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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eingebildet. Aber vermutlich tut das jeder Mann.«
    »Nicht jeder Mann, Lord, nein, nur die besten unserer Führer.«
    Ich dankte ihm lächelnd. »Ich hätte so gern erlebt, daß Arthurs Traum sich erfüllt«, sagte ich.
    »Dann würde es keine Arbeit für Krieger mehr geben«, erwiderte Cavan finster, »und wir würden alle Angestellte oder Bauern sein. Vielleicht ist es ja besser so. Ein letzter Kampf, und dann hinab in die Anderwelt, in Mithras Dienste. Wir werden uns gut amüsieren dort, Lord. Wohlgestaltete Weiber, gute Kämpfe, starker Met und reichlich Gold auf ewig.«
    »Ich werde mich über Eure Gesellschaft dort freuen«, entgegnete ich, aber es war kein Funke Freude in mir. Ich wollte noch nicht in die Anderwelt - nicht, solange Ceinwyn noch auf dieser Welt weilte. Um den Druck ihrer Brosche zu spüren, preßte ich meine Rüstung fest an die Brust und dachte an den Wahn, der nun niemals seinen Lauf nehmen würde. Zu Cavans Verwunderung sprach ich ihren Namen laut aus. Ich war verliebt und würde sterben, ohne je die Hand meiner Geliebten gehalten zu haben oder ihr Antlitz wiederzusehen. Dann sah ich mich gezwungen, Ceinwyn zu vergessen, denn die Schwarzschild-Iren von Demetia hatten sich entschlossen, den Zaun nicht zu umgehen, sondern die Geister
    herauszufordern und ihn zu durchbrechen. Gleich darauf erkannte ich auch, warum. Auf dem Hügel war ein Druide aufgetaucht, der sie über die Geistergrenze führte. Nimue stellte sich neben mich und starrte zum Hügel hinauf, wo die hochgewachsene Gestalt mit dem weißen Gewand und der weißen Kapuze mit langbeinigen Schritten den steilen Hang herunterkam. Die Iren folgten ihm, und hinter ihren schwarzen Schilden und langen Speeren folgte die Landwehr von Powys mit ihrem kunterbunten Arsenal von Bogen, Hacken, Äxten, Speeren, Kampfstöcken und Heugabeln.
    Der Gesang meiner Männer erstarb. Sie hoben die Speere und rückten ihre Schilde zurecht, um sich zu vergewissern, daß der Wall geschlossen war. Die Feinde, die ihren Schildwall ebenfalls formiert hatten und nun bereit zum Angriff waren, wandten sich zurück, um zuzusehen, wie der Druide die Iren ins Tal hinabführte. Iorweth und Tanaburs liefen ihm entgegen, aber der neu eingetroffene Druide scheuchte sie mit seinem langen Stab aus dem Weg. Dann schob er die Kapuze seines Gewandes zurück, so daß wir den langen,
    geflochtenen weißen Bart und den schwarz umwickelten Pferdeschwanz sahen. Es war Merlin.
    Nimue weinte, als sie den Alten sah, und lief ihm entgegen. Die Feinde wichen zur Seite, um sie vorbeizulassen, genau wie sie sich teilten, damit Merlin auf sie zugehen konnte. Ein Druide konnte selbst auf dem Schlachtfeld gehen, wohin er wollte, und dieser Druide war der berühmteste und mächtigste im ganzen Land. Nimue rannte, und Merlin breitete die Arme aus, um sie zu umfangen, und sie schluchzte und schluchzte, weil sie ihn endlich wiedergefunden hatte, und schlang ihre mageren weißen Arme um ihn. Und plötzlich war ich sehr froh für sie.
    Merlin näherte sich uns, Nimue immer noch im Arm haltend. Gorfyddyd hatte die Ankunft des Druiden beobachtet und galoppierte zu unserem Teil des Schlachtfelds herüber. Beim Anblick des Königs hob Merlin zwar den Stab zum Gruß, ignorierte aber dessen Fragen. Die irische Kriegshorde hatte am Fuß des Hügels haltgemacht und formierte sich dort zu einem grimmen Wall aus schwarzen Schilden.
    Merlin kam direkt auf mich zu. Er schritt, genau wie an jenem Tag auf Caer Sws, als er mir das Leben gerettet hatte, in hehrer, kalter Majestät einher. Auf seinem dunklen Gesicht lag kein Lächeln, keine Andeutung von Freude in seinen tiefen Augen, sondern ein so furchtbarer Zorn, daß ich auf die Knie sank und, als er näher kam, den Kopf senkte. Sagramor folgte meinem Beispiel, und plötzlich kniete unsere ganze, zerschundene Truppe von Speerkämpfern vor dem Druiden. Merlin streckte seinen schwarzen Stab aus und berührte damit zuerst Sagramors und dann meine Schulter. »Erhebt euch«, sagte er mit gedämpfter, harter Stimme. Dann wandte er sich um und trat den Feinden gegenüber. Er nahm den Arm von Nimues Schultern und hob den schwarzen Stab mit beiden Händen waagerecht über seinen Kopf. Er starrte Gorfyddyds Männer an und ließ den Stab wieder sinken. Sein langes, uraltes, zorniges Gesicht und diese langsame, selbstsichere Geste strahlten eine solche Autorität aus, daß auch die Feinde vor ihm niederknieten. Nur die beiden Druiden blieben stehen, und die wenigen

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