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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Reiter blieben im Sattel.
    »Seit sieben Jahren«, begann Merlin, und seine Stimme tönte über das Tal bis in dessen Mitte, so daß selbst Arthur und seine Männer ihn zu hören vermochten, »habe ich nach dem geheimen Wissen Britanniens gesucht. Ich habe nach der Macht unserer Vorfahren gesucht, die wir aufgegeben haben, als die Römer kamen. Ich habe nach den Dingen gesucht, die dieses Land seinen rechtmäßigen Göttern zurückgeben werden, seinen eigenen Göttern, unseren eigenen Göttern, den Göttern, die uns geschaffen haben und die wir möglicherweise überreden können, zurückzukehren und uns zu helfen.« Damit alle Männer ihn hören und verstehen konnten, sprach er langsam und mit schlichten Worten. »Nun jedoch«, fuhr er fort, »brauche ich Hilfe. Ich brauche Männer mit Schwertern, Männer mit Speeren, Männer mit tapferen Herzen, die mit mir an einen feindlichen Ort ziehen, um das letzte Kleinod Britanniens zu holen. Ich suche den Kessel von Clyddno Eiddyn. Der Kessel ist unsere Macht, unsere verlorene Macht, unsere letzte Hoffnung, Britannien wieder zu einer Insel der Götter zu machen. Ich verheiße euch nichts als Mühen und Plagen, und ich werde euch keinen anderen Lohn geben als den Tod, ich werde euch nichts zu essen geben können als Bitternis und nichts zu trinken als Galle. Dafür erbitte ich jedoch eure Schwerter und euer Leben. Wer will mich auf der Suche nach dem Kessel begleiten?«
    Seine Frage kam unvermittelt. Wir hatten erwartet, er werde von diesem ungeheuerlichen Blutvergießen sprechen, durch das das grüne Tal rot gefärbt worden war - statt dessen ignorierte er die Schlacht, als wäre sie unerheblich, fast so, als hätte er überhaupt nicht bemerkt, daß er ein Schlachtfeld betreten hatte. »Wer?« fragte er abermals.
    »Lord Merlin!« rief Gorfyddyd, bevor irgendein anderer Mann etwas erwidern konnte. Der feindliche König spornte sein Pferd durch die Reihen seiner knienden Speerkämpfer. »Lord Merlin!« Seine Stimme klang zornig, seine Miene war verbittert.
    »Gorfyddyd«, erwiderte Merlin gelassen.
    »Eure Suche nach dem Kessel kann doch sicher noch eine kleine Stunde warten, wie?« Gorfyddyds Frage klang ironisch.
    »Sie kann ein Jahr warten, Gorfyddyd ap Cadell. Sie kann fünf Jahre warten. Sie kann ewig warten, aber sie sollte nicht warten.«
    Gorfyddyd lenkte sein Pferd auf die offene Fläche zwischen den beiden Schildwällen. Auf einmal sah er seinen großen Sieg und seinen Anspruch auf den Titel des Großkönigs von einem Druiden bedroht, also wendete er sein Pferd, damit er seine Männer ansehen konnte, schlug die Wangenstücke seines Schwingenhelms zurück und hob die Stimme. »Ihr werdet Zeit haben, eure Speere der Suche nach dem Kessel zu verpflichten«, rief er seinen Männern zu »aber erst, wenn ihr den Hurenbock bestraft und eure Speere in die Seelen seiner Männer versenkt habt. Ich muß einen Eid erfüllen und werde nicht dulden, daß irgendein Mensch, nicht einmal mein Lord Merlin, mich davon abhält. Solange dieser
    Hurenliebhaber lebt, wird es weder Frieden noch einen Kessel geben.« Damit wandte er sich um und durchbohrte den Zauberer mit Blicken. »Hattet Ihr vor, den Hurenbock durch diese Aufforderung zu retten?«
    »Es würde mich nicht kümmern, Gorfyddyd ap Cadell«, entgegnete Merlin, »wenn sich die Erde öffnen und Arthur mitsamt seinem Heer verschlingen würde. Und Euch dazu.«
    »Dann werden wir kämpfen!« rief Gorfyddyd und zog das Schwert aus der Scheide. »Diese Männer…« - er sprach zu seinen Truppen, deutete mit dem Schwert jedoch auf unsere Banner - »gehören euch. Ihr Land, ihre Herden, ihr Gold und ihre Häuser gehören euch. Ihre Frauen und Töchter sind jetzt schon eure Huren. Ihr habt bis hierher gegen sie gekämpft - wollt ihr sie jetzt ungeschoren davonkommen lassen? Der Kessel wird sich nicht in Luft auflösen, wenn sie sterben, wohl aber euer Sieg, wenn wir jetzt nicht zu Ende bringen, wozu wir hergekommen sind. Wir kämpfen!«
    Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen. Dann sprangen Gorfyddyds Männer auf und begannen mit den Speerschäften auf ihre Schilde zu schlagen. Gorfyddyd warf Merlin einen triumphierenden Blick zu und spornte sein Pferd in die lärmenden Reihen seiner Männer zurück.
    Merlin wandte sich an Sagramor und mich. »Die
    Schwarzschild-Iren«, sagte er lässigen Tones, »sind auf eurer Seite. Ich habe mit ihnen gesprochen. Sie werden Gorfyddyds Truppen angreifen, und ihr werdet einen großen Sieg erringen.

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