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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verneige mich vor Euch, Lord Derfel.« Damit warf er das Gold vor unseren Füßen zu Boden. Ich hob meinen Torques auf und bog die Enden auseinander, damit ich ihn mir um den Hals legen konnte. »Und, Derfel Cadarn…«, sprach Cuneglas weiter. Er trug ein Lächeln auf dem runden, freundlichen Gesicht.
    »Lord Prinz?«
    »Meine Schwester bat mich, Euch Grüße zu übermitteln. Das tue ich hiermit.«
    Meine Seele, so dicht vor dem Tod, schien bei diesem Gruß
    einen Freudensprung zu machen. »Richtet ihr auch meine Grüße aus, Lord Prinz«, antwortete ich, »und sagt ihr, daß ich mich darauf freue, sie in der Anderwelt wiederzusehen.« Dann jedoch verdarb mir der Gedanke, Ceinwyn in dieser Welt nie wiederzusehen, die Freude, und plötzlich hätte ich am liebsten geweint.
    Cuneglas sah meine Trauer. »Ihr müßt nicht sterben, Lord Derfel«, sagte er. »Ich biete Euch das Leben und garantiere Euch dafür. Außerdem biete ich Euch meine Freundschaft an, falls sie Euch willkommen ist.«
    »Ich würde sie in Ehren halten, Lord Prinz«, entgegnete ich,
    »aber solange mein Lord kämpft, kämpfe ich auch.«
    Sagramor, der seinen Helm aufsetzte, zuckte zusammen, als das Metall die Speerwunde auf seinem Kopf berührte. »Ich danke Euch, Lord Prinz«, sagte er zu Cuneglas, »aber ich wähle den Kampf.«
    Cuneglas wendete sein Pferd. Ich betrachtete mein Schwert, so ramponiert und klebrig von Blut, dann betrachtete ich meine überlebenden Männer. »Wenn wir nichts anderes erreicht haben«, versuchte ich sie aufzumuntern, »so haben wir wenigstens dafür gesorgt, daß Gorfyddyds Heer für eine ziemlich lange Weile nicht gegen Dumnonia marschieren kann. Vielleicht sogar nie! Denn wer würde freiwillig ein zweites Mal gegen Männer wie uns kämpfen?«
    »Die Schwarzschild-Iren«, knurrte Sagramor und deutete mit dem Kopf zu dem Hügel hinüber, auf dem der Geisterzaun den ganzen Tag lang unsere Flanke geschützt hatte. Und dort, hinter den mit Zaubersprüchen belegten Pfosten, wartete eine Kriegshorde mit den runden schwarzen Schilden und den gefährlichen, langen Speeren Irlands. Es war die Besatzung von Coel's Hill, Oengus Mac Airems Schwarzschild-Iren, die gekommen waren, um sich an diesem Blutvergießen zu beteiligen.

    Arthur kämpfte immer noch. Er hatte ein Drittel des feindlichen Heeres zugrunde gerichtet, aber der Rest hielt ihn nunmehr in Schach. Immer wieder griff er an und versuchte, den Schildwall zu durchstoßen, aber kein Pferd der Welt würde in ein Dickicht von Männern, Schilden und Speeren stürmen. Selbst Llamrei ließ ihn da im Stich, und nun blieb ihm meiner Ansicht nach nur noch übrig, Excalibur tief in den blutgetränkten Boden zu rammen und zu hoffen, daß ihm der Gott Gofannon aus den finstersten Tiefen der Anderwelt zu Hilfe kommen würde.
    Aber kein Gott kam und auch kein Mensch aus Magnis. Später erfuhren wir, daß sich tatsächlich einige Freiwillige auf den Weg gemacht hatten, aber sie kamen alle zu spät. Die Männer der Landwehr aus Powys blieben auf dem Hügel, weil sie sich zu sehr fürchteten, den Geisterzaun zu durchbrechen, und neben ihnen versammelten sich über einhundert irische Krieger. Diese Krieger brachen jetzt nach Süden auf, um so die rachsüchtigen Geister des Zauns zu umgehen. In einer halben Stunde, dachte ich, werden sich die Schwarzschilde Cuneglas' letzter Attacke anschließen. Ich ging zu Nimue. »Schwimm durch den Fluß«, drängte ich sie.
    »Du kannst doch schwimmen - oder?«
    Sie hob die linke Hand mit der Narbe. »Wenn du hier stirbst, Derfel«, entgegnete sie, »sterbe ich auch hier.«
    »Aber du mußt…«
    »Halt den Mund!« fuhr sie mich an. »Das ist es, was du tun mußt.« Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küßte mich auf die Lippen. »Töte Gundleus für mich, bevor du stirbst«, bat sie mich.
    Einer von unseren Speerkämpfern stimmte den Todesgesang von Werlinna an, und die übrigen nahmen die getragene, traurige Melodie auf. Cavan, dessen Mantel schwarz vor Blut war, hämmerte mit einem Stein auf das hohle Ende seiner Speerspitze ein, damit der Schaft fester saß. »Nie hätte ich gedacht, daß es soweit kommen würde«, sagte ich zu ihm.
    »Ich auch nicht, Lord«, gab er zurück und blickte von seiner Arbeit auf. Seine Wolfsruten-Helmzier war ebenfalls blutgetränkt, sein Helm verbeult, und um den linken Oberschenkel trug er einen blutigen Verband.
    »Ich dachte immer, ich wäre vom Glück begünstigt«, fuhr ich fort. »Das hatte ich mir

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