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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Aber nicht den Funken eines Beweises.«
    »Der andere Mann, der sein Pferd aufgeschlitzt hat?«
    »Green. Aber selbst Green hat nie behauptet, es gebe eine Bande.«
    »Sir Arthur, ich kann Ihre Argumentation wie auch Ihren Wunsch, sie mit Beweisen zu untermauern, durchaus nachvollziehen. Ich sage nur, es gibt auch andere Möglichkeiten, ob sie nun vor Gericht zur Sprache gekommen sind oder nicht.«
    »Sie haben völlig recht.« Arthur beschloss, nicht weiter auf diesem Punkt zu insistieren. »Könnten wir dann über die Haare sprechen? In Ihrem Gutachten haben Sie ausgeführt, Sie hätten neunundzwanzig Haare von der Kleidung abgenommen und mikroskopisch untersucht, und sie seien – wenn ich Ihre Worte richtig in Erinnerung habe – ›in Länge, Farbe und Struktur ähnlich‹ gewesen wie die auf dem Hautfetzen, der von dem Grubenpony abgeschnitten wurde.«
    »Das ist korrekt.«
    »›Ähnlich.‹ Sie sagten nicht ›genau gleich‹.«
    »Nein.«
    »Weil sie nicht genau gleich waren?«
    »Nein, weil das eine Folgerung ist und keine Beobachtung. Aber die Formulierung, sie seien in Länge, Farbe und Struktur ähnlich, bedeutet laienhaft gesagt, dass sie genau gleich waren.«
    »Und das steht für Sie zweifelsfrei fest?«
    »Sir Arthur, im Zeugenstand bin ich immer übervorsichtig. Unter uns, und unter den Bedingungen, die Sie für dieses Gespräch vorgeschlagen haben, würde ich Ihnen versichern, dass die Haare auf der Kleidung von demselben Tier stammten, dessen Fell ich unter dem Mikroskop untersucht habe.«
    »Und auch von exakt demselben Körperteil?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Von demselben Tier, aber auch von demselben Körperteil des Tiers, nämlich dem Bauch?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Aber die Haare von verschiedenen Teilen eines Pferds oder Ponys wären der Länge und vielleicht auch der Stärke und Struktur nach unterschiedlich. Haare aus dem Schwanz oder der Mähne, zum Beispiel, sähen anders aus?«
    »Auch das ist richtig.«
    »Und doch waren die neunundzwanzig Haare, die Sie untersucht haben, alle genau gleich und stammten alle von genau demselben Teil des Ponys?«
    »Ganz recht.«
    »Können wir gemeinsam unsere Phantasie spielen lassen, Dr. Butter? Wieder vollkommen vertraulich und innerhalb dieser anonymen Wände. Stellen wir uns vor – auch wenn es uns noch so zuwider ist –, Sie oder ich würden uns daran machen, einem Pferd die Eingeweide herauszureißen.«
    »Wenn ich Sie korrigieren darf – dem Pony wurden die Eingeweide nicht herausgerissen.«
    »Nein?«
    »Den Zeugenaussagen nach war es aufgeschlitzt worden, es blutete und musste erschossen werden. Doch die Eingeweide hingen nicht aus der Wunde heraus, wie es ansonsten der Fall gewesen wäre.«
    »Danke. Also, stellen wir uns vor, wir wollten ein Pony aufschlitzen. Wir müssten auf es zugehen, es beruhigen. Müssten ihm vielleicht das Maul streicheln, zu ihm reden, seine Flanke tätscheln. Dann stellen Sie sich vor, wie wir es hielten, während wir es aufschlitzen. Wenn wir den Bauch aufschlitzen wollten, könnten wir uns an die Flanke lehnen, vielleicht einen Arm auf den Rücken legen und es so festhalten, während wir mit irgendeinem Instrument nach unten greifen.«
    »Ich weiß nicht. Ich war nie bei einer solch schauerlichen Szene zugegen.«
    »Aber Sie bestreiten nicht, dass Sie womöglich so vorgegangen wären? Ich habe selbst Pferde und weiß, was das für nervöse Geschöpfe sind.«
    »Wir waren nicht dabei. Und das war kein Pferd aus Ihrem Stall, Sir Arthur. Es war ein Grubenpony. Sind Grubenponys nicht bekannt für ihre Fügsamkeit? Sind sie nicht gewöhnt, von Bergleuten angefasst zu werden? Sind sie Menschen gegenüber nicht zutraulich?«
    »Sie haben recht, wir waren nicht dabei. Aber lassen Sie mich einen Moment lang gewähren. Stellen Sie sich vor, die Tat wurde so begangen, wie ich es beschrieben habe.«
    »Nun gut. Aber sie könnte natürlich auch ganz anders begangen worden sein. Wenn zum Beispiel mehr als ein Mensch zugegen war.«
    »Das gebe ich zu, Dr. Butter. Und im Gegenzug müssen Sie auch etwas zugeben: Wenn die Tat in etwa so begangen wurde, wie ich es geschildert habe, dann ist es undenkbar, dass die einzigen Haare, die auf die Kleidung dieser Person gerieten, allesamt von derselben Stelle stammten, nämlich dem Bauch, wo man das Tier sowieso nicht anfassen würde, um es zu beruhigen. Des Weiteren wurden dieselben Haare an verschiedenen Stellen der Kleidung gefunden – sowohl am Ärmel als auch am

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