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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bemalter Körper nackt war, und sang die Huldigung an die Götter, die mit angesehen hatten, wie ihr Champion, Großkönig Uther von Dumnonia, Pendragon von Britannien, die Könige, Häuptlinge und Champions der Feinde schlug. Dann warf sich der Barde, immer noch nackt, vor König Uthers Thron zu Boden.
    Uther fingerte unter seinem zotteligen Umhang herum und zog einen Torques aus gelbem Gold hervor, den er Cynyr zuwarf. Da sein Wurf schwächlich war, fiel der Torques auf den Rand des Holzpodests, auf dem die beiden Könige saßen. Nimue erbleichte angesichts dieses bösen Zeichens; Tewdric jedoch hob den Torques gelassen auf und trug ihn zu dem weißhaarigen Barden hinüber, den er eigenhändig vom Boden aufhob.
    Nachdem die Barden gesungen hatten und als gerade die Sonne hinter dem niedrigen, dunklen Kamm der westlichen Berge, die das Ende der silurischen Gebiete markierten, unterging, brachte eine Gruppe junger Mädchen Blumen für die Königinnen, aber es saß nur eine einzige Königin auf dem Podium, Enid. Sekundenlang wußten die Mädchen, die die Blumen für Uthers Lady trugen, nicht, was sie tun sollten, dann regte sich Uther und zeigte auf Morgan, die neben dem Podium auf einer eigenen Bank saß. Die Mädchen
    schwenkten ab und häuften Iris, Mädesüß und Bienenragwurz zu ihren Füßen. »Wie ein mit Petersilie garnierter Kloß sieht sie aus«, zischelte mir Nimue ins Ohr.
    Am Abend vor der Versammlung des Hohen Rates wurde in der großen Halle des riesigen Gebäudes in der Mitte der Stadt ein christlicher Gottesdient abgehalten. Tewdric war ein begeisterter Christ, und all seine Anhänger drängten in die Halle, die von brennenden Fackeln in eisernen Wandhaltern beleuchtet wurde. Da es an jenem Abend geregnet hatte, stank es in der überfüllten Halle nach Schweiß, nasser Wolle und Holzrauch. Die Frauen standen auf der linken Seite der Halle, während die Männer rechts standen, und nur Nimue mißachtete diese Ordnung gelassen und kletterte auf einen Sockel hinter der dunklen Menge von barhäuptigen Männer in ihren Umhängen. Es gab noch mehr von diesen Sockeln, auf denen meist Statuen standen, doch unser Sockel war leer und bot ausreichend Platz für uns beide, um bequem sitzen und die christlichen Riten beobachten zu können. Obwohl ich anfangs viel mehr über die Ausmaße der riesigen Halle staunte, die höher, breiter und länger war als jede andere Festhalle, die ich jemals gesehen hatte: Sie war so groß, daß
    sogar Spatzen in ihr wohnten und diese römische Halle wohl für die große, weite Welt hielten. Der Spatzenhimmel war ein gewölbtes Dach, getragen von gedrungenen Backsteinsäulen, die früher einmal mit glattem, weißem Stuck ummantelt und mit Bildern bemalt gewesen waren. Reste dieser Bilder gab es noch immer: Ich entdeckte die rötlichen Umrisse eines dahinjagenden Hirschs, ein Seeungeheuer mit Hörnern und gegabeltem Schwanz und zwei Frauen, die einen
    zweihenkligen Becher hielten.
    Uther war nicht in der Halle, doch seine christlichen Krieger nahmen an dem Ritual teil, und Bischof Bedwin, der Ratgeber des Großkönigs, half bei den Zeremonien, die Nimue und ich von unserem Ausguck aus beobachteten wie zwei
    ungehorsame Kinder, die Erwachsene belauschen. König Tewdric war anwesend, und mit ihm einige der Fürsten und Prinzen, die am folgenden Tag am Hohen Rat teilnehmen würden. Diese Mächtigen hatten ihre Plätze ganz vorn in der Halle, aber der Großteil des Feuerscheins fiel nicht auf ihre Sessel, sondern auf die Christenpriester, die sich an einer Tafel versammelt hatten. Es war das erste Mal, daß ich diese Kreaturen bei ihren Riten beobachten konnte. »Was genau ist eigentlich ein Bischof?« fragte ich Nimue.
    »So was Ähnliches wie ein Druide«, antwortete sie, und tatsächlich hatten alle Christenpriester den vorderen Teil ihres Schädels genauso kahl rasiert wie die Druiden. »Nur daß sie nichts gelernt haben«, ergänzte Nimue spöttisch, »und nichts wissen.«
    »Sind das alles Bischöfe?« fragte ich sie, denn es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von geschorenen
    Männern, die hin und her liefen, immer um die
    feuerbeschienene Tafel am hinteren Ende der Halle.
    »Nein. Einige sind nur Priester. Die wissen sogar noch weniger als Bischöfe.« Sie lachte.
    »Keine Priesterinnen?« fragte ich sie.
    »In ihrer Religion«, antwortete sie verächtlich, »müssen die Frauen den Männern gehorchen.« Sie spuckte gegen das Böse aus, und einige in der Nähe stehende

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