Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
übermächtigen Feinden entgegenzutreten. Galahad, der die Arme in christlicher Gebetshaltung ausgebreitet hatte, murmelte seine Gebete mit dem Bischof zusammen, während wir Heiden grollend verlangten, daß nicht um Kraft, sondern um Sieg gebetet werde. Ich wünschte, wir hätten ein paar Druiden unter uns, aber Tewdric, der Christ, verfügte über keinen, und Balise, der Alte, der Mordreds Ernennung beigewohnt hatte, war während meines ersten Winters in Benoic gestorben. Agricola hoffte zu Recht, daß Merlin käme, denn ein Heer ohne Druiden verzichtete dem Feind gegenüber auf einen Vorteil.
    Ungefähr vierzig bis fünfzig Mann nahmen an dem Kriegsrat teil, allesamt Häuptlinge oder Heerführer. Wir trafen uns in der kahlen Steinhalle des Badehauses von Magnis, die mich an die Kirche von Ynys Wydryn erinnerte. König Tewdric, Arthur, Agricola und Tewdrics Sohn, Edling Meurig, saßen an einem Tisch auf einem steinernen Podium. Meurig war zu einem blassen, mageren Menschen herangewachsen, der in seiner schlecht sitzenden römischen Rüstung einen äußerst unglücklichen Eindruck machte. Er war gerade alt genug, um kämpfen zu können, wirkte auf Grund seiner Nervosität aber höchst ungeeignet für eine Schlacht. Er blinzelte ununterbrochen, als wäre er soeben erst aus einem sehr dunklen Raum ins helle Sonnenlicht getreten, und spielte ständig mit einem schweren Goldkreuz an seinem Hals. Arthur war der einzige Befehlshaber, der keine Rüstung trug, und wirkte in seiner Landmannstracht entspannt und gelassen. Als König Tewdric verkündete, die Sachsen hätten sich vermutlich von der Ostgrenze zurückgezogen, jubelten die Krieger und stießen mit ihren Speerschäften auf den Boden, doch das war an jenem Abend für lange Zeit der letzte Jubel, denn dann erhob sich Agricola und gab seine ungeschönte Einschätzung der beiden Heere bekannt. Er verzichtete darauf, die kleineren Kontingente des Feindes aufzuzählen, aber auch so wurde deutlich, daß Gorfyddyds Heer dem unseren im Verhältnis zwei zu eins überlegen war. »Dann müssen wir die Feinde eben doppelt schnell töten!« rief Morfans aus dem Hintergrund. Er hatte Arthur den Schuppenpanzer zurückgegeben und geflucht, daß nur ein echter Held soviel Metall tragen und trotzdem kämpfen könne. Agricola ignorierte die Unterbrechung und erklärte, in einer Woche werde die Ernte eingebracht sein, so daß unser Heer durch die Landwehr von Gwent verstärkt werden könne. Aber auch diese Ankündigung schien nicht dazu angetan, irgend jemanden aufzumuntern.
    König Tewdric schlug vor, wir sollten Gorfyddyd vor den Wällen von Magnis bekämpfen. »Gebt mir eine Woche«, sagte er, »und ich werde diese Festung bis oben hin mit der neuen Ernte füllen, so daß Gorfyddyd uns niemals von hier vertreiben wird. Kämpfen wir hier…« - er deutete auf die Nacht jenseits der Hallentore - »und der Kampf verläuft ungünstig, ziehen wir uns hinter die Tore zurück und warten ab, bis sie ihre Speere auf die Holzpalisaden verschwendet haben.« Das war die Art von Krieg, die Tewdric bevorzugte und über lange Zeit hinweg vervollkommnet hatte: ein Belagerungskampf, bei dem er sich das Werk längst verstorbener römischer Ingenieure zunutze machen konnte, um Speere und Schwerter abzuwehren. Zustimmendes Gemurmel erklang, und dieses Gemurmel schwoll noch an, als Tewdric dem Kriegsrat mitteilte, Aelle werde womöglich versuchen, Ratae anzugreifen.
    »Haltet Gorfyddyd hier auf«, sagte ein Mann, »und sobald er hört, daß Aelle durch seine Hintertür hereinkommt, wird er Hals über Kopf nach Norden zurückrennen.«
    »Aelle wird nicht meine Schlacht schlagen.« Es war das erstemal, daß Arthur sprach, und sofort verstummte der ganze Saal. Es schien Arthur peinlich zu sein, daß er so energisch gesprochen hatte, deswegen schenkte er König Tewdric ein entschuldigendes Lächeln und fragte, wo sich die feindlichen Streitkräfte versammelt hätten. Das wußte Arthur natürlich schon, aber er stellte diese Frage, damit auch wir anderen die Antwort vernehmen konnten.
    An Tewdrics Stelle antwortete Agricola. »Die Vorhuten sind zwischen Coels Hügel und Caer Lud verteilt«, erklärte er,
    »während sich der Hauptteil des Heeres bei Branogenium versammelt. Weitere Truppen ziehen von Caer Sws heran.«
    Diese Namen bedeuteten uns wenig, aber Arthur schien die geographische Situation zu begreifen. »Dann bewachen sie also die Hügel zwischen uns und Branogenium?«
    »Jeden einzelnen Paß«,

Weitere Kostenlose Bücher