Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Angriff auf alle drei betrachtet werden. Gorfyddyd nickte zustimmend, wenn auch ohne Begeisterung. Und besser noch, fuhr Cuneglas fort, sobald seine eigene Vermählung mit Helledd von Elmet vollzogen sei, würde auch Elmet dem Bündnis beitreten, so daß den Sachsen eine vereinte Front britischer Königreiche gegenüberstehe. Dieses Bündnis war der große Vorteil, den Gorfyddyd aus dem Frieden mit Dumnonia zog: die
Gelegenheit, gegen die Sachsen Krieg zu führen; und Gorfyddyds Preis für diesen Frieden war, daß Powys als Führer des Krieges anerkannt wurde. »Er will Großkönig werden«, erklärte uns Agravain grollend, der hinten bei uns in der Halle saß. Darüber hinaus verlangte Gorfyddyd, daß sein Cousin Gundleus von Siluria wiedereingesetzt werde. Tewdric, der mehr als alle anderen unter den silurischen Raubzügen gelitten hatte, sah es nicht gern, daß Gundleus wieder auf seinen Thron gesetzt werden sollte, und wir Dumnonier waren nicht bereit, ihm den Mord an Norwenna zu verzeihen, während ich persönlich den Mann für das haßte, was er Nimue angetan hatte. Da Arthur uns jedoch überzeugt hatte, daß
Gundleus' Freilassung ein geringer Preis für den Frieden sei, wurde der hinterhältige Gundleus tatsächlich wiedereingesetzt. Gorfyddyd mochte gegen den Friedensschluß gewesen sein, aber er hatte sich offensichtlich von dessen Vorteilen überzeugen lassen, denn er war sogar bereit, den höchsten möglichen Preis für den erfolgreichen Abschluß zu zahlen: Er war bereit, Arthur seine Tochter Ceinwyn, den Stern von Powys, zur Gemahlin zu geben. Gorfyddyd war ein störrischer Mann, argwöhnisch und hart, aber er liebte seine siebzehnjährige Tochter und überschüttete sie mit den letzten Resten von Zuneigung und Liebe, die in seiner Seele zu finden waren. Die Tatsache, daß er willens war, sie mit Arthur zu vermählen, der weder König war noch den Titel Prinz tragen durfte, war Beweis für Gorfyddyds Überzeugung, daß
seine Krieger nicht länger gegen andere Briten kämpfen dürften. Darüber hinaus bewies die Verlobung, daß Gorfyddyd Arthur, genau wie sein Sohn Cuneglas, letztlich als die eigentliche Macht in Dumnonia anerkannte. Und so wurden Ceinwyn und Arthur bei dem großen Festmahl, das der Ratssitzung folgte, einander offiziell versprochen. Die Verlobungszeremonie galt als so wichtig, daß die ganze Versammlung von Caer Sws in die glückverheißendere Festhalle auf dem Gipfel von Caer Dolforwyn umzog, der nach Dolforwyn benannt war, einer Wiese am Fuß des Hügels, deren Name passenderweise Jungfrauenwiese bedeutete. Wir erreichten die Stätte bei Sonnenuntergang, als die Hügelkuppe schon in dem Rauch der großen Feuer gehüllt war, über denen Hirsche und Schweine gebraten wurden. Tief unter uns wand sich der silbrige Severn durchs Tal, während sich im Norden die großen Bergketten dunkel in Richtung Gwynedd hinzogen. Es hieß, daß man von Caer Dolforwyns Gipfel an klaren Tagen bis nach Cadair Idris sehen könne, an jenem Abend aber war der Horizont von fernen
Regenschleiern verhangen. Am Fuß des Hügels standen riesige Eichen, aus denen zwei rote Milane stiegen, während die Sonne die westlichen Wolken scharlachrot färbte. Wir alle waren uns einig, daß der Anblick der beiden Vögel, die so spät in den sterbenden Tag hineinflogen, ein wundervolles Vorzeichen sei. Im Innenraum der Halle sangen die Barden das Lied von Hafren, der menschlichen Jungfrau, die Dolforwyn den Namen gegeben hatte und die in eine Göttin verwandelt wurde, als ihre Stiefmutter versuchte, sie in dem Fluß am Fuß des Hügels zu ertränken. Sie sangen, bis die Sonne untergegangen war.
Damit die Mondgöttin das Paar segnen konnte, fand die Verlobungsfeier am Abend statt. Arthur bereitete sich als erster darauf vor und verließ die Halle für eine ganze Stunde, bevor er in all seiner Pracht zurückkehrte. Der
Schuppenpanzer mit seinen Gold-und Silberplättchen funkelte, und die Gänsefedern auf seinem hohen,
silbergetriebenen Totenkopfhelm streiften die Dachbalken der Halle, als er den Mittelgang heraufgeschritten kam. Sein silberüberzogener Schild gleißte im Licht, während sein weißer Mantel hinter ihm über den Boden strich. In der Festhalle trugen die Männer sonst keine Waffen, aber an jenem Abend hatte sich Arthur mit Excalibur gegürtet und trat an die Hohe Tafel wie ein Eroberer, der Frieden schließt. Und selbst Gorfyddyd von Powys hielt den Atem an, als sein ehemaliger Feind auf das Podium
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