Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
grimmigen Mann wie Diwrnach, der für seine Grausamkeit berühmt war, leichte Beute gewesen sein. Selbst in Dumnonia hatten wir gehört, daß der Ire die Schilde seiner Kriegshorde mit dem Blut der Männer bemalte, die sie in der Schlacht getötet hatten. Es sei besser, gegen die Sachsen zu kämpfen, sagten die Männer, als gegen Diwrnych zu Felde zu ziehen.
Aber wir zogen gen Caer Sws, um Frieden zu schließen, und nicht, um Krieg zu beginnen. Caer Sws erwies sich als kleine, schlammige Stadt, die um ein trostloses römisches Fort herumgebaut war. Sie lag in einem weiten Sohlental an einer tiefen Furt über den Severn, der hier Hfren hieß. Das eigentliche Zentrum von Powys war Caer Dolforwyn, ein schöner Hügel mit einem Krönungsstein auf dem Gipfel, doch wie Caer Cadarn verfügte Caer Dolforwyn weder über genügend Wasser noch über genügend Platz, um einen königlichen Gerichtshof, Schatzkammer, Rüstkammern, Küchen und Speicherhäuser aufzunehmen, daher saß die Regierung von Powys, wiederum vergleichbar mit Dumnonia, wo die Alltagsgeschäfte von Lindinis aus geregelt wurden, in Caer Sws, und nur in Zeiten der Gefahr oder an hohen königlichen Festtagen verlegte sich Gorfyddyds Hof flußabwärts auf Caer Dolforwyns alles beherrschenden Gipfel. Caer Sws' römische Bauwerke waren alle so gut wie verschwunden, doch Gorfyddyds Festhalle war auf einem der alten Steinfundamente errichtet worden. Er hatte die Halle durch zwei neue Seitenflügel ergänzen lassen, die speziell für Tewdric und Arthur erbaut worden waren. Gorfyddyd empfing uns in seiner Halle. Der König von Powys war ein säuerlicher Mann, dessen linker Ärmel dank Excalibur leer herabhing. Er war im mittleren Alter, kräftig gebaut und hatte ein argwöhnisches Gesicht mit kleinen Augen, in denen keine Spur von Herzlichkeit lag, als er Tewdric umarmte und einen widerwilligen Willkommensgruß brummte. Als Arthur, der ja kein König war, vor ihm niederkniete, verstummte er mürrisch. Seine Häuptlinge und Krieger hatten lange, geflochtene Schnauzbärte und trugen schwere Mäntel, triefend vom Regen, der den ganzen Tag über gefallen war. In der Halle roch es nach nassen Hunden. Frauen waren keine anwesend, bis auf zwei Sklavinnen, die Krüge herumtrugen, aus denen Gorfyddyd immer wieder Hörner voll Met schöpfte. Später sollten wir erfahren, daß er in den langen Wochen, nachdem er seinen Arm durch Excalibur verlor, mit dem Trinken begonnen hatte, Wochen, in denen er fieberte und jedermann an seiner Genesung zweifelte. Der Met war dick und stark gebraut, und seiner Wirkung war es letztlich zu verdanken, daß die Sorge um Powys von dem verbitterten und verwirrten Gorfyddyd auf die Schultern seines Sohnes Cuneglas, Edling von Powys, übertragen wurde.
Cuneglas war ein junger Mann mit rundem, klugem Gesicht und langen, dunklen Schnurrbartspitzen. Er lachte gern, wirkte entspannt und war immer freundlich. Er und Arthur waren verwandte Seelen, soviel stand fest. Drei Tage lang jagten sie Rotwild in den Bergen, um des Abends zu tafeln und dem Gesang der Barden zu lauschen. In Powys gab es nur wenige Christen, aber sobald Cuneglas erfuhr, daß Tewdric Christ war, verwandelte er einen Speicher in eine Kirche und forderte die Priester auf, darin zu predigen. Ja, er lauschte sogar persönlich einer dieser Predigten, obwohl er anschließend den Kopf schüttelte und erklärte, er ziehe seine eigenen Götter vor. König Gorfyddyd bezeichnete die Kirche als Unsinn, untersagte es seinem Sohn jedoch nicht, Tewdrics Religion zu dulden. Allerdings sorgte Gorfyddyd dafür, daß sein Druide die provisorische Kirche mit einem Ring von Zaubersprüchen umgab. »Gorfyddyd ist nicht restlos davon überzeugt, daß wir wirklich Frieden halten wollen«, warnte uns Arthur am zweiten Abend, »aber Cuneglas hat ihm die Zweifel ausgeredet. Also bleibt um Gottes willen nüchtern, laßt eure Schwerter in den Scheiden und fordert keinen Streit heraus. Ein einziger Funke hier, und Gorfyddyd wird uns sofort rauswerfen und wieder mit dem Krieg beginnen.«
Am vierten Tag kam der Kronrat von Powys in der großen Halle zusammen. Der Hauptpunkt des Tages war es, Frieden zu schaffen, und das war trotz Gorfyddyds Bedenken schnell getan. Der König von Powys hing in seinem Sessel und sah zu, wie sein Sohn den Beschluß verkündete. Powys, Gwent und Dumnonia, erklärte Cuneglas, seien von nun an Verbündete, einer vom Blut des anderen, und ein Angriff auf eins der drei Länder würde als
Weitere Kostenlose Bücher