieren, was wegen der jüngeren Opal existiert.«
Gewalt und explodieren waren Wörter, die Commander Kelp sofort verstand.
»Die Energie wird freigesetzt? Mit welcher Gewalt?«
Artemis zuckte die Achseln. »Das hängt vom Objekt oder Lebewesen ab. Materie verwandelt sich schlagartig in Energie. Dabei wird eine enorme explosive Kraft freigesetzt. Das könnte sich durchaus in der Größenordnung einer Kernspaltung bewegen.«
Holly spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. »Kernspaltung?«
»So in etwa«, sagte Artemis. »Jedenfalls bei Lebewesen. Die Objekte dürften weniger Schaden anrichten.«
»Alles, was Opal erschaffen oder mitgestaltet hat, wird explodieren?«
»Nein. Nur die Dinge, die sie während der letzten fünf Jahre unseres Zeitstroms beeinflusst hat, als jüngere und als ältere Ausgabe. Aber es kann natürlich sein, dass es auf beiden Seiten Zeitschlieren gibt.«
»Du meinst, auch alle Waffen ihrer Firma, die noch im Umlauf sind?«, fragte Holly.
»Und die Satelliten«, fügte Trouble hinzu. »Und jedes zweite Fahrzeug in der Stadt.«
»Es ist nur eine Theorie«, sagte Artemis. »Es gibt noch eine weitere Theorie, der zufolge überhaupt nichts passiert, außer dass ein Lebewesen stirbt. Die Physik siegt über die Quantenphysik, und alles läuft weiter wie gehabt.«
Holly spürte plötzlich, wie Wut in ihr hochstieg. »Du redest, als wäre Opal schon tot.«
Artemis wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. »Wir stehen am Rand eines Abgrunds, Holly. Innerhalb kürzester Zeit könnten viele von uns tot sein. Da muss ich innerlich auf Distanz bleiben.«
Foaly sah von seinem Computer auf. »Wie schätzt du den Prozentsatz ein,
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