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Artikel 5

Artikel 5

Titel: Artikel 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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wahrnehmen würden. Beth trat hinter mich, und ich fühlte, dass Ryan neben ihr war.
    »Zeigen Sie mir einfach Ihren Ausweis, Ma’am«, sagte Bateman gereizt.
    Meine Mutter kehrte in den Raum zurück, ohne die beiden hereinzubitten. Ich verstellte ihnen den Weg und gab mir Mühe, nicht so klein auszusehen, wie ich mich fühlte. Ich durfte nicht zulassen, dass sie unser Haus durchsuchten; wir hatten zu viel Schmuggelware hier, um einer Vorladung zu entgehen. Wir hatten nicht mit einer Inspektion gerechnet, schließlich hatte erst letzten Monat eine stattgefunden, und deshalb lag alles offen herum.
    Ich neigte den Kopf kaum merklich in Beth’ Richtung; sie schlich zurück zur Couch und schob den Liebesroman, den meine Mutter gelesen hatte, unter die Kissen. In meinem Kopf rasten die Gedanken weiter zu anderen Dingen aus Moms Besitz: weitere unangemessene Romane, alte Zeitschriften aus der Zeit vor dem Krieg, ein Maniküre-Set. Außerdem hatte ich gehört, mein Lieblingsbuch, Mary Shelleys Frankenstein , hätte es inzwischen auch auf die Liste geschafft. Es lag ganz oben auf meinem Nachttisch.
    Ein Feuer entzündete sich in meinem Brustkorb wie die Flamme eines Streichholzes. Und dann konnte ich mein Herz an meinen Rippen schlagen hören. Ich erschrak. Es war lange her, seit ich dieses Gefühl das letzte Mal so bewusst wahrgenommen hatte.
    Bateman versuchte, an mir vorbeizublicken, aber ich versperrte ihm die Sicht. Abschätzig zog er eine Braue hoch. Während des letzten Jahres hatte sich die Präsenz der MM in Louisville – und in allen übrigen US -Städten – verzehnfacht. Anscheinend hatten sie nicht genug zu tun; Bürger zu schikanieren genoss offenbar besonders hohe Priorität. Ich unterdrückte meinen Groll, obwohl mein Blut zu kochen anfing, und bemühte mich um Fassung. Es war nicht gerade klug, der MM gegenüber unhöflich aufzutreten.
    Auf der Straße standen zwei Wagen, ein blauer Van und ein kleineres Auto, das aussah wie ein alter Streifenwagen. Auf den Seiten beider Fahrzeuge prangte das FBR -Emblem. Das Motto darunter musste ich nicht lesen, um zu wissen, was es besagte: Ein Heiles Land, Eine Heile Familie. Diese Worte versetzten mir stets einen kleinen Stich – denn sie vermittelten ein Gefühl der Unzulänglichkeit, als wäre meine kleine Zwei-Personen-Familie nicht heil genug .
    Jemand saß auf dem Fahrersitz des Vans, und ein anderer Soldat stand auf dem Bürgersteig vor unserem Haus. Während ich hinausschaute, wurde die hintere Tür des Vans geöffnet, und zwei weitere Soldaten hüpften hinaus auf die Straße.
    Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Das waren eindeutig viel zu viele Soldaten, um uns eine Geldstrafe wegen eines Verstoßes gegen ein Statut aufzuerlegen.
    Meine Mutter kehrte zur Tür zurück und wühlte dabei in ihrer Handtasche. Ihr Gesicht war gerötet. Ich baute mich Schulter an Schulter zu ihr auf und zwang mich, ruhig zu atmen.
    Endlich fand sie ihre Brieftasche und zog den Ausweis hervor. Bateman kontrollierte ihn rasch, ehe er ihn in seine Hemdtasche steckte. Conner hielt ein Stück Papier hoch, das mir zuvor nicht aufgefallen war, zog die Schutzfolie ab und klatschte es an unsere Haustür.
    Die Moralstatuten.
    »Hey«, hörte ich mich sagen. »Was tun Sie …«
    »Lori Whittman, Sie stehen wegen Verstoßes gegen die überarbeitete Fassung von Paragraph 2, Artikel 5, Teil A der Moralstatuten betreffs der Zeugung außerehelicher Kinder unter Arrest.«
    »Arrest?« Moms Stimme stockte. »Was meinen Sie damit?«
    Im Geiste ging ich hastig die Gerüchte durch, die mir über Leute zu Ohren gekommen waren, die wegen eines Verstoßes gegen die Statuten ins Gefängnis gesteckt wurden – und ich erkannte mit einem Gefühl puren Grauens, dass es sich dabei gar nicht um Gerüchte gehandelt hatte. Dies war die unendliche Wiederaufführung der Katelyn-Meadows-Geschichte.
    »Artikel 5?«, platzte Ryan hinter uns heraus. »Inwiefern ist der auf die beiden anwendbar?«
    »Die aktuelle Version wurde am vierundzwanzigsten Februar überarbeitet. Sie schließt alle Kinder unter achtzehn Jahren ein.«
    »Am vierundzwanzigsten Februar? Aber das war erst am Montag!«, protestierte Beth in scharfem Ton.
    Conner streckte den Arm über unsere Schwelle aus, packte meine Mutter an der Schulter und versuchte, sie zu sich zu zerren. Instinktiv wickelte ich beide Hände um seinen Unterarm.
    »Loslassen, Miss«, blaffte er nur. Zum ersten Mal sah er mich an, und mir fiel auf, wie seltsam seine Augen waren,

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