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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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geschlossen hätten, nicht zu gefährden.
    Von Merlin hörten wir kein Wort.
    In Gwent wartete man darauf, daß Gorfyddyd von Powys angriff, aber die Attacke blieb aus. Statt dessen ritt ein Bote aus Gorfyddyds Hauptstadt Caer Sws nach Süden, und zwei Wochen später ritt Arthur nach Norden, um sich mit dem feindlichen König zu treffen. Ich war einer der zwölf Krieger, die ihn begleiteten. Wir marschierten mit Schwertern, doch ohne Schilde und Kriegsspeere. Wir kamen in friedlicher Absicht, eine Tatsache, die Arthur freudig erregte. Wir hatten Gundleus von Siluria mitgenommen und marschierten zunächst in östlicher Richtung auf Tewdrics Hauptstadt Burrium zu, eine ummauerte Römerstadt mit zahllosen Rüstkammern und erfüllt vom stinkenden Rauch der Waffenschmieden; von dort aus zogen wir in Begleitung von Tewdric und seinem Anhang nach Norden. Da Agricola Gwents Grenze zum Gebiet der Sachsen verteidigte, nahm Tewdric, genau wie Arthur, nur eine Handvoll Männer mit, dazu allerdings drei Priester, darunter Sansum, den zornigen, kleinen, schwarztonsurierten Priester, den Nimue spöttisch Lughtigern, den Mäuselord, getauft hatte.
    Wir waren eine bunte Gesellschaft. König Tewdrics Männer trugen über ihren römischen Uniformen rote Mäntel, während Arthur seine Krieger mit neuen grünen Mänteln ausgestattet hatte. Wir marschierten unter vier verschiedenen Bannern: Mordreds dumnonischem Drachen, Arthurs Bär, Gundleus'
    Fuchs und Tewdrics Stier. Gundleus wurde von Ladwys begleitet, der einzigen Frau in unserer Gruppe. Sie war wieder glücklich, und Gundleus schien sich zu freuen, sie an seiner Seite zu haben. Er war zwar immer noch unser Gefangener, trug aber wieder ein Schwert und ritt auf dem Ehrenplatz neben Arthur und Tewdric. Tewdric hegte nach wie vor Mißtrauen gegen Gundleus, doch Arthur behandelte ihn wie einen alten Freund. Schließlich gehörte Gundleus zu seinem Plan, den sich gegenseitig bekämpfenden Briten Frieden zu bringen: einen Frieden, der es Arthur ermöglichen sollte, die ganze Kraft seiner Schwerter und Speere gegen die Sachsen einzusetzen.
    An der Grenze von Powys wurden wir von einer
    Wachabordnung empfangen, die zu unseren Ehren
    gekommen war. Binsen wurden auf den Weg gelegt, und ein Barde sang von Arthurs Sieg über die Sachsen im Tal des Weißen Pferdes. König Gorfyddyd war zu dieser Begrüßung nicht mitgekommen, sondern hatte Leodegan ausgesandt, den König von Henis Wyren, dessen Land von den Iren erobert worden war und der nun an Gorfyddyds Hof im Exil lebte. Leodegan war ausgewählt worden, weil sein Rang uns ehren sollte, obwohl er selbst ein weithin bekannter Dummkopf war. Er war ein außerordentlich großer und sehr dünner Mann mit langem Hals, strähnigen dunklen Haaren und einem schlaffen, feuchten Mund. Er konnte niemals stillhalten, sondern ruckte und zuckte, zwinkerte und kratzte sich ununterbrochen. »Der König wäre ja gekommen«, erklärte er uns, »jawohl, bestimmt, aber er kann nicht kommen. Versteht Ihr? Dennoch herzliche Grüße von Gorfyddyd!« Neidisch beobachtete er, wie Tewdric den Barden mit Gold entlohnte. Leodegan war, wie wir später erfuhren, ein verarmter König und verbrachte den größten Teil seiner Zeit damit, sich für die enormen Verluste zu entschädigen, die ihm Diwrnach, der irische Eroberer, zugefügt hatte, als er sein Land in Besitz nahm. »Wollen wir aufbrechen? Es gibt Unterkünfte in…« Leodegan hielt inne.
    »Meine Güte, jetzt hab' ich's vergessen, aber der Befehlshaber der Wache weiß, wo. Wo ist er? Da drüben. Wie heißt er noch? Na, macht nichts, wir werden schon hinkommen.«
    Nun gesellten sich noch die Adlerstandarte von Powys und Leodegans Hirschbanner zu unseren Flaggen. Wir folgten einer römischen Straße, die sich speergerade durch gutes Land zog, dasselbe Land, das Arthur im vergangenen Herbst verwüstet hatte, aber nur Leodegan war taktlos genug, diesen Feldzug zu erwähnen. »Ihr seid natürlich schon mal hiergewesen«, rief er zu Arthur hinauf. Da Leodegan kein Pferd hatte, mußte er zu Fuß neben der Gruppe der Könige einhermarschieren.
    Arthur runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Land kenne«, gab er diplomatisch zurück.
    »Aber ja doch, sicher. Seht Ihr? Der verbrannte Bauernhof?
    Euer Werk!« Strahlend blickte Leodegan zu Arthur empor.
    »Man hat Euch unterschätzt, nicht wahr? Das hab' ich Gorfyddyd auch gesagt, direkt ins Gesicht. Der junge Arthur ist gut, hab' ich gesagt, aber

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