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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Anzahl von Kriegern gehabt hätten - wir hätten den Feind nicht daran hindern können, unsere Flanke zu umgehen. Unser Schildwall brach wie eine zurückzuckende Schlange zum Flußufer hin zusammen, wo wir einen Verteidigungshalbkreis um die beiden Banner und die wenigen Verwundeten bildeten, die wir hatten mitnehmen können. Es war ein schrecklicher Augenblick. Ich sah, wie unser Schildwall brach, ich sah, wie die Feinde mit dem Abschlachten unserer auseinandergerissenen Männer begannen, dann eilte ich mit den übrigen zu dem verzweifelten Häuflein Überlebender. Wir hatten gerade noch Zeit, einen provisorischen Schildwall aufzustellen, dann konnten wir nur noch zusehen, wie Gorfyddyds triumphierende Truppen unsere Flüchtigen verfolgten und töteten. Tristan überlebte, Galahad und Sagramor ebenfalls, aber das war ein geringer Trost, denn wir hatten die Schlacht verloren, und nun konnten wir nur noch wie Helden sterben. Im nördlichen Teil des Tals wurde Arthur immer noch von dem Schildwall aufgehalten, während unser Wall im Süden, der den Feinden den ganzen Tag lang standgehalten hatte, durchbrochen und das, was von ihm übrig war, umzingelt wurde. Mit zweihundert Mann waren wir in die Schlacht gegangen; jetzt zählten wir nur noch wenig über einhundert.
    Prinz Cuneglas ritt auf uns zu, um uns zur Aufgabe aufzufordern. Sein Vater befehligte die Männer, denen Arthur gegenüberstand, und überließ es seinem Sohn und König Gundleus, den Rest von Sagramors Speerkämpfern zu vernichten. Von Cuneglas wurden meine Männer wenigstens nicht beleidigt. Er zügelte sein Pferd ein Dutzend Schritte vor unserer Linie und hob die leere rechte Hand, um uns zu zeigen, daß er als Unterhändler komme. »Männer von Dumnonia!« rief Cuneglas. »Ihr habt gut gekämpft, doch weiterzukämpfen würde den Tod bedeuten. Ich dagegen biete euch das Leben.«
    »Greift wenigstens ein einziges Mal zum Schwert, bevor Ihr tapfere Männer zur Aufgabe auffordert«, rief ich ihm zu.
    »Angst vor dem Kampf, eh?« höhnte Sagramor, denn bisher hatte keiner von uns gesehen, daß Gorfyddyd, Cuneglas oder Gundleus sich vor den Schildwall des Feindes begeben hätten. König Gundleus saß einige Schritte hinter Prinz Cuneglas auf seinem Pferd. Nimue verfluchte ihn, doch ob er sich dessen bewußt war oder nicht, vermochte ich nicht zu sagen. Wenn ja, hätte er sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn wir alle saßen jetzt in der Falle und waren ohne Zweifel dem Untergang geweiht.
    »Oder kämpft jetzt gegen mich!« rief ich Cuneglas zu. »Mann gegen Mann, falls Ihr es wagt.«
    Cuneglas musterte mich traurig. Ich war blutbesudelt, schlammbedeckt, verschwitzt, zerschlagen und von Schmerzen gepeinigt, während er höchst elegant in einer kurzen Schuppenrüstung und mit Adlerfedern als Helmzier auf seinem Pferd saß. »Ich weiß, daß Ihr nicht Arthur seid«, sagte er, »denn ich habe ihn zu Pferde erlebt. Aber wer immer Ihr seid, Ihr habt tapfer gekämpft. Ich biete Euch das Leben.«
    Ich zog mir den verschwitzten, engen Helm vom Kopf und warf ihn in die Mitte des Halbkreises. »Ihr kennt mich, Lord Prinz«, entgegnete ich.
    »Lord Derfel!« Er nannte mich beim Namen, dann erwies er mir Ehre. »Lord Derfel Cadarn«, sagte er, »ich garantiere Euch das Leben und das Leben Eurer Männer. Werdet Ihr Euch ergeben?«
    »Lord Prinz«, antwortete ich ihm, »ich habe hier nicht das Kommando. Ihr müßt Euch an Lord Sagramor wenden.«
    Sagramor trat neben mich und nahm seinen schwarzen, spitzen Helm ab, den ein Speer durchstoßen hatte, so daß
    sein schwarzes, lockiges Haar blutverklebt war. »Lord Prinz«, sagte er argwöhnisch.
    »Ich biete Euch das Leben«, wiederholte Cuneglas, »wenn Ihr Euch ergebt.«
    Sagramor zeigte mit seinem Krummschwert dorthin, wo Arthurs Reiter den Nordteil des Tals beherrschten. »Solange mein Lord sich nicht ergeben hat«, erklärte er Cuneglas,
    »kann ich es auch nicht tun. Immerhin aber…« - er hob die Stimme - »entbinde ich meine Männer von ihrem Eid.«
    »Ich ebenfalls«, rief ich meinen Männern zu.
    Ich bin sicher, daß einige sich versucht fühlten, die Kampfreihen zu verlassen, doch ihre Kameraden forderten sie grollend auf zu bleiben, vielleicht aber drückte das Grollen auch nur den Trotz erschöpfter Männer aus. Prinz Cuneglas wartete ein paar Sekunden; dann zog er zwei schmale Goldtorques aus einer Tasche an seinem Gurt. Lächelnd sah er uns an. »Ich verneige mich vor Eurer Tapferkeit, Lord Sagramor. Ich

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