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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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rechten Geschirr und wird das andere stets ausstechen. Und er ist tüchtig, so ungeheuer tüchtig.« Sie lächelte traurig.
    »Beobachtet ihn doch einmal, Derfel, wenn ihm die Vernichtung droht, wenn alles nur noch Finsternis ist, denn dann wird er Euch in Erstaunen versetzen. Ich habe das früher schon beobachtet. Er wird siegen, doch dann wird das Pferd namens Gewissen an seinen Zügeln zerren, und Arthur wird seinen üblichen Fehler begehen: den Feinden zu vergeben.«
    »Ist das so schlecht?«
    »Das ist keine Frage von gut oder schlecht, Derfel, sondern des praktischen Denkens. Eins haben wir Iren erkannt: Ein Feind, dem man vergibt, ist ein Feind, den man immer wieder bekämpfen muß. Arthur verwechselt Moral mit Macht und verschlimmert diese Verwechslung noch, indem er nicht von der Überzeugung abzubringen ist, die Menschen seien von Natur aus gut, sogar die schlechtesten unter ihnen, und das ist der Grund - Ihr werdet noch an mich denken -, warum er den Frieden niemals herbeiführen wird. Er sehnt sich nach Frieden, er redet von Frieden, aber gerade sein
    vertrauensseliges Herz ist der Grund, warum er stets Feinde haben wird. Es sei denn, es gelingt Guinevere, ihm ein bißchen Härte einzutrichtern. Kann sein, daß es ihr gelingt. Wißt Ihr, an wen sie mich erinnert?«
    »Ich wußte nicht, daß Ihr sie kennt«, gab ich zurück.
    »Den Menschen, an den sie mich erinnert, kenne ich ebenfalls nicht, aber ich höre so einiges, und ich kenne Arthur. Sie klingt wie seine Mutter; sehr schön und sehr stark, und ich vermute, daß er alles tun wird, um ihr zu gefallen.«
    »Selbst um den Preis seines Gewissens?«
    Ailleann lächelte über meine Frage. »Ihr solltet wissen, Derfel, daß manche Frauen stets von ihren Männern verlangen, einen maßlos hohen Preis zu bezahlen. Je mehr der Mann bezahlt, desto höher steigt der Wert der Frau, und ich vermute, daß
    Guinevere sich selbst sehr hoch einschätzt. Und das sollte sie auch. Das sollten wir alle.« Diese letzten Worte klangen traurig. Dann erhob sie sich aus ihrem Sessel. »Richtet ihm liebe Grüße aus«, bat sie mich, als wir durch das Haus zurückkehrten, »und bittet ihn, seine Söhne in den Krieg mitzunehmen.«
    Arthur wollte sie nicht mitnehmen. »Ich lasse ihnen noch ein weiteres Jahr Zeit«, erklärte er mir, als wir am folgenden Morgen abmarschierten. Er hatte mit den Zwillingen zu Abend gegessen und ihnen kleine Geschenke gemacht, aber uns allen war aufgefallen, wie mürrisch Amhar und Loholt auf die Zuneigung des Vaters reagierten. Arthur hatte es ebenfalls bemerkt, deswegen war er ungewöhnlich verdrossen, als wir nach Westen marschierten. »Kindern von unvermählten Frauen«, sagte er nach langem Schweigen, »fehlt immer ein Teil ihrer Seele.«
    »Und was ist mit Eurer Seele, Lord?« fragte ich ihn.
    »Die flicke ich jeden Morgen, Derfel, Stück für Stück.« Er seufzte. »Ich werde Amhar und Loholt Zeit widmen müssen, und die Götter allein wissen, woher ich sie nehmen soll, denn in vier oder fünf Monaten werde ich wieder Vater werden. Falls ich dann überhaupt noch lebe«, ergänzte er düster. Lunete hatte also recht gehabt: Guinevere war schwanger.
    »Das freut mich für Euch, Lord«, sagte ich, mußte aber unwillkürlich an Lunetes Bemerkung denken, daß Guinevere alles andere als glücklich über ihren Zustand war.
    »Mich freut es ebenfalls!« Er lachte, und seine finstere Stimmung war augenblicklich verflogen. »Auch für Guinevere. Es wird ihr guttun, und in zehn Jahren, Derfel, wird Mordred auf dem Thron sitzen, während Guinevere und ich uns ein hübsches Plätzchen suchen, wo wir Rinder, Schweine und Kinder großziehen können! Dann werde ich wirklich glücklich sein. Ich werde Llamrei abrichten, einen Wagen zu ziehen, und Excalibur benutzen, um meine Pflugochsen anzutreiben.«
    Ich versuchte mir Guinevere als Bauersfrau oder wenigstens als reiche Gutsherrin vorzustellen, doch irgendwie wollte mir das nicht recht gelingen. Ich hielt den Mund.
    Von Corinium ging es nach Glevum, dann überquerten wir den Severn und marschierten durchs Kernland von Gwent. Wir boten einen schönen Anblick, denn Arthur ritt bewußt mit fliegenden Bannern, und seine Reiter trugen ihre Kampfrüstung. Wir hatten diesen stolzen, auffallenden Stil absichtlich gewählt, weil wir den Einheimischen neue Zuversicht schenken wollten, die ihnen im Augenblick abhanden gekommen war. Alle vermuteten, daß Gorfyddyd siegen würde, und auf dem Land war es, obwohl Erntezeit

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